Veröffentlicht inTests

Diablo Immortal (Rollenspiel) – Die mobile Echtgeld-Hölle

Zwischen Pay-to-Win-Vorwürfen und Spielerrekord für die Diablo-Reihe: Der Mobile-Ableger Diablo Immortal polarisiert. Wie passen die Belohnungsspirale und Echtgeld-Systeme zusammen? Und viel wichtiger: Kann man Diablo Immortal auch ohne Geldeinsatz genießen? Im Test verraten wir euch, was dran ist an der Kritik.

© Blizzard Entertainment / Blizzard Entertainment

Das Action-Rollenspiel light

Auch spielerisch begehen die Entwickler keine allzu groben Fehler – wenngleich man sich in Bezug auf den spielerischen Anspruch nicht wirklich mit Größen wie Path of Exile, Grim Dawn oder der hauseigenen Konkurrenz Diablo 2 Resurrected messen kann. Dazu ist die lineare Freischaltung der Charakter-Fähigkeiten viel zu geradlinig, die Statuseffekte und Elementareffekte im Kampf gegen Monster und Banditen zu unbedeutend und das Ressourcen-Management im Kampf zu begrenzt. Es gibt keinen verzweigten Fähigkeitenbaum, keine sekundäre Ressource wie Mana oder Wut – und man muss keine Giftwolken mit Flammenzaubern zu Explosion bringen.

[GUI_STATICIMAGE(setid=92137,id=92653319)]
Was hat zwei Daumen und schnetzelt ne Menge Monster? Die Bedienung auf dem Smartphone ist präzise und Intuitiv. (Screenshot: Android / Google Pixel 6) © 4P/Screenshot

Allerdings ist das hier eben auch ein für Smartphones entwickeltes System. Und für zwei Daumen und 10 Minuten an der Bushaltestelle ist die etwas reduzierte Komplexität der genau richtige Weg. Immerhin muss ich immer noch aus mehr Fähigkeiten wählen als ich Slots habe. Es gibt für jede Fähigkeit einen Cooldown – und obendrauf noch eine Ultimate-Fähigkeit. Die variiert je nach Haupt-Angriff und wird nach und nach über Monster-Kills aufgeladen. So brauche ich zwar deutlich weniger Köpfchen bei der Charakterentwicklung, habe aber auch keine Probleme bei der Bedienung meiner aktiven Fähigkeiten. Die lassen sich nämlich über die Auswahl am rechten Bildrand nicht nur komfortabel auslösen. Ich kann außerdem per Geste mit dem Daumen Angriffswinkel ausrichten oder – je nach Skill – manuell auf Feindesgruppen zielen.

Zwischen Story und Level-Grind


Das funktioniert richtig gut – und macht im Zusammenspiel mit der guten Kulisse und dem Diablo-typischen Sounddesign auch erstaunlich viel Spaß. Am PC läuft Diablo Immortal ähnlich gut, allerdings wurde die Bedienung kaum optimiert. Stattdessen fühlt sich die Umsetzung eher wie in einem Android-Emulator an. So müssen Menüs mit der Maus durch“gewischt“ werden, die Schrift ist deutlich zu groß und die Kamera ist zu nah dran. Man merkt: Diese PC-Umsetzung ist eher ein Nachgedanke und zur Beruhigung der Zielgruppe gedacht als wirklich ein Herzensprojekt der Entwickler.

[GUI_STATICIMAGE(setid=92138,id=92653334)]
Es gibt mehr Fähigkeiten als Slots. Außerdem eine Ultimate-Fähigkeit, die von der jeweiligen Haupt-Attacke abhängt. © 4P/Screenshot

Eine Story mit Weltensplittern, Blutkulten und Dämonen-Invasionen gibt’s bei Diablo Immortal übrigens auch. Die ist aber dankenswerterweise ohne große Verluste wegklickbar. Auf die ganz große Render-Inszenierung eines Diablo 3 muss auf dem Smartphone allerdings verzichtet werden. Und auch im Pacing ist NetEase nicht immer ganz sattelfest – zu oft muss ich auch jenseits von Level 40 noch von Questgeber zu Questgeber latschen, nur damit der sich eine olle Schriftrolle durchliest und mich zum nächsten Fragezeichen-Typen schickt. Außerdem gibt es immer wieder levelabhängige-Gebiete, zu denen ich mich zum Teil über mehrere Stufen (und damit Stunden) durchgrinden muss.

Anstatt mir einen Schnetzel- und Belohnungsflow zu bieten, der mich durchgehend motiviert, bin ich zum Teil gezwungen, die immer gleichen, täglichen Fetchquest-Aufgaben zu bearbeiten oder die sehr ähnlichen Portal-Dungeons zu wiederholen. Das reine Monster-Metzeln will die Erfahrungsleiste jenseits von Level 30 nämlich nicht so recht füllen. Und wenn ihr jetzt schon Pay-to-Win ruft: So ganz falsch liegt ihr da nicht – dazu aber später mehr! Wer aber gar kein Geld investieren möchte, muss mit einem wiederkehrenden Tal der Repetition rechnen.

  1. Henselinho hat geschrieben: 07.09.2022 15:44 Für Interessierte: Die Jungs bei "The Pod" haben diese Woche eine Themenwoche rund um F2P und Monetarisierung am Beispiel Diablo Immortal sowie eine Folge zur Computerspielsucht im Angebot. Bei den Folgen ist der Diplom-Psychologe Helge Thiemann zugegen. Darüberhinaus sind sie diese Woche für alle kostenlos zu hören. Außerdem hat Andre ein Gespräch mit der USK angekündigt.
    Bussiebaer hat geschrieben: 07.09.2022 15:57 Ui, danke für den Tipp! Da werde ich reinhören :-D
    Bei der Gamestar gab es Mitte Juni auch schon eine Folge über das Thema mit dem Jugendpsychologen Daniel Illy.
    https://www.gamestar.de/artikel/diablo- ... 81430.html

  2. Für Interessierte: Die Jungs bei "The Pod" haben diese Woche eine Themenwoche rund um F2P und Monetarisierung am Beispiel Diablo Immortal sowie eine Folge zur Computerspielsucht im Angebot. Bei den Folgen ist der Diplom-Psychologe Helge Thiemann zugegen. Darüberhinaus sind sie diese Woche für alle kostenlos zu hören. Außerdem hat Andre ein Gespräch mit der USK angekündigt.

  3. Sir Richfield hat geschrieben: 15.07.2022 13:04 Aber zu behaupten, Diablo Immortal würde nicht auf die Monetarisierung hinweisen ist schlicht unredlich.
    Das habe ich auch nicht getan, sondern nur darauf hingewiesen, dass die Kampagne problemlos ohne Echtgeld geht. Für ein Gratis Spiel ist das im Vergleich zu vielen anderen dieser Sorte eine enorme Verbesserung.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1