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Without Warning (Action-Adventure) – Without Warning

Eigentlich klang das Konzept von Without Warning recht vielversprechend: Übernehmt in einer an die TV-Serie 24 angelehnten Zeit- und Perspektivenspielerei die Rollen von sechs mehr oder weniger wehrhaften Personen in einer von Terroristen besetzten Chemiefabrik, die nach Ablauf eines zwölfstündigen Ultimatums zusammen mit euch in die Luft zu fliegen droht. Doch leider wartet der Titel nicht mit Hochspannung und Dramatik auf, sondern versinkt schon nach kurzer Zeit in einer pomadigen Brühe aus Monotonie, Stümperei und Ideenlosigkeit.

© CiCRCLE Studio / Capcom

Pfusch mit Tradition

Oh je, liebe Gebrüder Smith, da dachte man, dass mit dem kläglichen Tomb Raider: The Angel of Darkness der Tiefpunkt eurer Produzentenkarriere erreicht sei und dann schafft ihr es auch noch, das interessante Konzept von Without Warning in digitalen Dünnpfiff zu verwandeln… Egal, ob erzählerisch, spielerisch oder technisch – der Titel wirkt in jedem Bereich lieblos hingeschludert

Gesichtslähmung: Die Figuren geben ihre hohlen Sprüche ohne jede Lippenbewegung von sich (PS2).

und stümperhaft inszeniert. Die genau so abgedroschene wie belanglos erzählte Story um Terroristen, die mit einem Bombenanschlag auf eine hochgiftige Industrieanlage Millionen Menschenleben bedrohen, haut einen jedenfalls genau so wenig vom Hocker wie das Spielen eines weiteren Third-Person-Shooters, bei dem einem die katastrophale Steuerung mehr Schwierigkeiten bereitet als die unterbelichteten Klischee-Gegner.

Falsche Perspektive

Während der ersten Schritte durch die tristen Fabrikhallen denk ihr euch vielleicht noch, dass ihr einfach zu ungeschickt seid, den ersten der sechs spielbaren Protagonisten zielsicher durch die Gänge zu lotsen. Doch schon bald wird klar, dass Steuerung und Spielansicht einfach nicht zusammenpassen. Aus der Ego-Perspektive wäre vielleicht alles in Ordnung gewesen, aber bei dieser versetzen Schulteransicht funktioniert das vorgeschriebene Tastenlayout einfach nicht – vor allem, da das Zurücksetzen der Kamera nie so klappt, wie es eigentlich sollte. So stolpert ihr von Gegnerpulk zu Gegnerpulk und hofft, dass wenigstens die großzügige Zielautomatik ihren Dienst verrichtet.

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Doch denkste! Das Fadenkreuz hüpft beim Zielen derart spastisch umher, dass ihr nur selten den gewünschten Gegner im Visier habt. Doch versucht am besten gar nicht, das Ziel zu wechseln, ihr würdet nur verzweifeln. Einfach draufhalten und Daumen drücken, dass eure Kugeln nicht in irgendwelchen gar nicht in der Ziellinie befindlichen Wänden oder Kisten stecken bleiben, was aufgrund der ungenauen Kollisionsabfrage leider ständig passiert. Doch manchmal kann genau dies sogar euer Vorteil sein, denn verirrt sich eine Kugel in ein Benzinfass, explodiert es,

Giftgas statt Bleivergiftung: Mit gezielten Schüssen nutzt ihr die Umgebung für euch (Xbox).

trefft ihr ein Leitungsrohr, strömen giftige Gase aus und landet ein Querschläger in einem Wassertank, entweicht heißer Dampf, der die Angreifer vorübergehend außer Gefecht setzt.

Überflüssiger Physikzauber

Die zerstörbare Leveleinrichtung kann euch jedoch auch zum Verhängnis werden, da die Terroristen anscheinend mit genau denselben Zielschwierigkeiten wie ihr zu kämpfen haben. Sucht also lieber nicht hinter Rohrsystemen, Silos oder Fässern Deckung, sonst drohen Verätzungen, Verbrühungen oder tödliche Verbrennungen. Auch Holzkisten sind kein gutes Versteck, da sie einem konzentrierten Bleihagel nur selten standhalten, während leere Kartonagen bei Explosionen schnell zu tödlichen Geschossen werden können. Schade nur, dass die gelungene Physik-Einbindung nur bei bestimmten Objekten zum Zuge kommt und die beschränkte Gegner-KI diese Interaktionsmöglichkeiten weitestgehend überflüssig macht, da ihr eure Umgebung eigentlich nur bei akuter Munitionsknappheit ins Spiel einbezieht.