In den Fängen von Murkoff
The Outlast Trials ist zwar der dritte Teil der Reihe, spielt aber vor den Ereignissen der beiden Vorgänger: Im Kalten Krieg angesiedelt werde ich kurzerhand zum Versuchskaninchen der aus dem ersten Teil noch bekannten Murkoff Corporation, die schon in den 60er- und 70er-Jahren mit unmoralischen, unethischen und schlicht grausamen sowie abscheulichen Experimenten die Psyche von Menschen untersucht. Wirklich freiwillig erscheint
mir die Teilnahme nicht, denn als Belohnung versprechen einem die kaltfühligen und nüchternen Wissenschaftler die süße Freiheit, wenn ich die entsprechenden Tests, dazu gleich mehr, erfolgreich abschließe – ansonsten bleibe ich ein Gefangener. Eine wahnsinnig „tolle“ Ausgangslage mal wieder.
Viel mehr passiert in Sachen Story bislang nicht, denn The Outlast Trials bietet keine lineare, zusammenhängende Erfahrung mit einem klaren Ende. Stattdessen existiert lediglich ein minimaler Handlungsrahmen, der auch auf einem Taschentuch hätte Platz finden können, um zu erklären, warum ich als Spieler immer wieder die titelgebenden Experimente durchlaufe und versuche, stets besser benotet zu werden. Zwar lässt sich ein Stück tiefer in die vor menschlichen Abgründen nur so triefende Geschichte der Murkoff Corporation weiter eintauchen, in dem man in den Leveln verschiedene optionale Dokumente und teils sehr verstörende Fotos sammelt, aber zum jetzigen Zeitpunkt bleibt das Ganze ein Stückwerk.
Wer also darauf hoffte, dass The Outlast Trials wie der erste Teil eine rund fünf bis sieben Stunde lange kohärente Story erzählt, die mit dem einen oder anderen spannenden Twist und Jumpscare überraschen kann, sollte direkt einen Bogen um den Horror-Titel machen. Diese Erfahrung gibt es hier nicht.
Bis zu vier Opfer sollt ihr sein
Der Verzicht auf eine intensive und mit Skripten versehene Geschichte ist aber eine vom Entwicklerstudio bewusst getroffene Entscheidung, da der Fokus in erster Linie auf dem Koop-Modus liegt. Zwar lässt sich The Outlast Trials problemlos solo spielen, aber seine Stärken entfalten die bislang in der Early Access-Version zur Verfügung stehenden drei Prüfungen, davon eine fieser und grausamer als die andere, erst so richtig, wenn man mindestens zu zweit unterwegs ist. Maximal dürfen übrigens vier Spieler gleichzeitig losziehen und sich den jeweiligen Schrecken stellen, wobei meiner Erfahrung nach darunter ein Stück weit der Schwierigkeitsgrad leidet und manches Hindernis einen Ticken zu einfach wird.
Die Tests schicken einen entweder in eine vom Layout her sehr verwirrende und gefühlt wenig praktische Polizeistation, in einen Vergnügungspark, wo der größte Spaß daran liegt, Herzen durch die Gegend zu werfen (wortwörtlich zu nehmen), und in ein von Nonnen geführtes Waisenhaus, dessen Besuch ich nicht einmal meinem ärgsten Feind wünschen würde. Mehr Schauplätze für die obskuren Tests der Murkoff Corporation sollen im Laufe der Early Access-Phase folgen, aber bisher ist der Inhalt überschaubar. Zwar sind die einzelnen Level recht umfangreich und bei jedem Betreten ändern sich ein paar Dinge, wie beispielsweise Türen oder Verstecke, aber ein inhaltliches Brett ist The
Outlast Trials in der aktuellen Fassung noch nicht. Neben den großen Hauptmissionen gibt es pro Szenario übrigens noch jeweils zwei Spezialtests, die in Sachen Umfang und Länge deutlich kürzer ausfallen.
Schafft man es, einen Level erfolgreich zu beenden, folgt zum Schluss seitens der Wissenschaftler eine Bewertung im amerikanischen Schulnotensystem. Je besser man darin abschneidet, sprich Missionsziele zufriedenstellend erfüllt und wenig Fehler begeht, desto höher fällt die Bezahlung aus und desto mehr Erfahrungspunkte gibt es. Von dem Geld lassen sich rein kosmetische Gegenstände kaufen, wie etwa einen neuen Pullover oder ein schicker neuer Bettbezug für die eigene Zelle. Die Erfahrungspunkte wiederum lassen das Level ansteigen, wodurch man nach und nach spezielle Gadgets, darunter beispielsweise ein Sonarscanner, um Feinde durch Wände temporär orten zu können, und sonstige Verbesserungen freischaltet.