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The Chronicles of Spellborn (Rollenspiel) – The Chronicles of Spellborn

Zwischen den etablierten Platzhirschen Warhammer Online, World of WarCraft Herr der Ringe Online oder EverQuest 2 startete The Chronicles of Spellborn Ende November fast unbemerkt. Dabei versucht sich das niederländische Online-Rollenspiel durch aktives Kämpfen, alternatives Weltdesign und Loslösung von Gegenstandswerten abzusetzen. Doch trotz guter Ideen ist Spellborn in vielen Belangen „nur“ bemüht und hätte mehr Entwicklungszeit gebraucht…

© Khaeon Games; Spellborn International Ltd. / Frogster Interactive

Faules Fallobst

Bei den Questbeschreibungen stellt sich Spellborn selbst ein Bein: Häufig sind die Aufgaben undeutlich beschrieben, falsch oder gar nicht übersetzt oder mit Platzhaltern versehen: Man weiß oft nicht, wo man genau hin soll (was teilweise gewollt ist, Stichwort: Erkundungsdrang), was man machen muss oder für wie viele Personen die Aufgabe gedacht ist. Zudem sind viele Quests fehlerhaft. Mit zunehmender Ruhmstufe werden die Aufgaben unfertiger, was sie unlösbar

Die Entdeckung der Langsamkeit: Lange Downtimes, lange Reisen, lange Zeiten bis zum Level-Up. Alles dauert bei Spellborn etwas länger…

macht, zu Ruhm-Löchern führt und beim Grinden endet.

Präsentiert werden die Quests in einem schlichten Textfenster und zwischendurch verwischen die sprachlichen Barrieren zwischen Englisch und Deutsch; Sprachausgabe gibt es kaum. Questrelevante Personen werden als roter Punkt auf der Minikarte angezeigt und grüne Punkte verzeichnen Questgeber – den Spielern wird so ein bisschen unter die Arme gegriffen, ohne es völlig zu automatisieren.

Baustelle PvP und Dungeons

Aufgaben in instanzierten Bereichen wie Dungeons gibt es ebenfalls, wobei die Anzahl der Dungeons so gering ist, dass sie kaum ins Gewicht fällt. Lediglich die Solo-Instanzen beziehungsweise Gewölbe, die euch auf bestimmten Stufen als Prüfung gestellt werden, fallen positiv auf – nur schade, dass man diese Gewölbe nur solange besuchen kann, bis man den Endgegner einmal besiegt hat. Insofern Bugs das Vorankommen nicht unterbinden.

Mit Stufe 10 dürft ihr euch einem der fünf hohen Häuser anschließen, bekommt individuelle Aufgaben pro Fraktion gestellt und könnt andere Anhänger anderer Häuser in PvP-Manier jagen. Klingt auf dem Papier gut, funktioniert auch, bietet aber rein gar nichts Besonderes. Hier schlummern viele weitere Möglichkeiten, 

Kämpfe mit einzelnen Gegnern sind bei solchen großen Gruppen kaum möglich.

wenn nicht sogar etwas „RvR“ oder „Splitter vs. Splitter“-Potenzial. Haben sich Spieler keinem Haus angeschlossen, sind sie als Bürger der Enklave gekennzeichnet und können nicht gegeneinander kämpfen. Echte Belohnungen für PvP lassen bislang auf sich warten und warum man beim PvP-Tod auch PeP-Level verliert, kann ich nicht nachvollziehen. Man könnte fast meinen, der PvP-Aspekt wäre überhastet eingebaut worden.

Crafting

Ungewöhnlich und erstaunlich interessant ist das Crafting. Man muss keinen Beruf erlernen, um Rohstoffe zu sammeln oder Gegenstände zusammenzusetzen. Ab und an findet ihr neben den Siegeln auch „zerbrochene Gegenstände“ als Beute. Diese kaputten Items könnt ihr einem NPC-Schmied unter die Nase halten, der euch kurz darauf eine Liste bzw. ein Rezept gibt, welche Rohstoffe er benötigt, um diesen Gegenstand für euch wiederherzustellen. Diese Rohstoffe findet ihr überall in der Welt und müsst sie jetzt sammeln, was im Zweifelsfall aber Stunden dauern kann. Nahe liegend wäre hier ein Handelssystem mit Auktionshäusern gewesen – doch das sucht man vergeblich. Handel wird im spärlich besuchten Forum oder im umständlichen Chat-System getrieben.

Bei einer Gruppenquest hat ein Gegner ein Siegel hinterlassen. Andere „Schrott“-Gegenstände können jederzeit für Geld zerlegt werden und müssen nicht im Inventar verweilen bis ihr einen NPC-Verkäufer findet.

 GameMaster sucht man übrigens ebenfalls vergebens. Steckt ein Charakter mal fest oder versauert in einer nicht funktionierenden Instanz (Dungeon, Splitterschiff), muss man bis zu den nächsten Wartungsarbeiten warten und die finden täglich zwischen 13 und 14 Uhr statt.

Ausblick

Dass Spellborn alles andere als rund läuft, wissen die Entwickler selbst und wollen das Spiel in den nächsten Monaten auf Touren bringen. Auf Nachfrage bestätigte uns der Publisher, dass im Januar „LKW-Ladungen an Bugfixes“ auf dem Plan stehen und das Tutorial überarbeitet wird. Im Februar soll ein „Marketplace“ anstelle des ursprünglich geplanten Auktionssystems hinzugefügt werden und ein größeres Arena-Update sei in Arbeit (u.a. Ranking-System). Die Themen „Reittiere“ oder „Umskillen von Fähigkeiten oder Sekundärklassen“ werden diskutiert. Selbstverständlich hat diese Zukunftsmusik keinen Einfluss auf die Wertung.