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Deadpool (Arcade-Action) – Der gestörte Superheld ist wieder da

Von allen Marvel-Helden ist Deadpool einer der ungewöhnlichsten. Der geläuterte Ex-Superbösewicht mit Persönlichkeitsstörung und enormen Aggressionspotenzial steht in krassem Gegensatz zu den klassischen Saubermännern wie Peter Parker. Und nachdem jener Hallodri bereits 2013 auf 360 und PS3 sein Unwesen trieb, ist er jetzt auch auf aktuellen Konsolen unterwegs. Ob sich irgendetwas an Spiel oder Mechanik getan hat, verraten wir im Test.

© High Moon Studios / Activision

Löcher in der vierten Wand

Man kann Deadpool, mit bürgerlichem Namen Wade Winston Wilson, einiges attestieren: Bescheidenheit ist nicht seine Stärke. Subtiles Verhalten ist ihm ebenso fremd. Gleiches gilt für den Begriff „Normal“. Er ist unsterblich. Er redet mit sich selbst, unterhält sich mit zwei Stimmen in seinem Kopf, spricht auch den Spieler vor dem Bildschirm mal direkt an oder nimmt auf die Pad-Aktionen Bezug. Und er ist der Hauptdarsteller in seinem Spiel, das er zusammen mit den High Noon Studios entwickelt, mit denen er zu Beginn telefoniert. Zwar hat er keine Lust, das Drehbuch zu lesen und bringt auch ad hoc Änderungen ein, aber hey: Er ist der Star, richtig? Dementsprechend wird ihn auch nicht interessieren, dass für die Portierung auf die aktuellen Systeme die Iron Galaxy Studios verantwortlich sind, die bereits mit der Borderlands Handsome Collection Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben.

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Auch wenn spielerisch nur bekannte Kost geboten wird, ist Deadpool der wohl ungewöhnlichste Superheld aller Zeiten. © 4P/Screenshot

Die Herangehensweise an Deadpool (das Spiel) ist ungewöhnlich. Wie in den Comics, in denen Deadpool (die Figur) als ruchloser Söldner seine Karriere auf der bösen Seite startete, bevor er zum mehr oder weniger „guten“ Helden wurde, wird immer wieder die so genannte „Vierte Wand“ durchbrochen. Dahinter versteht man z.B. im Theater eine imaginäre Wand (normalerweise die Bühnenabgrenzung zum Zuschauerraum), die von den Schauspielern aufgebaut wird und hinter der sie ihre Szene spielen – quasi ein halbdurchlässiger Spiegel. Als Stilmittel kann ein Schauspieler diese Wand durchbrechen und direkt mit dem Publikum sprechen. Und genau das passiert hier ständig. Deadpool fordert einen immer wieder auf, ihm zu folgen. Er beschimpft einen, wenn man (geskriptet) die Kamera nach einer Explosion fallen lässt. Er versucht permanent, einen noch intensiver mit dem Spiel zu verbinden – und das gelingt auch. Während dieses Stilmittel normalerweise genutzt wird, um den Zuschauer aus einer Szene herauszulösen und ihm eine andere Sicht auf die Dinge zu bieten, wird hier das Gegenteil erreicht: Man wird noch tiefer in die absurde Welt von Deadpool gezogen.

Witz über Inhalt


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Es gibt keine Scheuklappen – weder beim Humor noch bei Genre-Anleihen. Deadpool ist ein witziger Action-Ritt. © 4P/Screenshot

Sobald man sich auf diese Herangehensweise einlässt und akzeptiert, dass der Protagonist alles andere als ein gewöhnlicher Superheld ist, beginnt der absurde Humor zu zünden. In jeder Minute, in der man nicht mit Nah- oder Fernkampf die Gegnerklone dezimiert, für die es innerhalb der Geschichte natürlich eine Erklärung gibt (wenngleich auf Deadpools niedrigem Basisniveau), werden Gags abgefeuert. Slapstick ist ebenso zu finden wie zielsichere Situationskomik, es wird nicht mit sexuellen Anspielungen (oder Deutlichkeiten) gespart, pubertärer Toilettenhumor kommt nicht zu kurz und die Zwiegespräche zwischen Deadpool und seinen beiden Stimmen im Kopf sind eine Quelle für herrliche „Modianologe“. Nichts und niemand ist dem schwarzrot angezogenen Antihelden oder den High Moon Studios heilig. Wolverine wird lautstark „gebitchslapt“, der „Mister Fusion Home Energy Reactor“ aus Zurück in die Zukunft kriegt ebenso sein Fett weg wie Videospiele, die X-Men im Allgemeinen oder viele andere Größen der Popkultur. Und obwohl Deadpool kein Mann des Subtilen ist, werden auch tatsächlich leisere humoristische Töne angeschlagen. Bei mir zumindest kann das von ihm selbst erzeugte „Blip“ beim Betätigen bestimmter Schalter immer wieder für ein leichtes Lächeln sorgen.

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Es gibt ständig skurrile Situationen. © 4P/Screenshot

In diesem Zusammenhang geht nicht nur ein großes Lob an die Autoren (und Deadpool), sondern vor allem an Nolan North, der dem psychisch gestörten Anarcho-Helden seine Stimme leiht. Und das so überzeugend, dass ich den Synchron-Veteranen tatsächlich nicht wiedererkannt habe, obwohl er u.a. sowohl Nathan Drake in Uncharted als auch Desmond Miles ab Assassin’s Creed 2 (jeweils im englischen Original) und weitere Rollen in z.B. Batman Arkham Knight (Penguin) oder Lego Dimensions ausfüllte. Ein weiteres Lob geht an Activision, das auch für die neuen Versionen keine deutschen Sprecher engagiert hat. Zum einen setzt sich der Humor über Sprachgrenzen hinweg, zum anderen wäre es nach meiner Einschätzung nur schwer möglich gewesen, den gesamten Witz in Deutsch vernünftig zu erfassen.


  1. adamc hat geschrieben: 30.06.2017 19:23
    Freakstyles hat geschrieben: 24.11.2015 13:14 Wenn der deutsche Synchronsprecher rein stimmlich und von seiner Farbpalette her sich schon zu weit vom Original entfernt, ...
    ROFL... Farbpalette... Wer Schmetterlinge weinen hört, der weiß wie Wolken schmecken. :lol:
    Am besten finde ich noch die Komiker, die den "Original-Ton" über alles loben, eigentlich damit aber nur Englisch meinen und mit ihren "überragenden" Sprachkenntnissen angeben wollen.
    Ich habe auch schon richtig schlecht synchronisierte Filme und vor allem Spiele erlebt (z.B. Phantasmagoria - wobei ich nicht sicher bin, ob die Sprachausgabe im O-Ton wirklich besser ist), aber normalerweise ist die Synchro gut genug, um sie dem O-Ton vorzuziehen.
    Ein Beispiel für dem Original vorzuziehende Stimme ist übrigens ALF. Da haben sogar die Serien-Produzenten zugegeben, daß Tommy Piper viel besser klingt als der originale Sprecher.
    Ja herzlichen Glückwunsch, Sie haben einen 2 Jahre alten Beitrag entdeckt :roll:
    Danke für Deine wichtige Erkenntnis das es auch gegenbeispiele gibt, weiter so, Du machst Dich gut in Deiner Entwicklung :Daumenrechts:

  2. Freakstyles hat geschrieben: 24.11.2015 13:14 Wenn der deutsche Synchronsprecher rein stimmlich und von seiner Farbpalette her sich schon zu weit vom Original entfernt, ...
    ROFL... Farbpalette... Wer Schmetterlinge weinen hört, der weiß wie Wolken schmecken. :lol:
    Am besten finde ich noch die Komiker, die den "Original-Ton" über alles loben, eigentlich damit aber nur Englisch meinen und mit ihren "überragenden" Sprachkenntnissen angeben wollen.
    Ich habe auch schon richtig schlecht synchronisierte Filme und vor allem Spiele erlebt (z.B. Phantasmagoria - wobei ich nicht sicher bin, ob die Sprachausgabe im O-Ton wirklich besser ist), aber normalerweise ist die Synchro gut genug, um sie dem O-Ton vorzuziehen.
    Ein Beispiel für dem Original vorzuziehende Stimme ist übrigens ALF. Da haben sogar die Serien-Produzenten zugegeben, daß Tommy Piper viel besser klingt als der originale Sprecher.

  3. Freakstyles hat geschrieben:Interessiert mich null ob Du die Disukussion hören kannst oder nicht
    Oh schade, und ich dachte, das würde dem Ganzen sofort ein Ende bereiten!

  4. Usul hat geschrieben: Du hast schon hunderte Mal erlebt, daß dir erste Satz in einer deutschen Synchronisierung nicht gefällt und du deswegen auf die Originalversion schaltest? Wow!
    Im Ernst: Jeder soll einfach so konsumieren, wie er oder sie möchte. In Deutschland haben wir in den allermeisten Fällen die Möglichkeit, das Spiel entweder deutsch oder im Original zu spielen - das finde ich gut. Bei Filmen sieht es schon anders aus, aber nun ja, dafür gibt es dann den Heimkino-Bereich.
    Ich kann die ständigen Diskussionen um deutsche Übersetzungen und Synchronisierungen einfach nicht mehr hören... vor allem, weil ständig gesagt wird, wie schlecht sie doch so sind. Dabei gehören die Deutschen in dem Bereich noch zu den besten der Welt. Ganz zu schweigen davon, daß es genügend Spiele gibt, die gar nicht "Originalsprache" erscheinen, weil sie von Osteuropäern, Asiaten, Franzosen etc. stammen, aber eben auf Englisch erscheinen. Was ist dann mit denen?
    Was denn nun? Darf nun jeder konsumieren wie er möchte oder muss ich mich nun doch rechtfertigen? Interessiert mich null ob Du die Disukussion hören kannst oder nicht, Du musst wohl damit leben das es Menschen gibt die etwas feinfühlig sind was Stimmen, Sound und Farbpalette angeht, wenn diese zu weit vom Original oder der eigenen Immersion abweichen.
    Oder soll ich jetzt auch anfagen zu kotzen wie sehr mir Leute auffen Sack gehen die bei jeder Gelegenheit Deutsche Qualität als Argument einbringen?!

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