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Diablo Immortal (Rollenspiel) – Die mobile Echtgeld-Hölle

Zwischen Pay-to-Win-Vorwürfen und Spielerrekord für die Diablo-Reihe: Der Mobile-Ableger Diablo Immortal polarisiert. Wie passen die Belohnungsspirale und Echtgeld-Systeme zusammen? Und viel wichtiger: Kann man Diablo Immortal auch ohne Geldeinsatz genießen? Im Test verraten wir euch, was dran ist an der Kritik.

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Das bisschen Geld …

Gut. Ihr denkt jetzt vielleicht, „Diablo Immortal ist ja auch Free-to-play. Gratis runterladen, nach 100 Stunden dann vielleicht mal zehn, 15 Euro investieren und weiterhin Spaß haben.“ Battle- bzw. Seasonpasses gibt es schließlich überall – und Freischaltungen sind genau euer Ding. Okay. Dann zieht den Beckengurt jetzt lieber etwas fester, denn das ist nur die Spitze des Geldbergs. Es gibt unzählige weitere, völlig verworrene Systeme zum

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Achtung, fertig, Geld ausgeben. (Screenshot: Android / Google Pixel 6) © 4P/Screenshot

Upgrade von Ausrüstung und Edelsteinen, für die ebenfalls Echtgeld-Transaktionen möglich sind. Es gibt eine „echte“ Premium-Ressource, die unter anderem für die Gründung eines Clans benötigt wird.

Natürlich können kosmetische Items oder mehr Plätze im virtuellen Inventar gekauft werden. Und natürlich gilt das alles nur für den einen Charakter auf dem einen Server. Und als würde das alles noch nicht reichen, gibt es natürlich auch eine Variante des Echtgeld-Auktionshauses, nur jetzt versteckt hinter zwei Ebenen aus Währungs-Umrechnungen, Gold-Steuer und legendären Emblem.

Die spielbare Lootbox


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Der Stein des Anstoßes. Die Ältestenportale sind spielbare Lootboxen mit Echtgeld-Einsatz. (Screenshot: PC) © 4P/Screenshot

Die größte Frechheit ist aber die Aktivierung der Ältestenportale. Das ist eine Art spielbare Lootbox, die ihr für die wichtigen, legendären Edelsteine braucht. Wer jetzt auf dem sprichwörtlichen Schlauch steht: Wie von Diablo gewohnt schaltet ihr auch bei Immortal nach einem Story-Durchlauf einen neuen Schwierigkeitsgrad frei, der euch im Umkehrschluss mit besserer Beute belohnt. Ist das Ende der Ausrüstungs-Fahnenstange dann irgendwann mit einem hochgelevelten, legendären Gegenstand in jedem Slot erreicht, sind die ebenfalls in 10 Stufen verbesserungsfähigen Steine in den Sockeln eurer Ausrüstung die einzige Möglichkeit, euren Build abseits der Paragon-Stufen jenseits von Level 60 stetig zu verbessern.

Und das bedeutet: Ab ins Ältestenportal. Um hier allerdings das richtig wertige Loot abzugreifen, braucht ihr auch die entsprechenden Embleme, die es am einfachsten über Echtgeld zu erwerben gibt. Damit ist allerdings nur die Chance erhöht ein brauchbares Item zu erhalten, das ihr nach dem Besiegen des Portal-Bosses aus einer Kiste holt. Und natürlich ist der Unterschied zwischen einem Gratis-Dungeon und einem Dungeon mit drei Bezahl-Emblemen gigantisch. Spätestens hier fühlt sich Diablo Immortal wie ein großer, einarmiger Bandit an. In den ihr wieder und wieder und wieder einen Dollar steckt, um vielleicht doch irgendwann den Jackpot zu knacken.

Mehr Regulierung wäre angebracht

Ja, nur für die Kampagne braucht man das vielleicht nicht unbedingt. Ja, niemand muss hier investieren, wenn er genügend Sitzfleisch mitbringt und nicht unbedingt auf Platz Eins der PvP-Rangliste möchte. Trotzdem ist diese Verbindung aus der ohnehin suchtfördernd angelegten Quest-Kampf-Belohnung-Spirale mit echtem Geldeinsatz mehr als nur grenzwertig. Sie ist mit Blick auf versteckte Casino-Mechaniken und das offensichtliche Zielen auf suchtanfällige Menschen schlicht unmoralisch.

Es ist in meinen Augen kein Wunder, dass Diablo Immortal in Länder mit stärkerer Regulierung von Echtgeld-Transaktionen in Spielen nicht im App- und Playstore verfügbar ist. Alles an Diablo Immortal – vom harmlosen Einstieg bis zum teuren Ende – scheint gnadenlos und perfide auf den Echtgeld-Kaninchenbau ausgerichtet zu sein. Denn wenn der Cash-in notwendig wird, habt ihr bereits Stunden eures Lebens investiert, die ohne Echtgeld unbelohnt bleiben. Und das bedeutet: ActivisionBlizzard möchte von der ersten Sekunde an nur euer Bestes. Euer Geld!


Kommentare

121 Kommentare

  1. Henselinho hat geschrieben: 07.09.2022 15:44 Für Interessierte: Die Jungs bei "The Pod" haben diese Woche eine Themenwoche rund um F2P und Monetarisierung am Beispiel Diablo Immortal sowie eine Folge zur Computerspielsucht im Angebot. Bei den Folgen ist der Diplom-Psychologe Helge Thiemann zugegen. Darüberhinaus sind sie diese Woche für alle kostenlos zu hören. Außerdem hat Andre ein Gespräch mit der USK angekündigt.
    Bussiebaer hat geschrieben: 07.09.2022 15:57 Ui, danke für den Tipp! Da werde ich reinhören :-D
    Bei der Gamestar gab es Mitte Juni auch schon eine Folge über das Thema mit dem Jugendpsychologen Daniel Illy.
    https://www.gamestar.de/artikel/diablo- ... 81430.html

  2. Für Interessierte: Die Jungs bei "The Pod" haben diese Woche eine Themenwoche rund um F2P und Monetarisierung am Beispiel Diablo Immortal sowie eine Folge zur Computerspielsucht im Angebot. Bei den Folgen ist der Diplom-Psychologe Helge Thiemann zugegen. Darüberhinaus sind sie diese Woche für alle kostenlos zu hören. Außerdem hat Andre ein Gespräch mit der USK angekündigt.

  3. Sir Richfield hat geschrieben: 15.07.2022 13:04 Aber zu behaupten, Diablo Immortal würde nicht auf die Monetarisierung hinweisen ist schlicht unredlich.
    Das habe ich auch nicht getan, sondern nur darauf hingewiesen, dass die Kampagne problemlos ohne Echtgeld geht. Für ein Gratis Spiel ist das im Vergleich zu vielen anderen dieser Sorte eine enorme Verbesserung.

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