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Die Gilde 2 (Taktik & Strategie) – Die Gilde 2

Früher erfreuten uns Spiele wie Hanse, Patrizier oder Fugger mit Handel, Wandel und Intrigen im Mittelalter fast täglich. Doch solche Spiele sind rar geworden, was schade ist. Um so mehr freut es uns, dass 4HEAD der Gilde neues Leben einhauchten. Der zweite Teil, der jetzt bei JoWooD erschien, will mehr sein als eine bloße Wirtschaftssimulation. Ob das hinhaut, könnt ihr im Test nachlesen.

© 4HEAD Studios / JoWooD, Deep Silver

Pater familias

Der Mensch des Mittelalters war ein Familienmensch, wobei der Begriff im weiteren Sinne zu sehen ist, da oft auch Gesinde dazu gehörte. In unsicheren Zeiten bot die Kernfamilie Halt, deren Regeln

Auf dem Marktplatz verdient ihr nicht nur das erste Geld, ihr wandelt dort auch öfters auf Freiersfüßen.

allerdings gestreng waren. Eine Art Familie im übergeordneten Sinne war weiter die Zunft, die die organisierten Handwerker mit eisernen Regeln zusammenhielt und verhindern sollte, dass jemand aus der Reihe tanzte. Kein Wunder also, dass die Kaufmannsgilden schnell zu mächtigen Vereinigungen innerhalb der wachsenden Städte aufstiegen, die auch vor Korruption nicht zurückschreckten.

Der Werdegang in Die Gilde 2 ist vorgezeichnet: Als unfreier Niemand ohne Habseligkeiten, nur mit ein paar Talern im Säckel und neu in der Stadt ist euer erstes Ziel, eine eigene Familie zu gründen. Finanziert wird das aus eurem ersten kleinen Betrieb. Schritt für Schritt werdet ihr so zu einem angesehenen Bewohner des Ortes, der auch als Schöffe bei Gericht beisitzt. Dann folgt euer Eintritt in die Welt der Politik, indem ihr euch um ein Amt bewerbt. Irgendwann kommt der Ritterschlag, wenn ihr genug Geld habt, um einen teuren Adelstitel zu erwerben. Alles läuft im in Jahreszeiten eingeteilten Vierjahresrhythmus ab.

Aufstieg im Zeitraffer

Wie ihr euer großes Ziel anstrebt, bleibt dabei euch überlassen, wobei selten Langeweile aufkommt. Vier Berufsgruppen stehen zur Auswahl: Patron, Handwerker, Gelehrter oder Gauner, aus denen ihr frei wählen könnt. Zunächst werdet ihr es vielleicht als einfacher Bauer, Schmied oder Kräuterweiser versuchen, der noch selbst im Laden mitwerkelt. Später dann als Wirt, Fabrikant oder Zauberer verfügt über viele Angestellte sowie Lokale und könnt das Managen auf Wunsch dem Computer überlassen. Ihr konzentriert euch ganz aufs politische Geschäft, das Ausspionieren der Konkurrenz und den Zusammenhalt eurer Dynastie.

Keimzelle der eigenen Linie ist der eigene Charakter, den ihr euch noch vor Beginn bequem erschaffen könnt, wie ihr das vielleicht vom Rollenspiel her kennt. Auch Äußerlichkeiten wie Aussehen, Haartracht oder Kopfschmuck lassen sich wie bei den Sims festlegen. Ihr solltet euer Herz jedoch nicht zu sehr an ihm festmachen, denn in der turbulenten Welt kommt der Sensenmann oft schneller als gedacht. Dann ist es gut, wenn ihr früh für Nachwuchs gesorgt habt, der in eure Fußstapfen tritt. Oder eure lustige Witwe macht weiter, die allerdings selten lange allein bleibt.

In jedem ein Meister

Für gelungene Aktionen wie einen gewonnen Prozess erhält euer Charakter Erfahrungspunkte, die ihr auf Fähigkeiten wie Konstitution, Geschicklichkeit, Rhetorik, Empathie oder Geheimwissen verteilen

Jedem seine Visage. Ihr könnt euch ein bisschen wie bei den Sims den Wunschavatar basteln.

könnt. Das ist auch durchdacht, denn je nach Berufsgruppe unterscheiden sich die Kosten für den Aufstieg. So lernt ein Räuber natürlich schneller besser kämpfen als etwa ein Pfaffe, der wiederum ein guter Redner ist. Der Aufstieg ermöglicht, eure Gebäude zu erweitern, neue Leute einzustellen und nützliche Spezialfähigkeiten zu erlernen, um eure Mitarbeiter zu Höchstleistungen anzutreiben.

Zum Glück seid ihr beruftechnisch nicht so festgelegt, da ihr die Tätigkeit eurer Nachkommen bestimmen könnt. Ihr schickt sie in die Lehre bei einem fremden Unternehmen, das ihr frei auswählen könnt. Obwohl ihr immer nur die Gebäude eures Berufstandes erwerben könnt, kann also auch ein Räuberhauptmann seinen Sprössling beim Schneider in die Lehre schicken. Besonders Gelehrige dürfen dann noch auf die Universität, die im Mittelalter etwas Neues war. Vorausgesetzt euer Kaff verfügt über eine solche. Auch durch die richtige Wahl eures Ehepartners könnt ihr neue Geschäftsfelder erschließen.