2raumwohnung
Ein kleines Apartment – Wohnküche, Schlafzimmer, Bad und Abstellraum – ist ein verdammt überschaubares Areal für ein Videospiel. Ähnlich wie in Polanskis schwarzhumorigem Kammerspiel „Der Gott des Gemetzels“ findet beinahe die komplette Handlung von Twelve Minutes in einer eng begrenzten Wohnung statt. Doch wo im Film Jodie Foster, Christoph Waltz, Kate Winslet und John C. Reilly nur über missratene Kinder und ein Apfeldessert streiten, geht es im Xbox-Spiel eine Spur ernster zu: Ein Mann, seine Ehefrau sowie ein Polizist treten als handelnde Personen auf. Es geht um düstere Geheimnisse und einen Mordvorwurf, zudem können alle Beteiligten zu Tode kommen.
Der Ehemann wird vom britischen Schauspieler James McAvoy (Der letzte König von Schottland, Abbitte, Wanted, Split) gesprochen. Seine Frau borgt sich die Stimme von Daisy Ridley (Star Wars). Der Cop, der beiden im Spielverlauf arg zusetzt, wird von Starmime Willem Dafoe (Speed 2, Boondock Saints, Spider-Man, Antichrist) vertont, den wir Videospieler auch schon aus Beyond: Two Souls kennen. Der englische Ton (eine deutsche Synchro gibt es leider nicht) ist daher wenig überraschend sehr gelungen, allerdings profitiert das Spiel visuell nicht von den prominenten Beteiligten – durch die gewählte Kameraperspektive von oben gibt es kein Mimenspiel zu bewundern.
Das grundsätzliche Spiel geht so: Der Mann steigt aus dem Fahrstuhl, quert den Hausflur und betritt die gemeinsame Wohnung. Dort erwartet ihn seine Frau. Sie hat ein leckeres Dessert vorbereitet und freut sich auf den gemeinsamen Abend – in dessen Verlauf sie ihm von ihrer Schwangerschaft berichten möchte. Ob es überhaupt dazu kommt, das beeinflusst man als Spieler direkt. Hier gilt die Devise: Vieles kann, nichts muss. Man steuert ausschließlich den Mann, allerdings nicht via Stick, sondern über einen kleinen Cursor und die A-Taste, um eine Aktion (Laufen, Sprechen, Nehmen) auszulösen – das fühlt sich mit Gamepad auf der Xbox minimal umständlich an, trotzdem geht die Steuerung in Ordnung und fällt nicht negativ auf.
Herumprobieren und Studieren
Trotz des kleinen Areals und gar nicht mal so vieler interaktiver Gegenstände sind die Optionen sehr vielfältig: Man kann sich einfach nur auf die Couch setzen und seiner Frau zuhören. Oder man holt das Dessert aus dem Kühlschrank, lädt zu einem Tanz ein und startet das Projekt „romantischer Abend“. Wer schnell ist, kann sich sogar in der Abstellkammer verstecken, bevor die Ehefrau die Ankunft ihres Gatten bemerkt. Oder man schließt sich im Bad ein und sucht nach … Dingen. Das geht auch im Schlafzimmer. Und was hat es mit dem Lichtschalter dort auf sich, der scheinbar defekt ist? Gibt es hier oder in anderen Zimmern vielleicht versteckte Orte? Kann man seiner durstigen Frau das Trinkglas wegnehmen oder wird sie dann sauer? Sind die Kerzen auf dem Tisch zu etwas gut? Das Messer auf der Anrichte vielleicht? Kann man einfach wieder Kehrt machen und die Wohnung verlassen?
Eben rausgefunden: 12 Minutes ist mittlerweile auch auf PlayStation erschienen.