In große Fußstapfen
Am 12. August 2014 veröffentlichte Konami mit P.T. eine mysteriöse Demo, in der man immer wieder durch denselben dunklen Hausflur geschickt wurde, um neue Details der verstörenden Vergangenheit der Bewohner zu erfahren. Bereits einen Tag nach der Ankündigung fanden Fans heraus, dass es sich um einen Teaser für das neue Horrorspiel Silent Hills handelt und dass Kojima, Del Toro sowie Reedus beteiligt sind. Nachdem schon der Teaser für viele zur gruseligsten Videospiel-Erfahrung ihres Lebens wurde, war die Vorfreude auf das kommende Spiel riesig und zusammen fand die Community immer mehr versteckte Hinweise. Umso größer war natürlich die Enttäuschung, als Konami im April 2015 bekannt gab, dass das Spiel offiziell eingestampft wurde. Noch im selben Jahr verließ Kojima den japanischen Publisher und gründete mit Kojima Productions sein eigenes Studio. Allerdings ging es da bekanntlich nicht um Silent Hills, sondern um Death Stranding.
Doch daraufhin gab es einige Entwickler, die das Prinzip weiterführten und sich inspirieren ließen. Den Anfang machte im Juli 2015 ein Prototyp-Video zu Allison Road, in dem es wie bei P.T. darum ging, durch ein bedrohliches Haus zu laufen, Gegenstände zu finden und sich nicht von einem Geist töten zu lassen. Aber obwohl mit Team 17 sogar zügig ein bekannter Publisher gefunden war, verkündeten die Entwickler bereits ein Jahr später auf Twitter, dass das Projekt eingestellt wurde.
Doch was viele zu dem Zeitpunkt bereits vergessen hatten: Mit dem neu gegründeten SadSquare Studio gab es parallel noch einen Entwickler, der bereits seit Januar 2015 am ebenfalls von P.T. inspirierten Visage arbeitete. 2016 folgte die mit über 77.000 Euro unterstützte Kickstarter-Kampagne, bei der die kanadischen Entwickler ihr Ziel zu 200% erreichten. Nach zwei Jahren im Early Access erschien Visage am 30. Oktober 2020 für PC, Xbox One und PS4 in der finalen Version. Kann dieses Horrorspiel das gruselige Erbe von Silent Hills antreten?
Willkommen zu Hause
Zwar betonen die Entwickler, dass sie bei Visage auch von Spielen wie Phantasmagoria und Amnesia inspiriert
wurden, aber wer P.T kennt, wird so manchen Flashback erleben: Einige Zwischensequenzen, Teile der Geschichte und natürlich der ikonische Hausflur, inklusive Radio und Familienportraits, wurden direkt aus dem spielbaren Teaser übernommen (ein Vergleichsvideo).
Jedoch wurden schon die ersten Schritte im Haus von dem kleinen Team so atmosphärisch umgesetzt, dass mir das Wort Kopie zu keiner Zeit in den Sinn kam. Eher der Gedanke, wieso ich mir das gerade antue, denn ich kann euch sagen: Visage ist selbst für Horrorfans wie mich fucking gruselig!
Wie so oft reichen hier keine Spielszenen, um einen wirklichen Eindruck zu bekommen: Ein konstant bedrohliches Brummen, ein leises Kichern oder Flüstern in einem entfernten Raum, plötzliche Atemgeräusche im Nacken. War das ein Schatten da hinten und wieso ist plötzlich das Licht ausgefallen? Nur wenn man sich selbst durch die zahlreichen Flure und Zimmer des Hauses bewegt, kann man den Horror wirklich spüren. Dabei sind es nicht nur atmosphärische Soundeffekte und gut gesetzte Schockmomente, die wie in so vielen anderen Spielen konstante Angst auslösen, sondern vor allem der psychologische Terror.
Diese Trial&Error Passagen machen das Spiel hier teilweise echt nervig & frustrierend. Ich mag Spiele wie P.T Layers of Fear usw. auch wenn sich diese Art Spiele etwas abgenutzt haben.
Visage hat ein guten Einstieg der Lust auf mehr macht. Auch das Haus erkunden und dessen geheimnisse zu entdecken mit überraschenden Momenten > Top! Aber...wenn man nicht weiter weis und man die ganze Zeit "Random" getötet wird...boah^^ Und ist ja auch nicht so das man leicht herausfinden kann was man nun genau machen muss.
Vielleicht gibt es ja irgendwann einen Angsthasen-Patch, der die Gegner raus nimmt. Ich würd´s dann nehmen, mir ist die Atmo in solchen Spielen wichtiger als Stress durch unpassende Actionsequenzen.
Ich habe es gestern Abend durchgespielt oder vielmehr: überstanden. Ich finde es wirklich bemerkenswert, was dieses kleine Team hier geleistet hat. Die beinahe schon fotorealistische Grafik, die stimmungsvolle Beleuchtung und das größtenteils gelungene Sounddesign liefern ein solides Fundament, aber die wahren Stärken des Spiels liegen in seiner Kreativität, seinem Abwechslungsreichtum und seiner Kompromisslosigkeit. Visage ist fies, liefert sogar ein paar Momente, die ich gehofft hatte, nie in einem Spiel durchleben zu müssen, aber es ist meistens ungemein unterhaltsam, weil es die einzelnen Spielelemente je nach Abschnitt unterschiedlich gewichtet, neue Aspekte hinzufügt und gerade bei den Rätseln Ideenreichtum beweist.
Die im Review geäußerte, negative Kritik kann ich aber absolut unterstreichen. Das Inventarmanagement ist suboptimal gelöst und einige Abschnitte geraten unnötig stressig. Manchen davon kann man mit einem kühlen Kopf begegnen und so Frust entgegenwirken, aber manchmal bleibt nichts als Trial & Error, glücklicherweise jedoch nicht zu häufig und nicht zu lange. Darüber hinaus empfand ich die Lichtspielerein, die spontan schließenden Türen usw. nur wenig gruselig, sondern eher nervig und störend. Sind aber alles keine dealbreaker für mich, die positiven Aspekte überwiegen deutlich.