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EndWar (Taktik & Strategie) – EndWar

Wenn ein Entwickler verkündet, dass er „den Dritten Weltkrieg ins Wohnzimmer“ bringen will, dann werden Redakteure mit Konsolenerfahrung skeptisch. Wenn er dann noch das Wörtchen Revolution gebraucht, dann klingeln die Alarmglocken. Vor allem, wenn man ein Genre wie die Echtzeit-Strategie umwälzen möchte, in dem es seit Jahren nur um den Austausch von Szenarien oder Benutzeroberflächen geht. UbiSoft hat uns trotzdem neugierig gemacht, denn in EndWar erteilt ihr zum ersten Mal Befehle per Headset.

© Ubisoft Shanghai (360,PS3) / Funatics (DS,PSP) / Ubisoft

Fazit

Das ist die beste Spracherkennung, die ich bisher erlebt habe – meine Befehle werden selbst dann akkurat umgesetzt, wenn ich sie schnell hintereinander oder etwas undeutlich spreche. Auch die anspruchsvolle Spielmechanik kann sich bis auf die ärgerlichen Probleme in der Wegfindung sehen lassen: Sie sorgt für intelligentes Erobern mit Rücksicht auf Nachschub, für langfristige Aufrüstung sowie für rasante Raumtaktik. Umso tragischer ist es, dass EndWar an seinem eigentlichen Auftrag scheitert: Kriegsstimmung ins Wohnzimmer zu bringen, Mittendringefühl und Spannung am Mikro zu erzeugen. Irgendwann spielt man EndWar eher wie Schach aus der kühlen Distanz als wie Krieg aus der packenden Explosionsperspektive. Erstens ist die Kulisse auf dem Schlachtfeld einfach zu fade, als dass man sich wie etwa in World in Conflict gerne in die Darstellung der Gefechte zoomen würde. Es gibt sogar einige dilettantische Darstellungsfehler im Deckungsbereich, die einem das nähere Hinschauen versäuern. Zweitens führt die strategische Karte das Spieldesign rund um die Spracherkennung, den Einsatz einer 3D-Engine sowie das Mittendringefühl ad absurdum: In dieser Perspektive spricht man nämlich kein Wort mehr, braucht keine Panzermodelle oder Explosionen und verschiebt seine Truppenicons tonlos mit dem Gamepad, weil es einfacher, bequemer und effizienter ist – und genau diese Methode würden auch altehrwürdige Strategen wie Napoleon, Clausewitz und Sun Tsu empfehlen, weil sie das wichtigste Ziel des Krieges erfüllt: Den Feind zu besiegen. Man muss festhalten, dass die Grafik-Engine sowie die hervorragende Spracherkennung vor die Säue geworfen wurde. Sie hätte als zentrales Element des Spieldesigns intensiver genutzt werden müssen, um die Hektik des Krieges und die Spannung in der Kommandozentrale besser zu simulieren. Ich habe von EndWar erwartet, dass es mich als Kommandeur an die Couch fesselt. Aber letztlich macht man es sich dort als General mit einem Tee gemütlich, futtert seine Routinekekse und schickt brav Schere auf Papier, Stein auf Schere. Das motivierende Aufrüst- & Erfahrungssystem, das intelligente Erobern sowie der Risikostil auf der Weltkarte sorgen jedoch dafür, dass unterm Strich eine langfristige sowie anspruchsvolle strategische Erfahrung daraus werden kann. Auch der saubere Online-Modus lockt nach der Kampagne noch mal in den Dritten Weltkrieg und sichert EndWar eine gute Wertung.

Fazit zur PC-Fassung, 26. Februar 2009:

Na also! Ich habe in letzter Zeit schon befürchtet, dass PC-Portierungen nur noch halbtags von Praktikanten realisiert werden. Ubisoft hat EndWar nicht mal eben schnell übertragen, sondern an den richtigen Stellen die Qualität verbessert: Das Interface wurde entschlackt und für Maus/Tastatur optimiert, endlich gibt es auch ein Wegpunktesystem und meine Truppen stehen nicht mehr so häufig zappelnd vor Hindernissen. Aber vor allem visuell ist dieses Spiel seinen Konsolenvorgängern vom letzten Jahr klar überlegen – was allerdings auch nicht schwer war. Zwar muss man hier und da noch mit inkonsequenter Kollisionsabfrage bei Beschuss rechnen, aber endlich gibt es körnigere Böden, weitere Sicht mit architektonischen Details, knackigere Explosionen und ansehnliche Partikeleffekte, wenn es in hohen Auflösungen qualmt und kracht. Damit fühlt sich der Dritte Weltkrieg kerniger an als auf Xbox 360 und PS3. Zwei Kritikpunkte bleiben allerdings: Zum einen fehlt auch diesem EndWar trotz des grafischen Feintunings dieses packende Mittendringefühl, das mich wirklich so fesselt wie in einem World in Conflict; dazu fehlt es auch an militärischen Variationen abseits von Schere-Stein-Papier. Zum anderen werden die technisch hervorragenden Sprachbefehle von der viel schnelleren Maus/Tastatursteuerung sehr schnell konterkariert – gerade im Multiplayer wechselt man einfach vom Mikrofon zum Nager, denn das schweigsame Befehlen ist am PC sogar noch effizienter als am Gamepad. Trotzdem: Unterm Strich bietet EndWar ein frisches, rundum gutes Strategie-Erlebnis. Und weil es auf dem Rechner noch etwas mehr Spaß macht, gibt’s eine Aufwertung.

Wertung

PS3
PS3

Klasse Spracherkennung, gutes Strategiesystem, aber es mangelt an Kulisse und Mittendringefühl.

360
360

Klasse Spracherkennung, gutes Strategiesystem, aber es mangelt an Kulisse und Mittendringefühl.

PC
PC

Knackiger, schöner, intelligenter – auf dem PC hinterlässt EndWar die beste Figur!