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Sacred 2: Fallen Angel (Rollenspiel) – Sacred 2: Fallen Angel

Da arbeitet man mit Hochdruck auf den Erscheinungstermin eines Titels hin, versammelt die Aufmerksamkeit der interessierten Spieler – und dann? Dann tritt urplötzlich der schon lange vermutete Nachfolger der langjährigen Genre-Referenz auf den Plan und stiehlt dem Hauptdarsteller die Show. Aber vielleicht gelingt es Ascaron mit Sacred 2 ja doch, die Hack&Slayer von Diablo 3 abzulenken? Andererseits: Mit einem 480 MB großen Patch am Veröffentlichungstag scheint schon im Vorfeld einiges schief gelaufen zu sein…

© Ascaron / Deep Silver

Alles drin, doch noch Spaß?

Genügend Kleingeld vorausgesetzt, könnt ihr später sogar mit Pferden und spezifischen Reittieren für jede der sechs Klassen durch Ancaria preschen. Alternativ bieten sich auch Teleporter-Stationen an, die jedoch erst einmal gefunden und aktiviert werden müssen.

Die angesprochenen sechs Figuren, leider gibt es keinen Editor zur Erstellung eigener Charaktere, basieren auf Archetypen: Der Schattenkrieger ist am ehesten die konventionelle Nahkampfklasse, die Dryade ist vorzugsweise im Distanzkampf per Bogen oder Blasrohr einzusetzen und die Hochelfe ist eine klassische Magie-Nutzerin. Die grundsätzliche Ausrichtung lässt

Sie für jede Figur unterschiedlichen Spezialreittiere sind ein Augenschmaus – und Gegenstand eines immer noch nicht behobenen Bugs (Stand: 15.10.08)

aber keine Rückschlüsse auf andere Fähigkeiten zu. Denn auch abseits von Hybridklassen wie dem Tempelwächter (futuristischer Nah-/Fernkampf-Roboter) können alle Charaktere auch im Nahkampf ihren Mann oder ihre Frau stehen.

Bei der Weiterentwicklung der Charaktere geht Ascaron wie schon beim Vorgänger einen leicht abgewandelten Weg der klassischen Level-Aufstiege. Die einzelnen Fähigkeiten werden wie gehabt über Runen gelernt und in ihrer Stufe gesteigert, die entweder zur Beuteausschüttung gehören bzw. von einem Runenhändler erstanden oder gegen andere, nicht nutzbare Runen eingetauscht werden können.

Zusätzlich könnt ihr bei einem Stufenaufstieg der Figur (das Levelcap liegt jenseits der 200) neben einem Eigenschaftspunkt für die klassischen Werte wie Stärke oder Geschicklichkeit auch Fähigkeitspunkte verteilen. Habt ihr hier genügend Spezialisierung beisammen, könnt ihr eine der Spezialfähigkeiten zusätzlich in insgesamt drei Stufen ausrüsten und auf eure Spielweise abstimmen. Soll der Feuerball z.B. mehr Schaden anrichten oder mehrere Gegner gleichzeitig angreifen? Durch solche Entscheidungen kriegen die Figuren eine persönliche Note – nicht spektakulär, aber gut.

Hinsichtlich der Balance geben sich die Figuren nicht viel. In der Anfangsphase scheint der Inquisitor mit seinen Zaubern, die Schaden bei Gegnern in einem ganzen Gebiet anrichten, etwas übermächtig, doch auch die Seraphim bekommt schnell einen Zauber, der eine große Feindesgruppe schnell ausradieren kann. Und bei keiner Figur hatte ich das Gefühl, dass sie großartige Nachteile hätte – weder in der Anfangsphase noch in späteren Abschnitten. 

Sammelwut

Überhaupt muss man sagen, dass man Ascaron inhaltlich nur vorwerfen kann, zum einen zu konservativ zu sein (Stichwort Kampfsystem), zum anderen zu viele Missionen in der offenen Welt verteilt zu haben.
Denn beim umfangreichen Rest macht man vieles richtig. Es gibt haufenweise Gegenstände zu finden, darunter auch seltene und Sets, wobei die Ausschüttung an unbrauchbarem Allerweltszeug durchaus nach unten korrigiert werden könnte.
Und auch die Namensgebung der besonderen Gegenstände scheint eher zufällig zu sein. Denn hinter einer Waffe mit dem Namen „Stahlverstärkte Großklinge der Schätze“ würde ich erwarten, dass sie zum einen mehr Schaden als eine vergleichbare gewöhnliche Waffe anrichtet und zum anderen die Chance erhöht, seltene Gegenstände zu finden. Nun gut,

Nach den Kämpfen wartet meist eine reichhaltige Beute – die Sammelwut schlägt umgehend zu…

die „Chance auf tödliche Verletzungen“ kann ich für „Stahlverstärkt“ akzeptieren, aber hinsichtlich Schätzen tut sich gar nichts – merkwürdig. Bei vielen anderen Fällen wiederum passen Name und Eigenschaften gut zusammen. Aber das ist eines von vielen Indizien, dass viele Köche am Werk waren und bei einigen der Suppenrührer entweder keine oder mangelhafte Kommunikation am Werke war.

Sacred 2 ist ein ambitioniertes Projekt. Dazu eines, das hinsichtlich Umfang und Inhalt trotz aller klassischen Mechanismen das Zeug zum Hit hätte. Doch irgendwo auf dem Weg scheiterte man an den eigenen Ansprüchen. Oder wollte den Fans einfach mehr bieten als alle anderen Genre-Vertreter bislang. Doch vielleicht stellte sich dieses Unterfangen als zu hehres Ziel heraus.

Wo hört der Spaß auf?

Denn entgegen aller Hoffnungen und vor allem auch entgegen den eigenen Ansprüchen, hat die Qualitätssicherung nicht gut gearbeitet. Sprich: Das mittlerweile schon mit Ascaron assoziierte Bug-Problem ist auch bei Sacred 2 omnipräsent. Das beginnt bereits mit dem Day-1-Patch, der über 450 MB wiegt und der neben einigen Fixes und bereits zu diesem Zeitpunkt neuen Inhalten auch noch eine weitere Überraschung bereit hielt: Einen folgenden Hotfix!
Wenn dadurch wenigstens sicher gestellt gewesen wäre, dass die Ancaria-Ausflüge ab dem Moment problemfrei laufen würden, würde ich an dieser Stelle aufhören zu meckern.
Dem ist aber leider nicht so!
Das offizielle Forum quillt über vor Spieleranfragen bzgl. technischer Probleme und Abstürze, die auch vom Patch nicht behoben wurden. Die Anzahl an diesen Kommentaren übersteigt sogar die Fragen nach inhaltlichen Problemen wie Missionen etc. um ein Vielfaches.
Zu Ascarons Entlastung muss ich sagen, dass ich in insgesamt auf verschiedenen Rechnern akkumulierten gut 50 Stunden nur einen Absturz zu verzeichnen hatte.