Keine offene Welt
Obsidian hatte im Vorfeld bereits erklärt, dass man sich bewusst für ein kleines Spiel mit einigen Beschränkungen entschieden hat – die Entscheidungen des Spielers sollten im Vordergrund stehen, nicht die simulierte Umwelt. Dabei hat man auf einiges verzichtet, so dass die Welt an einigen Stellen statisch wirkt: Es gibt zwar einen Tag- und Nachtwechsel, aber die Bewohner gehen nicht ihrem Tagesgeschäft nach. Sie unterhalten sich, arbeiten, aber verharren meist an derselben Stelle und reagieren nicht auf das, was um sie herum passiert – es sei denn, man beschießt sie. Die Tierwelt ist bis auf Monster entweder nicht existent oder auf kleine, dahin wuselnde Viecher reduziert, die aber putzig animiert sind. Mimik und Gestik erreichen ebenso wie Texturen oder das Wasser lediglich solides Niveau, zumal die Lippensychronität nicht immer gegeben ist und nur Englisch mit deutschen Untertiteln gesprochen wird.
Trotz dieser Defizite und der territorialen Fragmentierung entsteht aber ein angenehmes Gefühl von Freiheit. Es gibt ja auch zusammenhängende Areale inklusive einer Wildnis mit kleinen Lagern, Dörfern und Höhlen, wo man auch abseits des Weges etwas entdecken kann. Das wirkt zu Beginn allerdings noch sehr überschaubar, es gibt deutlich weniger Erkundungsreize als in Fallout 4 oder New Vegas, so dass man kaum mal durch entfernte Ruinen oder Gebäude in die Ferne gelockt wird. Das ist kein Abenteuer für Leute, die abseits der Hauptquest auf eigene Faust durch die Wälder oder das Ödland streifen wollen. Aber als sich auf dem ersten Planeten Terra 2, nach Edgewater und Umgebung, gerade die böse Ahnung einschleichen will, dass Obsidian vielleicht eine zu kleine Welt entwickelt hat, öffnet sich die Sternenkarte auf dem eigenen Raumschiff. Das ist durchaus ein magischer Moment, weil sich ein Tor zu anderen Schauplätzen öffnet.
Reise durch das Halcyon-System
Diese Reize werden dann auch in der Landschaft erhöht. Zum einen gibt es auf dem Planeten Terra 2 eine zweite Station und Siedlung zum Andocken. Und der größere Planet Monarch lockt sowohl mit gefährlicher Wildnis als auch mehreren Siedlungen, die man ohne hintereinander erkunden kann, indem man wandert. Das Artdesign der exotischen Flora sowie die Beleuchtung der Städte sorgt dabei für Stimmung, teilweise fühlt man sich wie in einem SciFi-Western. Auf Monarch öffnet sich das Spiel dann auch so richtig, hier begegnet man endlich den anderen Fraktionen. Und kaum besucht man diese oder spricht mit den Bewohnern, wird man in ein gekonnt verflochtenes Netz aus Quests hineingezogen, hat quasi überall etwas zu tun oder zu entscheiden. Ein Junge wird vermisst, eine mysteriöse Energiequelle gesucht, irgendwo müssen Anlagen repariert werden, Söldner suchen gefallene Kameraden und auch die Begleiter haben alle etwas vor. Außerdem sollen da draußen Mantisköniginnen und andere Gefahren lauern. Braucht man eine offene Welt mit dreihundertvierzigtausend Quadratkilomtern simulierter Flora und Flora für Abenteuerflair und Rollenspielspaß? Nein!
Dafür dass MS sich zunächst um eine PS4 Pro optimierte Version drücken wollte ist der Port aber überraschend gut gelungen. Die FPS sind überaus stabil.
Gestern noch einmal einen Durchgang als "Dummer" gestartet, Lustig was man da für Optionen in den Dialogen bekommt. Ich hoffe echt Obsidian macht eine Fortsetzung dazu, egal ob Exklusiv für die nächste Xbox oder nicht. Aber das Universum hat Potenzial und dem Spiel würde mehr Umfang gut tun. Selbst als langsamer Spieler ist man nach ca. 30 Stunden durch mit fast allem.
Heute ist ein Patch erschienen, der unter anderen die Schrift vergrößert, ich habe direkt mal reingeschaut und ist sehr gut lesbar.