Und zu sehen gibt es genug, denn grafisch zählt Assetto Corsa ohne Zweifel zu den schönsten Rennsimulationen auf dem PC! Auch wenn die Brillanz eines Forza Motorsport 5 nicht erreicht wird und manche Schatten sowie Texturen etwas grob ausfallen, verwöhnt vor allem die stimmungsvolle Beleuchtung das Auge. Wenn die Sonne tief steht, ihre Strahlen die Bäume durchbrechen und gleichzeitig zusammen mit den subtilen Spiegelungen die leichte Staubschicht auf der Scheibe offenbaren, dann sieht das einfach klasse aus. Mit aktivierter Kantenglättung wirkt das Bild zudem deutlich ruhiger als etwa bei Forza 5. Mit 60 Bildern pro Sekunde bei 1080p und optional zuschaltbarer Bewegungsunschärfe wird das Geschwindigkeitsgefühl zudem hervorragend eingefangen. Je mehr Fahrzeuge ihre Runden drehen, desto anspruchsvoller werden aber auch die Anforderungen an die Hardware, so dass aus konstanten 60fps schnell 25 und weniger werden können.
Denn auch die Boliden strotzen vor Details und wurden aufwändig modelliert. Besonders deutlich wird dies im Ausstellungsraum, den speicherbaren Wiederholungen und dem Fotomodus, doch auch im Renn-Trimm machen sie besonders in engen und nahen Zweikämpfen eine gute Figur. Zwar steht jeweils eine Außen-, Motorhauben- und Stoßstangenansicht zur Auswahl, doch ist das Cockpit meine erste Wahl. Genau wie bei Forza ist es auch hier erstaunlich, mit wie viel Liebe Ausstattung, Armaturen und Anzeigen der einzelnen Fahrzeuge ins Spiel übertragen wurden. Und die Karossen sehen nicht nur gut aus, sie hören sich auch verdammt gut an: Ich vermisse zwar die klanglichen Feinheiten, Dynamik und Variation in den verschiedenen Drehzahlbereichen, mit denen Forza Motorsport 5 und die Race Room Racing Experience meine Gehörgänge regelmäßig in Verzückung versetzen, doch auch dem etwas dezenteren und weniger ausgeprägten Röhren der Assetto-Motoren kann ich noch einiges abgewinnen und die Klänge sind überdurchschnittlich gut. Sehr gut sind in diesem Zusammenhang auch die Audio-Optionen, in denen sich die Lautstärke für Reifen, Motor, Oberflächen, Wind und Gegner separat einstellen lässt.
Das Beste zum Schluss
Das Beste an Assetto Corsa ist und bleibt aber die grandiose Fahrphysik: Auch dank der exzellenten Force-Feedback-Effekte fühlt es sich beim Spielen mit einem Lenkrad schlichtweg fantastisch an, die Boliden präzise über die Pisten zu dirigieren und sich langsam ans Limit heran zu tasten. Neben detaillierten Lenkrad- und Pedaleinstellungen lässt sich nicht nur die allgemeine Intensität des Force Feedbacks festlegen, sondern es werden sogar separate Werte für Kerb-, Straßen- und Rutscheffekte erlaubt. Besonders hat mich beeindruckt, wie individuell sich jedes Fahrzeug verhält, mir dabei aber immer wieder ein authentisches Gefühl vermittelt, wirklich selbst hinter dem Steuer des jeweiligen Modells zu sitzen. So zeichnen sich die meisten BMWs z.B. durch ihren Heckschleuder-Charakter aus, bei dem ich viel mit Übersteuern zu kämpfen habe, wenn ich das Gaspedal zu euphorisch traktiere. Trotzdem gleicht schon innerhalb der BMW-Familie kein Auto dem anderen: Der 1er M vermittelt ein ganz anderes Fahrgefühl als ein M3 oder der Z4 – super! Beim KTM X-Bow spüre ich dagegen sofort das geringe Gewicht von knapp 800 Kilogramm, während die Formel-Flitzer zwar generell eine großartige Bodenhaftung bieten, aber ebenfalls sehr empfindlich auf einen nervösen Gasfuß reagieren. Und der Ferrari F40 ist ohnehin ein Monster vor dem Herrn und lässt sich schon in der Standardversion kaum bändigen, von der getunten Variante ganz zu schweigen.
Zum Glück lassen sich auch hier eine ganze Reihe von Fahrhilfen aktivieren, wobei die Entwickler bereits drei vorgefertigte Grundeinstellungen für Spieler, Rennfahrer und Profis anbieten. Selbstverständlich lassen sich die Assistenten wie Traktions- und Stabilitätskontrolle sowie ABS auch nach eigenen Vorlieben in mehreren Stufen anpassen. Zudem dürfen neben der automatischen Kupplung auch ein Automatikgetriebe, eine eher zu vorsichtige Ideallinie sowie die Empfindlichkeit des Schadensmodells und der Reifenabnutzung festgelegt werden. Auch die Stärke des Windschattens liegt in den Händen des Spielers, der außerdem entscheiden kann, ob er lieber mit Heizdecken vorgewärmten Pneus auf die Piste gehen will.
Besonders gelungen finde ich, dass Kunos Simulazioni neben den freien Anpassungsmöglichkeiten auch eine Werkseinstellung anbietet. Zwar fahre auch ich gerne ohne Fahrhilfen, um dadurch den Anspruch weiter zu erhöhen, doch dies entspricht eben nur selten dem realen Vorbild. Gerade die Traktionskontrolle zählt zusammen mit ABS schon seit einigen Jahren zur Standardausstattung moderner Wagen und ich bin froh, dass mir das Spiel die Option anbietet, mich mit einem authentischen Grad an Fahrhilfen hinters Steuer klemmen zu dürfen. Nicht zu vergessen, dass man gerade mit dieser Unterstützung die Boliden nicht zwingend mit einem Lenkrad steuern muss, sondern auch mit dem Controller überraschend gut kontrollieren kann. Trotzdem ist die Verwendung eine Lenkrads selbstverständlich die erste Wahl, um die ganze Klasse dieser ausgezeichnete Simulation genießen und würdigen zu können.
"Mountains" von Biffy Clyro
Mal ne andere Frage:
Wie heißt das Lied im Video Fazit ab 02:30? Also nach 30 Seconds to Mars
Danke für die fixe Antwort, dann kann ich es ja doch auf der Wunschliste lassen
Tach Heinz!
Geht von der Fahrphysik her sehr stark in Richtung GTR & Co, ist also eine waschechte Simulation. Die Vergleiche mit Forza entstanden im Test hauptsächlich durch Features wie den Showroom sowie technische Qualitäten wie Sound und Grafik.
Gruß!