Veröffentlicht inTests

Loki – Im Bannkreis der Götter (Rollenspiel) – Loki – Im Bannkreis der Götter

Es gibt Spiele, die prägen die Software-Welt nachhaltig –  Diablo gehört zweifellos dazu. Und dann gibt es Spiele, die versuchen, von der Popularität dieser Ausnahmetitel zu profitieren – Dungeon Siege beispielsweise oder auch Titan Quest. Doch ein Spiel lehnt sich so stark an den Klassiker an wie kaum ein anderes: Loki von Crimson Cow. Wir haben uns durch das Mythen verwebende Action-Rollenspiel gekloppt. Ist es so gut wie Blizzards Klassiker?

© Cyanide Studios / Crimson Cow

Allen voran natürlich die Suche nach dem „BBI“, dem „Bigger-Better-Item“, der immer besseren Rüstung oder der Waffe, die wie für euch gemacht zu sein scheint. Angeheizt wird diese Suche durch zwei Spielmechaniken, die auf den ersten Blick zwar unscheinbar wirken, die ich aber nicht mehr missen und zudem noch in neuen Spielen dieser Art gerne wieder sehen würde.
Zum einen dürft ihr euch auf ein unverbrauchtes Inventarsystem freuen. Anstatt eines Rucksacks mit X Slots, wobei „X“ generell immer zu klein ist – vor allem, wenn Gegenstände verschiedener Größe mehrere Platzpunkte einnehmen – habt ihr anfangs 40 Plätze für Waffen, 40 für Rüstungen und 80 für sonstige Gegenstände.
Der grenzgeniale Clou: Sobald ihr die Waffen, Rüstungen, Runen, etc. eingesammelt habt, sortiert das Spiel sie automatisch

Loki bietet schöne Effekte und ein interessantes Gegnerdesign – ist aber auch hardwarehungrig! 

in das entsprechende Register. Dabei geht es sogar noch einen Schritt weiter: Sowohl Waffen, Rüstungen als auch Sonstiges ist von vornherein in Unterkategorien geteilt, die bei Bedarf (sprich: bei aufgesammeltem Gegenstand) aktiviert werden. Und nicht nur das: Gegenstände, die seit dem letzten Öffnen des Inventars neu hinzugekommen sind, werden entsprechend markiert, so dass ihr ohne großes Suchen sofort sehen könnt, was sich für euch lohnt und umgehend einen Vergleich mit eurer gegenwärtigen Ausrüstung ziehen könnt – einfach, übersichtlich, genial!
Und dabei habe ich ja noch nicht einmal erwähnt, dass ihr Sachen, die ihr verkaufen möchtet, per Rechtsklick in den so genannten Kiosk verschieben könnt, der beim Händler mit nur einem Knopfdruck die Kasse klingeln lässt – klasse!
Aber: Da man schon an all diese Details gedacht hat, frage ich mich doch, wieso ich beim Anschauen einer Waffe oder Rüstung nicht automatisch den Vergleich mit meiner aktuellen Ausrüstung angezeigt bekomme? In der Charakerübersicht kann ich mir zwar die möglichen Veränderungen anzeigen lassen, aber da diese Anzeige nicht automatisch mit dem Inventar eingeblendet wird, komme ich nie sofort zu dem gewünschten Ergebnis. Angesichts des sonst extrem benutzerfreundlichen Interfaces ein kleines unverständliches Manko.

Selbst ist der Schmied

Als ob es nicht reichen würde, dass es Gegenstände in den Kategorien von „gewöhnlich“ bis „legendär“ gibt, könnt ihr bei entsprechendem Kleingeld und geringem Zeitaufwand die Dienste eines Schmiedes in Anspruch nehmen. Was bedeutet das? Ihr könnt z.B. ein Schwert oder eine Axt auseinanderbauen lassen und habt dementsprechend einen Griff und eine Schneide. Da diese jeweils über eigene Eigenschaftswerte verfügen, könnt ihr z.B. diese Schneide mit einem neuen Griff kombinieren – allerdings nur solange ihr innerhalb der gleichen Gegenstandsgruppe bleibt. Eine Einhand-Schwert-Schneide kann nicht auf einen Axtgriff gesetzt werden.
Doch auch so gibt es für Bastler genug zu tun: Vor allem, wenn ihr -natürlich ebenfalls für einen Obolus- zusätzlich Runen in die Waffen bauen lässt, die erst den richtigen Kick geben und die Waffe erst so richtig einzigartig machen. Und auch hier ist

Keine Angst vor großen Tieren: Mit der richtigen Strategie kann jeder Boss besiegt werden – teils unter Einbeziehung der Umgebung.

noch lange nicht Schluss: Bei Bedarf könnt ihr Waffen und später auch Rüstungen sogar Wiederverwerten und die daraus gewonnen Rohstoffe verwenden, um andere Gegenstände zu verstärken und wiederum mit neuen Eigenschaften zu versehen. Uff!
Das Einzige, was ich angesichts der Fülle an Möglichkeiten hinsichtlich der Gegenstände vermisse, ist eine Lagerkiste, in der ich Unbenötigtes verstauen kann – und sei es nur, um in einer Mehrspieler-Session (dazu später mehr) zu tauschen oder zu verkaufen, ohne dass ich immer alles mit mir herumschleppen muss.

Motivations-Auf-Und-Ab

Doch selbst die immer wieder auftauchende Freude über ein neues, möglichst seltenes Item als auch das Staunen bei neuen Gegnern und Bossen sowie das Evaluieren ihrer Fähigkeiten und Schwächen kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die Motivation sich über die Spielzeit einer Biorhythmus-Kurve annähert. Denn für jedes Hochgefühl begegnet einem eine Detailschwäche, die einen immer wieder nach unten zieht.
Nehmen wir z.B. die Story: Dank guter Sprecher für eure Auftraggeber und sämtliche missionsrelevanten Figuren wird die Mythenwelt zu stimmungsvollem Leben erweckt. Doch die erzählerischen Elemente an sich werden nicht so gewaltig transportiert, wie es der Göttermeuchelung entsprechen würde. Zudem ist die mit Kämpfen, Sammeln und Erforschen gefüllte Zeit zwischen diesen Sequenzen etwas zu lang, so dass man den roten Faden immer wieder verliert. Das ist höchst bedauerlich, denn vor allem im späteren Spielverlauf wartet die Geschichte mit einigen Überraschungen auf, die euch quer durch alle vier Mythologien hetzt.