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Die Gilde 2 (Taktik & Strategie) – Die Gilde 2

Früher erfreuten uns Spiele wie Hanse, Patrizier oder Fugger mit Handel, Wandel und Intrigen im Mittelalter fast täglich. Doch solche Spiele sind rar geworden, was schade ist. Um so mehr freut es uns, dass 4HEAD der Gilde neues Leben einhauchten. Der zweite Teil, der jetzt bei JoWooD erschien, will mehr sein als eine bloße Wirtschaftssimulation. Ob das hinhaut, könnt ihr im Test nachlesen.

© 4HEAD Studios / JoWooD, Deep Silver

Bedienung

Die Steuerung ist grundsätzlich durchdacht, da ihr stets mit einem Blick euren Charakter, eure Häuser und Karren anwählen könnt. Meist gibt es sogar mehrere Möglichkeiten, um ans Ziel zu

Die Bedienung ist nicht gerade leichtgängig, wie sich auch immer wieder beim Wegschicken der Waren zeigt.

gelangen. So könnt ihr einen Karren umständlich per Hand direkt auf den Markt schicken, oder aber ihr klickt das Ganze auf der Minikarte an, wofür ihr richtig fest drücken müsst. Der erste Patch fügt eine automatische Abladefunktion hinzu – immer vorausgesetzt ihr habt den Karren richtig angewählt.

Bisweilen artet die Steuerung aber in echte Fummelei aus, wie sich besonders am Beispiel der Interaktion mit anderen Charakteren zeigt. Wandelt ihr auf Freiersfüßen, um euch eine schmucke Braut zu suchen, ist das oft umständlich. Schon das Anwählen einer bestimmten Frau im Durcheinander eines mittelalterlichen Treibens wird trotz einstellbarer Geschwindigkeit zur Qual, da ihr keine Befehle in der Pause geben könnt. So kommt es schon mal vor, dass ihr der falschen Braut Geschenke macht, was unweigerlich zum Zerwürfnis mit der eigentlich Auserwählten führt.

Braut, die sich nicht traut

Die NPCs verhalten sich oft äußerst seltsam, was häufig Anlass für unfreiwillige Heiterkeit ist. Ein gutes Beispiel ist wiederum die Brautschau, die nach vielen, hoffentlich gezielten Umarmungen,

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Komplimenten, Küsschen und Geschenken irgendwann zur großen Liebe führt. Wer sich nun schon auf die Hochzeitsnacht freut, hat bisweilen das Nachsehen, da die Braut noch in der Kirche die Flucht ergreift. Sie scheint voll auf Schlafen gepolt zu sein. Na, so hässlich habt ihr euren Charakter nun auch wieder nicht ausstaffiert, oder?

Es kann aber auch vorkommen, dass die Braut sich auch gar nicht mehr aus ihrem Domizil heraus traut. So passiert nach einer feigen Attacke auf eine Angebtete durch einen fiesen Dritten, der das Liebesglück letztlich verhinderte. Dafür soll er auf ewiglich in der Hölle schmoren! Die Braut legte sich daraufhin nämlich in einen Jahrhunderte dauernden Dornröschenschlaf, aus dem sie nie mehr erwachte. Das Verlöbnis musste verständlicherweise gelöst werden, was zum Glück problemlos funktioniert.

Handel und Kampf

In Sachen Geschäfte spielt sich Die Gilde 2 fast unverändert gegenüber dem ersten Teil. Ihr verarbeitet immer noch größtenteils Rohstoffe zu kostbaren Fertigwaren, die ihr wiederum auf dem

Die Zweikämpfe sehen zwar spektakulär aus, sind im Grunde aber stinklangweilig.

Markt oder im eigenen Laden verkauft. Das ist nicht sonderlich anspruchsvoll, da die Preise stabil sind und so immer Gewinn herausspringt. Viele Erweiterungen und Ausbauten sorgen dafür, dass eure Arbeiter neue Waren herstellen können, die noch mehr Taler einbringen. Auf jeder Karte gibt es mehrere wachsende Ortschaften, auf deren Marktplätzen ihr ebenfalls verkaufen könnt. Der Transport dahin ist allerdings lang und gefährlich.

Ein Kampf bleibt daher selten aus, der insgesamt nicht sonderlich gelungen ist. Einzig mögliche Einflussnahme auf das recht maue Kampfgeschehen ist das Ausstaffieren des Charakters mit zeitgenössischen Waffen wie Dolch, Schwert oder Axt, Kettenhemd und Helm sowie das Training im eigenen Bürgerhaus. Ansonsten läuft die Metzelei automatisch ab, wenn ihr jemand angreift oder unvermutet attackiert werdet. Öfters als gedacht holt euch der Knochenmann, der allgegenwärtig zu sein scheint. Viele Gegner haben eben einiges an Kampfkunst drauf.

No more Mr. Niceguy

Wem die ewige Tretmühle aus Produzieren, Wegkarren und Verkloppen irgendwann zu blöd ist, der kann natürlich auch als Gauner seine Brötchen verdienen. Das hat den großen Vorteil, dass ihr nichts

Immer schön cool bleiben, auch wenn euch jemand zum Duell auffordert.

herstellen müsst, um Kohle zu scheffeln. Eure Räuber sind dennoch nicht unproduktiv und sorgen dafür, dass ein stetiger Strom von Talern fließt, indem sie die z.B. Leute ausplündern. Oder ihr schickt sie los, um Schutzgeld zu erpressen, was je nach Opfer äußerst lukrativ ist. Auch Diebeszüge, Einbrüche und Bedrohungen sind möglich.

Der gute Ruf eines Bürgers war im Mittelalter das A und O, nicht umsonst sprechen wir heute noch vom Leumund. Das ist das Problem am Halunkendasein: Sogar das Ansehen von Fahrenden, Badern, Vogelfreien oder Henkern ist höher als eures. Ihr werdet ständig vor den Kadi gezerrt, oder einfach so ohne Prozess eingebuchtet. Es empfiehlt sich also, die Diebesschuhe irgendwann an den Nagel zu hängen und seriös zu werden. Hierfür ist ein Generationswechsel besonders geeignet. Schließlich wird auch jeder Mafioso irgendwann zum Lämmchen, investiert sein Geld in Aktien und baut Krankenhäuser und Schulen für die Armen.