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Loki – Im Bannkreis der Götter (Rollenspiel) – Loki – Im Bannkreis der Götter

Es gibt Spiele, die prägen die Software-Welt nachhaltig –  Diablo gehört zweifellos dazu. Und dann gibt es Spiele, die versuchen, von der Popularität dieser Ausnahmetitel zu profitieren – Dungeon Siege beispielsweise oder auch Titan Quest. Doch ein Spiel lehnt sich so stark an den Klassiker an wie kaum ein anderes: Loki von Crimson Cow. Wir haben uns durch das Mythen verwebende Action-Rollenspiel gekloppt. Ist es so gut wie Blizzards Klassiker?

© Cyanide Studios / Crimson Cow

Und wenn es ganz dumm kommt, kann es passieren, dass ihr während eines Gespräches von Gegnern angegriffen werdet. Eine natürlich Reaktion ist natürlich: „Hau wech!“. Will man danach aber wieder das abrupt abgebrochene Gespräch aufnehmen, stellt man fest, dass das Gegenüber nix mehr zu sagen hat und man mit Glück wenigstens im übersichtlichen Missions-Tagebuch herausfindet, was man verpasst hat.

Wer den Namen dieses kleinen Schoßhundes kennt, wird enttäuscht sein, dass die an sich interessante Story quer über vier mythologische Reiche immer wieder mit Längen zu kämpfen hat..

Für Freude hingegen sorgt die durchdachte Charakter-Entwicklung. Neben normalen Erfahrungspunkten, die in regelmäßigen Abständen für einen Aufstieg sorgen (gleichbedeutend mit Steigerung der Eigenschaftswerte in fünf Kategorien), bekommt ihr für jeden Gegner unabhängig so genannte „Göttererfahrung“. Die kann man übrigens auch bekommen, indem man Gegenstände oberhalb der „Gewöhnlich“-Grenze am Altar opfert. Diese wiederum versorgt euch mit Punkten, die ihr für Sonderfähigkeiten einsetzen könnt. Da ihr drei Göttern mit unterschiedlichen Fertigkeitsbäumen huldigen könnt, spielt sich z.B. eine Amazone, die sich auf Ares als Schutzpatron festgelegt hat und vorrangig Fallen als Spezialfähigkeit einsetzt deutlich anders als eine, die den Pfeilkünsten von Artemis folgt. Dieses Element steigert nicht nur den Wiederspielwert, sondern bietet euch die Gelegenheit, eure Figur an euren Spielstil anzupassen und nicht umgekehrt.

Linksklick = Tod

Das Kampfsystem bietet konventionelle Kost: Mit Linksklick bewegt ihr euch, greift einen Gegner mit eurer Waffe an oder öffnet Truhen. Mit Rechts hingegen führt ihr die Spezialattacke aus, die komfortabel über die Shortcut-Leiste ausgewählt werden kann. Nicht berauschend, aber erfüllt seinen Zweck zur höchsten Zufriedenheit. Überhaupt kann man Cyanide abgesehen von kleineren Detail-Mängeln höchstens vorwerfen, sich auf zu sicheres Terrain begeben zu haben.
Mich stört das nicht. Ich bin damit zufrieden, Gegnerhorden zu Hunderten in den Monsterhintern zu treten, mich mit clever agierenden und jeweils eine andere Strategie erfordernden Bildschirm füllenden Bossen herumzuschlagen und mich an neuen seltenen Gegenständen zu erfreuen – Hack&Slay in Reinkultur eben. Genau das Richtige für  verregnete Frühsommer-Abende. Doch mit etwas mehr Mut zum Risiko und zur Lücke hätte aus dem richtig guten Loki ein richtig ausgezeichnetes Loki werden können.
Kleinere Abschnitte wären ein Schlüssel zum Erfolg gewesen; faire Leveleinsetzpunkte ebenso, an denen nicht bereits 20 Gegner auf mich warten, bevor der Ladebildschirm verschwindet. Ein leicht überarbeitetes Teleportsystem, das mich nach einer Inventar-Voll-Rückholaktion nicht an den Anfang eines Abschnitts bringt, sondern an den Punkt, von dem ich in meine

Die zufällig generierten Abschnitte sehen gut aus, können aber den Baukasten-Urpsrung nur selten verheimlichen.

Stadt gesprungen bin, hätte ebenfalls für eine Sorgenfalte weniger gesorgt. Die gut gemeinte Übersichtskarte ist zwar manchmal nützlich, aber hässlich. Das Team wollte viel. Es bietet auch viel. Es schießt aber mit immer wieder über das angestrebte Ziel hinaus, anstatt sich auf seine Qualitäten zu verlassen.

Technisch hui oder pfui?

Dieses Phänomen merkt man auch der technischen Umsetzung an: Die handgezeichneten und strukturiert geplanten Welten eines Titan Quest sehen unter dem Strich runder und damit besser aus als die aus dem Baukasten stammenden Teile der Zufallslevel der Loki-Welt in ihrer Gesamtheit.
Doch dieses manchmal grobschlächtig scheinende System hat auch seinen Reiz und unterstützt auf seine ganz spezielle Art und Weise die düstere Stimmung, die das Hack&Slay-Vergnügen durchzieht. Und nicht zuletzt gibt es immer wieder grafische Highlights, von denen man die feinen Heldenanimationen sowie die optischen Veränderungen durch jeweilige Rüstungsteile als selbstverständlich hinnimmt. Schöne Lichteffekte (leider ohne Echtzeitschatten), aufwändige Zauber: Man bekommt einiges zu sehen.
Denn auch bei neuen Levelsets staunt man immer wieder über kleine Details, die einen fast vergessen lassen, dass man hier durch ein Baukasten-System stapft. Die Tore zum Hades z.B. sind mit ihren Reliefs sehr Ehrfurcht gebietend, die dunkle Pyramide des Seth düster beeindruckend und die aztekischen Dschungel überzeugen mit ihrem dichten Pflanzenbewuchs. Auch die Hundertschaften an Gegnern, die auf den Karten Platz finden, hinterlassen einen guten Eindruck.