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Alone in the Dark(2008) (Action-Adventure) – Alone in the Dark (2008)

Egal ob in der Buch-, Film- oder Spielwelt: New York eignet sich hervorragend als Schauplatz für Dramen, Tragödien und finstere Abenteuer. Die Stadt hat Symbolkraft, sprudelt nur so vor kulturellen Einflüssen und bietet eine pompöse Kulisse. Max Payne hat hier sein Lied der epischen Rache gesungen, Will Smith hat sich als lebende Legende durchgeschlagen und jetzt will Edward Carnby sein Horror-Comeback feiern.

© Eden Games (PC, 360, PS3) / Hydravision (PS2, Wii) / Atari

Katastrophale Lokalisierung

Da sietzt Sarah, die euch leider ab sofort begleitet. Leider deshalb, weil sowohl die Stimme als auch die Texte zum Schlechtesten gehören, was die Spielegeschichte an Weiblichkeit zu bieten hat. (360)

Dabei ist das, was da von Olivier Deriviére komponiert und The Mystery of Bulgarian Voices-Orchester eingespielt und gesungen wurde noch grandios im Vergleich zu dem, was in einem deutschen Tonstudio verbrochen wurde. Wie kann man so viele wichtige Figuren mit dermaßen deplatzierten Stimmen ausstatten? Alte Männer reden wie junge, Stimmungen wie Panik oder Entsetzen kommen gar nicht rüber, da öffnen sich die Höllentore und die New Yorker bleiben unverschämt cool. Konnte da nicht mal jemand wegrennen, ausflippen oder die Nerven verlieren? Die miserable Lokalisierung hat übrigens einen noch miserableren Freund: die Dialoge.

Ich habe selten so etwas Schlechtes gehört; nur Unreal Tournament 3 kommt in deutscher Sprache in etwa da heran. Hallo Atari? Hat das denn keiner gemerkt? Hat denn niemand Regie geführt bei den Tonaufnahmen? Das, was Chauvinist Edward und seine zickige Lady Sarah da sprechen, würde noch nicht mal Uwe Boll absegnen. Denn damit wird alles andere erreicht, als eine Beziehung zwischen den beiden oder gar eine Identifikation bei mir aufzubauen. Obwohl sie sich erst wenige Stunden kennen, quatschen sie so primitives und deplatziertes Zeug, als wären sie ein altes Ehepaar kurz vor der Scheidung.

Deplatzierte Dialoge

Die Zwischensequenzen schwanken in der grafischen Qualität: Mal sehen sie gut aus, mal wirken Kamerafahrten ebenso unpassend wie die wachsigen Gesichter. Details wie Narben & Co sind da, aber so authentisch wie in Mass Effect oder gar Metal Gear solid 4 wirkt das Ganze nicht. (360)

Da bricht überall die Hölle aus, Zombies laufen herum und sie sagt Dinge wie: „Keine Panik, Edward, dafür gibt es bestimmt eine logische Erklärung.“ Oder: „Ich weiß, dass du es schwer hast. Aber denkst du, mir fällt es leicht?“ Edward ist auch nicht besser. Da sagt sie, dass sie draußen warten will und er sagt: „Mach keinen Mist, sonst erschieß ich dich persönlich.“ Hallo? Was zur Hölle? Und als Held haut er schon mal einen echten Kalauer raus, der selbst harte Fans von Bud Spencer und Terence Hill nicht faszinieren dürfte: „Ich lache später, sonst fällt mir das Gebiss raus.“ Wie deplatziert. Wie schlecht. Wie dumm.

Wie gesagt: Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine so grausame weibliche Nebenrolle in Kombination mit so grausamen Sprüchen erlebt habe, die sowohl den Helden als auch die ganze Stimmung mit in den Keller reißen. Die Abneigung geht sogar so weit, dass man Sarah gar nicht mehr retten will. Irgendwann wird sie dann endlich von flatternden Monstern entführt und kreischt: „Edward! Shit, sie kommen näher!“ Und ich denke mir: „Sarah! Super, sie werden dich endlich fressen!“ Spätestens an dieser Stelle hat das Spiel für mich versagt.