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Tiger Woods PGA Tour 08 (Sport) – Tiger Woods PGA Tour 08

Wenn man über Tiger Woods spricht, kann man nur eins sagen: Es sieht seit Jahren aus wie seine Vorgänger, es spielt sich seit ebenso vielen Jahren wie die Vorläufer, und die Entwickler feilen so verbissen an den Details, dass man die Unterschiede zum vorherigen Tiger mit der Lupe suchen muss. Allerdings ist EAs Serie eine erstklassige Simulation, die man ebenso gut in kurzen wie in langen Schüben genießen kann. Alles beim Alten also? Nicht ganz! Denn auf PC, PS2 und PSP büßt der Tiger spätestens in diesem Jahr viel von seinem Glanz ein…

© EA Sports / Electronic Arts

EA ist zuversichtlich

EA Sports, genauer gesagt EA „fünf verschiedene Spiele auf sechs Systemen“ Sports, bittet wieder einmal den weltbesten Golfer ins virtuelle Rampenlicht der – soviel muss man festhalten – weltbesten virtuellen Fairways. Allerdings will man den Greens und Bunkern scheinbar einen neuen Anstrich verpassen, denn ab sofort kümmert sich das Madden NFL-Team um die Umsetzung des mehr und mehr zum Volkssport werdenden Golfens. Und damit

Der Tiger holt zu seinem diesjährigen Schlag aus.

PC-Besitzer ebenso in den Genuss einer für ihr System zurecht geschnittenen Fassung kommen wie 360- oder PS3- Profis, Remote-Wackler, PS2-Konsoleros sowie Hosentaschen-Sportler, unterscheiden sich die Versionen in diesem Jahr sehr deutlich voneinander. Bleibt in der Theorie nur die Frage, wie die Football-Jungs frische Luft über die Links dieser Welt blasen wollen.

In der Theorie. Denn tatsächlich tun die Entwickler wenig, um die Serie spürbar voran zu bringen. Im Mittelpunkt steht auf allen Systemen eine Zuversicht genannte Funktion, mit der sich jeder neue Schlag anders anfühlen soll, weil sich die bisherige Leistung des Spielers auf die Werte seines Alter Ego auswirkt. Hat der virtuelle Sportler z.B. mit bestimmten Schlägen Schwierigkeiten, fällt es schwerer, ähnliche Schläge präzise zu platzieren. Golf-Könner profitieren hingegen von einer Steigerung der Fähigkeiten eines zuversichtlichen Profis. Natürlich kann man das System in Frage stellen; schließlich werden schwächere Spieler damit bestraft, während es ohnehin starken Veteranen einfacher gemacht wird. Glück im Unglück: In der Realität wirkt sich die Zuversicht so wenig aus, dass die Unterschiede kaum spürbar sind. Ob das neue Element so wirklich nötig war? Zumindest macht es EAs Tiger Woods PGA Tour nicht schlechter. PC-Eigner, die wie immer die realistischste Umsetzung Sport erleben, müssen sich nur darauf einstellen, dass sich die diesjährige Ausgabe an ihre Konsolenvettern annähert. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass das virtuelle Ebenbild sämtliche Schlagarten gleich vom Start weg beherrscht. Bisher musste es diese im Verlauf seiner Karriere erst erlernen.

GamerNet gesucht

Eine weitere Neuerung ist das EA GamerNet auf PS3 und 360 – ein Online-Service, der auf Wunsch jeden Schuss und jedes Loch speichern kann. Anschließend darf man Siegbedingungen wie das Unterbieten einer Anzahl an Schlägen bis zum Einlochen oder den größten Abstand, mit dem der Ball vor dem Loch liegen bleiben darf, festlegen und die Herausforderung weltweit zur Verfügung stellen. So könnten Online-Golfer auf Monate damit beschäftigt sein, die größten Momente ihrer Mitspieler zu überbieten –

Auf dem Platz hat sich wenig getan: Tiger Woods 08 gleicht äußerlich der letzten PGA Tour.

wenn die Server denn dem Ansturm gerecht würden. Tatsächlich ist das GamerNet praktisch seit der Veröffentlichung des Titels nicht zu erreichen. Was für eine Pleite! Auch das neue Photo Game Face, bei dem Besitzer einer der beiden „großen“ Konsolen ihre eigenen Fotos für die Charaktererstellung nutzen dürfen, leidet unter EAs mangelnde Kapazitäten.

Gute Neuigkeiten gibt es hingegen für jene, die mit Wii und Nunchuk an den Abschlag treten. Denn im Gegensatz zum letzten Jahr müssen sie tatsächlich die Bewegung eines echten Golfers nachahmen und kommen damit dem Gefühl, am Tee zu stehen, ein ganzes Stück näher. Die äußerlich nahezu identische PS2-Fassung wirkt im Gegensatz dazu richtig altbacken, die PSP-Version sogar inhaltlich magersüchtig. Denn bei beiden flimmern keine nennenswerten Änderungen über den Bildschirm. Dafür sind allen Versionen erneut der entspannte Soundtrack sowie die trotz einiger nicht zur Situation passender Kommentare erstklassige „Live-Berichterstattung“ von Gary McCord und David Feherty gemein. Und wer sich abseits seiner Karriere betätigen will, darf dies weiterhin in zahlreichen separaten, meist für Mehrspieler-Runden ausgelegten Partien tun. Oder man absolviert auf PC und Konsolen in der Tiger-Herausforderung eine Reihe verschiedener Aufgaben – eine im Vergleich zum Vorjahr besser gelungene Abwechslung zur realitätsnahen Karriere.