Ich bin eigentlich ein Fan von Slender. Schon das kostenlose „The Eight Pages“ hat mich durch seine tolle Atmosphäre und die Schreckmomente fasziniert. Der Award, den ich dem Nachfolger in meinem Test auf dem PC verliehen habe, spricht ebenfalls Bände. Ja, ich mag diese Art von Horrorspiel und habe mich darauf gefreut, mich auch auf der Konsole den schaurigen Kreaturen zu stellen, dabei fleißig Zettel zu suchen, Generatoren anzuwerfen oder mich in einem verlassen Haus möglichst schnell zu verbarrikadieren – immer mit der Angst im Nacken, von dem Mistkerl doch noch erwischt zu werden.
Der blanke Technik-Horror
Das einfache, aber fesselnde Spielkonzept bleibt auch auf der Xbox 360 erhalten, doch was die Entwickler hier technisch fabriziert haben, verleiht dem Horror eine völlig neue Facette. Zur Erinnerung: Auf dem PC sah die Kulisse zwar nicht überwältigend aus, aber mit den gelungenen Licht- und Schattenspielen sowie ansehnlichen (Wald-)Landschaften sorgte sie zusammen mit düsteren Klängen und Soundeffekten für eine klasse Atmosphäre. Auf der Microsoft-Konsole ist davon leider nicht mehr viel übrig geblieben, denn zum einen wurde die Qualität der Texturen auf ein Minimum zurückgeschraubt – selbst alte PS2- und Xbox-Spiele haben grafisch mehr zu bieten! Zum anderen wurden die schicken Lichteffekte der Vorlage nahezu komplett verbannt: Weder der eigene Charakter noch Objekte wie Schränke, Tische, Bäume & Co werfen hier noch einen Schatten – entsprechend flach und steril wirkt die
Spielwelt, die übrigens um ein paar Areale erweitert wurde, die es am PC nicht zu sehen gab. Einen großen Mehrwert liefern sie allerdings nicht, sondern wirken eher wie eine künstliche Streckung für die relativ kurze Kampagne, die mit vielen Trial&Error-Passagen hin und wieder für Frust sorgt.
Und obwohl man die Grafikqualität schon auf ein Mindestmaß reduziert hat, ist die Bildrate unter aller Kanone: Jeder noch so kleine Kameraschwenk wird von teils heftigen Rucklern begleitet, was die Nerven besonders in hektischen Momenten noch stärker belastet. Hinzu kommt, dass selbst auf der höchsten Sensibilitätsstufe ein Umschauen mit dem Analogstick nur bei einem gähnend langsamen Tempo möglich ist – kein Vergleich zur butterweichen Darstellung, die man mit Maus und Tastatur am PC erlebte. Dort konnte man außerdem noch die Türen ganz langsam und vorsichtig öffnen – das war zwar manchmal fummelig, sorgte aber durchaus für weitere Spannungsmomente. Auf der 360 drückt man dagegen nur auf einen Knopf und schon ist die Tür komplett offen. Dabei hätte man die Mechanik auch problemlos auf den Analogstick übertragen können, wie es z.B. Silent Hill: Shattered Memories oder zuletzt auch The Evil Within gezeigt haben. Und auch das Sounddesign wirkt auf der Konsole nicht mehr so ausgereift wie am PC: Teilweise hat man die Abmischung komplett versiebt und so wirkt die Lautstärke der einzelnen Effekt-Elemente oft völlig unausgewogen – auch in diesem Bereich hat man damals am PC bessere Arbeit geleistet.
Solche Kritik würde ich mir auch für Ports auf dem PC wünschen. Da gibt es häufig solche Unverschämtheiten, im Test wird das dann aber meist kaum oder nur beiläufig erwähnt und fließt fast nie in die Wertung ein.
Da tun mir die Konsolenspieler echt leid (nein, meine ich nicht hämisch). Als PC Spieler kenn' ich das ja, da bekommt man ja auch manchmal üble Umsetzungen von Konsole auf PC. Umgekehrt geht das also wohl auch
*Zurückrufung schauerlicher Erinnerungen an den Resi 4 PC-Port*