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Need for Speed: Nitro (Rennspiel) – Need for Speed: Nitro

Nach den meist lieblosen Wii-Umsetzungen der Need for Speed-Titel war die Zeit reif für eine Veränderung: Während PS3-, 360- und PC-Besitzer in diesem Jahr schon mit Shift Gas geben durften, hat man für Wii und DS mit Nitro ein völlig neues Spiel entwickelt, das auf die Leistungen der beiden Nintendo-Systeme zugeschnitten sein soll und den Arcade-Fahrspaß in den Mittelpunkt rückt. Eine clevere Entscheidung?

© EA Montreal / Electronic Arts

Arcade in Reinform

Im Gegensatz zu Shift, das mit vielen realen Kursen, massig Einstellungen an den Boliden und einer anspruchsvolleren Fahrphysik mehr in Richtung Simulation vorfahren will, geht man mit Nitro den umgekehrten Weg: Hier stehen unbeschwerte Arcade-Rennen auf der Tagesordnung, in denen man mit wahnsinniger Geschwindigkeit über den Asphalt prescht, lässig um die Kurven driftet und sich wilde Verfolgungsjagden mit den Cops liefert. Das alles funktioniert dank der präzisen Steuerung auch wunderbar – sei es einhändig mit der Remote, im Zusammenspiel mit dem Nunchuk oder mit dem GameCube- bzw. Classic-Controller. Nur die Variante im Plastik-Lenkrad funktioniert beim Lenken nicht ganz so präzise und stellt daher die unattraktivste Möglichkeit dar. Anfängern greift übrigens optional eine Lenkhilfe unter die Arme, die zwar nicht wie bei Forza 3 bis zum völlig entspannten One-Button-Driving führt, aber die Kurvenfahrten zumindest einfacher gestaltet. Gab die Drift-Mechanik bei den Probespielen noch Anlass zur Kritik, haben die Entwickler von EA Montreal diesbezüglich nachgebessert: Fühlte sich das Schlittern damals noch nicht besonders intuitiv an und störte sogar den Flow, kommt mittlerweile echtes Ridge Racer-Feeling auf, wenn man locker-flockig durch die Kurven rutscht! Den Untertitel „Nitro“ kommt bei diesem Need for Speed nicht von ungefähr: Alleine durch die Fahrt lädt sich eine Anzeige auf, die in zwei Energie-Kanister aufgeteilt wird. Ein kurzes Schütteln der

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VIDEO: Die Karriere entführt Rennfahrer in Städte auf der ganzen Welt!

Remote oder ein Knopfdruck reichen, um den spürbaren Boost auszulösen. Ungeduldige dürfen den Nitro sogar schon zünden während sich die Leiste füllt, doch wer taktisch klug fahren und den ultimativen Geschwindigkeitsrausch erleben will, wartet bis beide Kanister gefüllt sind und lässt die bis zu sieben Konkurrenten mit einem Doppel-Turbo hinter sich!

Schadenfreude?!

Problematisch wird es nur, wenn man zu oft die Bande küsst, denn neben einem optischen Schadensmodell wirken sich zu heftige Unfälle auch auf die beiden Nitrokanister sowie die Maximal-Geschwindigkeit aus – die Lenkung ist allerdings nicht betroffen. In Stufe eins wird zunächst die untere Nitroanzeige gesperrt, mit der man den Doppel-Turbo auslösen kann. Rempelt man sich danach noch weiter durch, hat man irgendwann gar keine Möglichkeit mehr, überhaupt einen Nitro zu zünden. Was hilft, sind Reparatur-Icons in Form eines Schraubenschlüssels, mit denen man den fahrbaren Untersatz auf Knopfdruck wieder flott macht. Hängen einem die Cops an der Stoßstange und versuchen dabei nicht ganz so aggressiv abzudrängen, erscheint ein weiteres Icon auf der Bildfläche, das aufgesammelt werden kann. Mit ihm erhält man die Chance, die Gesetzeshüter einfach auf einen automatisch markierten Vordermann zu hetzen – auch eine Art, wie man sich die Spitzenposition sichern kann. Zu sehen, wie ein Konkurrent nach meinem „Hinweis“ von den Cops in die Zange genommen wird, während man selbst an ihm vorbei donnert und die Führung übernimmt, ist ein tolles Gefühl…

Es fühlt sich ja schon ein bisschen wie Urlaub an…

Trotzdem hätten es ruhig ein paar mehr Spezial-Icons geben dürfen wie es etwa bei Midnight Club: Los Angeles oder einem Mario Kart der Fall ist. Durch ein optionales Zuschalten hätte man nicht nur den Arcade-Schwerpunkt unterstreichen, sondern für noch mehr Abwechslung und Spielspaß sorgen können – vor allem im Mehrspielermodus.

Vom Ghetto nach Dubai

Insgesamt warten in der Karriere mit Rio de Janeiro, Kairo, Madrid, Singapur und Dubai fünf Städte mit jeweils zwei Pisten. Diese fallen nicht nur abwechslungsreich aus, sondern bieten auch was fürs Auge: Die von Grund auf neu entwickelte Grafikengine läuft nicht nur mit einer durchweg flüssigen Framerate, sondern bietet je nach Schauplatz auch wunderschöne Lichteffekte, die den Spieler teilweise sogar blenden. Daneben ist auch der Comic-Stil der Fahrzeuge ein Hingucker, durch den man aus der Not eine Tugend gemacht hat. So verrieten die Entwickler, dass die Idee zu diesem ungewöhnlichen Look mit den lustigen Verformungen in erster Linie deshalb zustande kam, um Polygone zu sparen. Trotzdem sieht das Ergebnis sehr cool aus – vor allem wenn man die Boliden später mit Karosserieteilen und Felgen optisch aufmotzt. Leider hat man kauf Einfluss auf das Aussehen dieser Upgrades und muss mit den Vorgaben leben – das Autosculpt-System – bekannt aus älteren NfS-Teilen – hätte sich auch hier gut gemacht. Allerdings hat man die Möglichkeit, komfortabel mit der Remote diverse Sticker und Aufkleber anzubringen oder Karosserieteile individuell zu lackieren. Was leider fehlt sind Leistungsupgrades für Motoren, Fahrwerk, Bremsen usw. Auch wenn z.B. der süße VW Käfer irgendwann wie eine Rennmaschine aussieht, hat er also immer noch die vergleichweise magere Power der Serienausstattung. Später wird man allerdings auch in Geschossen wie dem Audi R8 Platz nehmen dürfen, der die ansprechende Auswahl aus etwa 30 Boliden zusammen mit Modellen wie einer Corvette Stingray, einem Hummer, Dodge Charger R/T, Nissan 370 oder dem schnittigen Porsche Cayman komplettiert. Selbst ein alter, kultiger VW Bus ist mit an Bord, der Retro-Charme versprüht und sich vor allem als Einstiegsmodell eignet. Scheinbar ist man vom Stil der Karren bei EA so sehr angetan, dass man die Sicht auf eine Außenperspektive beschränkt. Verständlich, aber trotzdem schade, da mit einer Stoßstangenansicht das Geschwindigkeitsgefühl sicher noch intensiver ausgefallen wäre.