
Es ist seltsam, dass man im Laufe des Spiels zwar immer mehr über Jodie erfährt und immer mehr mit ihr erlebt, aber dass sie gerade im letzten Drittel als Charakter immer mehr Konturen verliert – sie wird fast zu einem Superhelden. Ihr persönliches Drama rückt vor dem pompösen Weltkonflikt in den Hintergrund und sie reiht sich in die Linie der Snakes und Fishers ein. Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber wenn ich an Clementine aus Walking Dead oder Ellie aus The Last of Us denke, war die emotionale Identifikation dort wesentlich intensiver. Dort habe ich wesentlich mehr mitgefiebert und mitgelitten als hier.
Dabei ist die visuelle Darstellung der unterschiedlichen Altersstufen von Jodie verblüffend: Wenn sie sich bewegt, spricht oder wütend wird, sieht das unglaublich natürlich aus. Aber was fehlt, ist auch eine weitere Altersstufe, eine reifere Frau – Jodie wirkt auch als Erwachsene immer wie ein Teenager. Als sie ihr Date mit einem Verehrer hat, sieht das fast so aus, als würde ein Mann ein Kind in den Arm nehmen. Trotzdem ist die schauspielerische Leistung der wesentlichen Charaktere bemerkenswert gut und die deutsche Lokalisierung einfach ausgezeichnet. Ich habe selten so gute Sprecher gehört. Was stört, sind allerdings die Probleme in der Tonabmischung, wenn es plötzlich leise, dann wieder laut wird.
Kooperatives Erlebnis?

Knifflig ist Beyond selbst auf dem höheren der beiden Schwierigkeitsgrade nie, die ich „leicht“ und „sehr leicht“ nennen würde. Aber es ist aufgrund fehlender Übersicht ansatzweise fordernd, wenn man mit Jodie kämpft. Falls ihr also zu zweit spielen solltet, was jederzeit mit Gamepad oder sogar Mobiltelefon möglich ist, empfehle ich dem weniger erfahrenen Spieler, Aiden zu steuern. Denn Jodie muss in Reaktionstests bei kurzer Zeitlupe den Analogstick genau in jene Richtung drücken, in die der Schlag stattfinden soll; will man ausweichen, natürlich in die andere Richtung.
Allerdings erkennt man nicht immer den Unterschied zwischen Oben, Mitte oder Unten. Das funktioniert in den Nahkämpfen trotzdem ganz gut, auch wenn es immer wieder unpassend anmutet, wenn ein schmächtiges Mädchen mit einem Trupp Agenten oder Soldaten aufräumt. Trotzdem kann einem auch bei mehreren Fehlschlägen nichts passieren. Interessant ist, dass der aktive Spieler beim kooperativen Spielen die Steuerung abgeben muss. Sprich: Der passive Spieler kann nicht selbstständig über Knopfdruck loslegen, sondern muss kommunizieren und vielleicht erklären, warum man gerade wechseln sollte. Es gibt kooperativ keinen Splitscreen und leider nur feste Rollenvorgaben auf einem Bildschirm; also keine kooperativen Aktionen, in denen sich Mensch und Geist abstimmen müssten.