Veröffentlicht inTests

Silent Hunter 4: Wolves of the Pacific (Simulation) – Silent Hunter 4: Wolves of the Pacific

Simulationen haben es nicht leicht in unserer schnelllebigen Gesellschaft, vor allem wenn sie unfertig auf die Welt kommen wie einstmals Silent Hunter III. Mit Hilfe der treuen Community und des rumänischen Entwicklerteams mauserte sich das Spiel jedoch immer weiter und jetzt wird der Nachfolger vom Stapel gelassen, der unverständlicherweise wieder mit den gleichen Krankheiten zu kämpfen hat.

© Ubisoft / Ubisoft

Je nach Startzeitpunkt (1941-1944), Hafen und der Entscheidung für eines von fünf U-Booten bekommt ihr passend zum Startjahr gestaffelte Aufträge erteilt, die während der Mission erweitert werden können. So dürft ihr Patrouillenfahrten vornehmen, Schiffe aufspüren und versenken, feindliche Einrichtungen ungesehen fotografieren, abgeschossene Piloten retten, Versorgungsmaterial transportieren oder Agenten im Feindesland absetzen. Auch die bekannten großen Schlachten (z.B. Guadalcanal oder Iwo Jima) finden innerhalb der Kampagne statt und als U-Boot-Kapitän könnt ihr zu diesen

In den großen Schlachten bekämpfen sich allerlei Flugzeuge und Schiffe oberhalb der Wasseroberfläche, während ihr abtaucht.

historischen Anlässen abkommandiert werden, um beispielsweise etwas Tonnage zu versenken oder den eigenen Streitkräften zu Hilfe zu kommen – ihr könnt jedoch nicht an allen Schlachten teilnehmen. Diese großen Gefechte werden von einer Zwischensequenz à la Geschichtsstunde eingeleitet, in der die Truppenbewegungen und Machtverhältnisse anhand einer militärischen Karte dargelegt werden (mit deutschen Untertiteln). Besonders in diesen Schlachten kann Silent Hunter IV mit guter Atmosphäre auftrumpfen, vor allem wenn mehrere Schlachtschiffe auf der Wasseroberfläche mit dicken Geschützen auf andere Feindschiffe feuern, diese treffen oder selbst heldenhaft in den Fluten versinken und meine U-Boot-Winzigkeit unter dem Krisenherd durchtaucht. Man hat das Gefühl, nur ein Teil einer größeren Armada zu sein – klasse!

Große Entfernungen

Im Pazifik ist mehr los als im Atlantik, allerdings ist der Ozean auch viel größer: Neben allerlei in der Luft herumschwirrenden Flugzeuge – die zudem effektiver sind als die schwachbrüstigen Maschinen des Vorgängers – trefft ihr auf alle Schiffskolonnen der damaligen Zeit. Immerhin haben die Entwickler sämtliche Konvois, die in den Kriegsjahren unterwegs waren, historisch akkurat in die virtuelle Welt eingebaut. Trotzdem sind die Dimensionen des Pazifiks so enorm, dass ihr nicht alle naselang auf einen Feind trefft und manchmal gar Tage auf Sichtkontakt wartet oder aufwändige Überlegungen bzw. Berechnungen anstellen müsst, wie und wo sich der Konvoi von seiner letzten Position aus hinbewegt haben könnte – stilecht mit Lineal, Zirkel und Geodreieck auf der Seekarte (1 Knoten (kn) = 1 Seemeile (1,85201 km) pro Stunde). Für diese gegnerlosen Momente, sonstige Wartezeiten oder lange Fahrten über das Meer gibt es zum Glück eine Zeitrafferfunktion, die man bis ins Tausendfache hochschrauben kann. Ein Actionspiel wird Silent Hunter deswegen aber trotzdem nicht, denn selbst mit Zeitraffer dauert es

Obwohl die Häfen lebendiger und schicker daherkommen, muss man nach jedem Besuch umständlich selbst auslaufen.

mehrere Minuten und länger, bis man sich an einen Konvoi herangeschlichen hat, man auf eine günstige Schussgelegenheit wartet oder an einem Patrouillenpunkt auf die schwimmenden Ziele lauert – insofern nicht irgendwelche Skriptfehler auftauchen und die Mission trotz abgeschlossener Ziele nicht beendet wird. Dann könnt ihr entweder weiter Warten oder den Einsatz erneut laden; beides kostet leider unnötig viel Zeit.

Für den simulierten Leerlauf entschädigen erstens die wunderschöne Grafikkulisse mit detaillierten Schiffsmodellen sowie realistischer Wasserdarstellung und zweitens die Gefechtssituationen. Nicht nur die Flugzeuge sind gefährlicher, auch die Schiffe, allen voran die Zerstörer, sind stärker geworden. Allerdings nur, wenn die  aggressive Computerintelligenz reibungslos funktioniert und man nicht die sich wiederholenden Manöver der Feinde durchschaut. Trotzdem sind die Katz-und-Maus-Spiele mit den an der Oberfläche pingenden Zerstörern spannend und kitzeln mit detonierenden Wasserbomben die Nerven. Mitten in diesen Gefechten könnt ihr euch dann tot stellen (mit Täuschkörpern einen Treffer simulieren) oder zum Gegenangriff blasen, was jedoch wieder mit zu hörenden Geräuschen verbunden ist…