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Wii Music (Geschicklichkeit) – Wii Music

Wenn es einen Designer gibt, der es immer wieder schafft, mit kreativen Ideen und simplen, aber dennoch anspruchsvollen Spielkonzepten an den Bildschirm zu fesseln, dann hört er wahrscheinlich auf den Namen Shigeru Miyamoto. Gute Vorzeichen also für Wii Music, das ebenfalls unter der Regie von Nintendos Star-Entwickler entstanden ist und das Ziel verfolgt, den Spaß am Musizieren mit einem Videospiel zu vereinen – und das ohne zusätzliche Hardware. Bekommen Rock Band, Guitar Hero & Co ernsthafte Konkurrenz?

© Nintendo / Nintendo

Schwache Songauswahl

Doch hätte ich bereits vorher gewusst, was mich hier erwartet, hätte ich mir die Arbeit mit den Clips vermutlich ganz gespart. Schon bei den ersten Liedern hatte ich ein ungutes Gefühl, tummelten sich doch hauptsächlich irgendwelche traditionelle

Sind wir jetzt im Musikantenstadl gelandet? Sieht man sich zusammen mit diesem Hintergrund einen Großteil der Trackliste an, könnte es tatsächlich sein…

Werke wie Do-Re-Mi, Morgen kommt der Weihnachtsmann oder O Tannenbaum auf der Setlist. Später gesellen sich zwar mit Titeln wie Daydream Believer, Material Girl, The Loco-Motion oder Wake Me Up Before You Go-Go (betagte) Songs aus dem Pop-Genre hinzu und auch klassische Werke wie der Hochzeitsmarsch oder Eine kleine Nachtmusik finden neben Videospielklängen aus F-Zero, Super Mario Bros. Oder The Legend of Zelda ihren Weg in die Auswahl, aber eines haben alle gemeinsam: Sie klingen absolut furchtbar! Stellt euch vor, ihr kramt irgendwo aus dem Keller euren alten 486er wieder aus und schließt die darin verbaute General Midi-Karte mit den am billigsten vorstellbaren Samples an euren Verstärker an. Und jetzt stellt euch noch vor, ihr würdet Hänschen Klein (das bei Wii Music tatsächlich auch enthalten ist!) mit synthetischen Rock- und Elektroklängen oder ein La Bamba in Schlaftablettenform zu hören bekommen… Bei meinen Streifzügen durch die CD-Regale diverser Kaufhäuser habe ich manchmal den Fehler begangen, mir günstige CDs mit Filmmusik zu kaufen – mit dem Ergebnis, eine Krieg der Sterne-Fanfare plötzlich auf einem Uralt-Knarz-Synthesizer mit einer Drum-Machine und Jazz-Bassline präsentiert zu bekommen. Dabei lief mir der gleiche kalte Schauer über den Rücken, den ich bei den meisten Arrangements von Wii Music empfinde! Und spätestens, wenn ihr Instrumente wie Hunde-Gebell oder Miau-Sounds freigeschaltet habt, ist das Katzengejammer groß – und lässt selbst den Crazy Frog als potenziellen Grammy-Anwärter erscheinen… Heiliger Miaumoto, wie konnte es nur so weit kommen? Okay, jetzt habt ihr hoffentlich eine Vorstellung davon, wie Wii Music klingt. Und falls nicht: Es ist einfach furchtbar, eine Folter für die Ohren und vermutlich mit das Schlimmste, was ich mir und meinen Lauschern jemals antun musste – mal abgesehen von den ersten Adlib-Ergüssen und dem piepsenden PC-Speaker, aber das war eine andere Zeit und ist somit

Als Wii Music vorgestellt wurde, ging es nur darum, Stücke zu dirigieren. Diese Wurzel ist immer noch in Form eines Minispiels enthalten.

entschuldigt. Nintendo war soundtechnisch ja noch nie ganz oben auf, aber gerade mit Super Mario Galaxy hat man einen deutlichen Aufwärtstrend erkannt. Warum jetzt wieder dieser Rückschritt? Und das bei einem Spiel, das Musik in den Mittelpunkt stellt…

Arrangieren leicht gemacht

Doch es gibt ein vermeintliches Licht in diesen düsteren Klangwelten, denn ihr habt auf Knopfdruck die Möglichkeit, elf Musikstile auf die Songs anzuwenden. Da wird aus einem klassischen Werk blitzschnell eine flotter Rock-Track oder aus einem Pop-Song eine groovige Jazz-Hymne. Wer es lieber volkstümlich mag, darf auch den Marsch blasen oder auf Tango umschalten, während auch Latin- und Reggae-Freunde auf ihre Kosten kommen. Ihr könnt euch sogar die Arbeit machen und jeden einzelnen Song selbst mit Instrumenten eurer Wahl arrangieren, sobald ihr erstmal das extrem nervige Tutorial in der Musikschule hinter euch gebracht habt, in dem ihr Spur für Spur, Stil für Stil immer wieder „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ einspielen müsst – einen Song übrigens, den ich seit dem Test von Wii Music abgrundtief hasse! Während der Jam-Sessions könnt ihr auf die Overdubbing-Technik zurückgreifen, bei der ihr jedes Instrument für sechs Spuren einzeln einspielt, dabei in eingeschränktem Maße improvisiert und zum guten Schluss den Clip mit eurem persönlichen Arrangement abspeichert. Allerdings könnt ihr euch noch so viel Mühe geben: Das Endergebnis wird aufgrund der billigen Samples leider nie besser klingen als mies.