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The Fall – Last Days of Gaia (Rollenspiel) – The Fall – Last Days of Gaia

Das Jahr 2004 glich für Rollenspieler einer ausgedörrten Wüste. Nach dem zweiten Add-On für Neverwinter Nights war weit und breit lange Zeit nichts Abenteuerliches zu sehen, bis in Gestalt von Vampire endlich die erste erfrischende Oase erschien – war das köstlich! Aber da gibt es noch einen Geheimtipp aus Deutschland, der die Weihnachtszeit in packende Endzeit verwandeln will: The Fall.

© Silver Style / Deep Silver

Lust auf Rollenspiel

Endlich wieder eine sechsköpfige Party! Endlich wieder Attribute, Fähigkeiten und Talente! Endlich wieder eine epische Story! Ich habe mich als schmachtender Rollenspieler nach all dem Action-Fantasybrei richtig auf diesen Titel gefreut. Erstens wandeln die Berliner auf klassischen Fallout-

Das schöne Renderintro stimmt mit einem Gespräch über Mut auf das Abenteuer ein.

Pfaden, zweitens konnten sie zwei ehemalige Black Isle-Mitarbeiter verpflichten und zu euphorischer Letzt haben einige Gazetten sogar Gothic-Potenzial vermutet. Was sollte da schief gehen?

Aber trotz meiner Genre-Sympathie und angelesener Vorschusslorbeeren hinterließ der Titel in der Preview nur einen befriedigenden Eindruck. Vor allem aufgrund der vielen technischen Mängel und Bugs war ein Test quasi nicht möglich. Mittlerweile sind fünf Patches ins Land gezogen und das Spiel läuft so stabil, dass es endlich bewertet werden kann. Das zeigt einerseits, wie viele grobe Schnitzer noch in der Verkaufsversion steckten, was zu verständlichen Fan-Protesten im Forum führte. Andererseits zeigt das aber auch, wie schnell Silver Style Entertainment reagieren kann – andere Firmen brauchen Monate für den ersten Patch.

Idylle & Ernüchterung

Ich habe mir natürlich nur eine Frage gestellt: Wie gut ist das Endzeit-Rollenspiel in Version 1.5? Kann es über meine Preview-Skepsis hinauswachsen? Macht es jetzt auch mehr Spaß? Nur bedingt. The Fall hat einfach immer noch zu viele Schwächen, um richtig zu begeistern. Obwohl das Berliner Team in fleißiger Akkordarbeit elementare Fehler ausgemerzt und kleine Verbesserungen hinzugefügt hat,

Leider führen die ersten Schritte nicht gerade in eine üppige 3D-Kulisse.

kann man nicht in die Liga der außergewöhnlichen Rollenspiele aufsteigen. Das Spiel hat einige Reize, die gerade angesichts der Genre-Flaute ins Auge fallen, krankt aber an zu vielen offenen Baustellen und Designschwächen.

Immerhin beginnt das Abenteuer sehr stimmungsvoll: Kostbares Wasser perlt an einem Blatt hinab, eine Libelle tanzt im gleißenden Licht und sucht sich ihren Weg zu einer mächtigen Kuppel. Ein malendes Mädchen spricht mit seiner Mutter über die Bedeutung des Wortes „Mut“. Als lebendes Beispiel nennt die Frau mit dem seltsam weißen Haar einen Helden, der nach der Katastrophe Großes geleistet hat. Und plötzlich wechselt das idyllische Renderintro in die dreidimensionale Spielgrafik – das ist gute Regie.