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Medieval 2: Total War (Taktik & Strategie) – Medieval 2: Total War

Seit Freitag donnert es in den Regalen. Sega rief zu den Fahnen und Deutschland versinkt mit Medieval 2 in mittelalterlichen Schlachten. Schwere Panzerreiter und mächtige Triboks, Schweizer Pikeniere und maurische Assassine – alles, was auf den königlichen Kriegsschauplätzen Rang und Namen hatte, dürft ihr von den Küsten Schottlands bis in die Sandwüsten des Orients treiben. Ein strategisches Epos ohne Feld und Tadel?

© The Creative Assembly / Sega

Unterstützendes Chaos

Noch wichtiger als Schere, Stein, Papier oder die schiere Überlegenheit der Zahl ist in M2 die kluge Anordnung und effiziente Unterstützung eurer Truppen. Wer seinem Gegner das Kanonenfutter von Bauernkriegern oder Zwangseingezogenen entgegen wirft, kann zahlenmäßig 3:1 überlegen sein und trotzdem sein blaues Wunder erleben. Zwar ist Masse manchmal auch gut, aber noch besser ist die qualitative Kooperation von erfahrenen und unerfahrenen Einheiten, von Nah- und Fernkämpfern. Also: Erst Veteranen an die Front, dann zur Unterstützung von der Seite die Bauern rein.

Pavese-Armbrustschützen können sich hinter ihren hohen Schilden verschanzen.

Ein anderes Beispiel für das kluge Streuen von Chaos: Ihr könnt drei Bogenschützenstaffeln drei unterschiedliche Ziele geben. Das hat den Vorteil, dass ihr drei verschiedene Feindeinheiten unter Feuer haltet – das kann sinnvoll sein. Aber viel besser wäre es vielleicht, die drei auf ein Ziel zu fokussieren, um dessen Moral schneller zu zerrütten! Sprich: Je gewaltiger der Projektilregen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Gegner flieht. Ihr zündet die Pfeile an? Noch besser! Dann sinkt die Trefferwahrscheinlichkeit, aber die Angst unter den Getroffenen dürfte steigen. Und wenn diese bisher flankierten, werden sie mit ihrer Flucht auch noch die Flanke öffnen und eventuell eine Kettenreaktion auslösen…

Verkettung von Ereignissen

Diese Verzahnung von Möglichkeiten und die damit verbundene Unberechenbarkeit kann zwar Einsteiger überfordern oder nicht immer nachvollziehbar sein, aber all das ist gerade die große Stärke von M2. Hier wird nicht nur kalt die Stärke gegenkalkuliert, sondern auch auf Umgebung, Emotionen und Kampfverband geachtet. Daher sollte jeder bei den ersten Scharmützeln die volle Hilfe einschalten: Hier bekommt man wertvolle taktische Hinweise in guter Sprachausgabe, die vorbildlich je nach Situation abgerufen werden und jede Menge Fragen beantworten – man braucht keinen Clausewitz gelesen zu haben, um in M2 erfolgreich zu sein.

Wann lohnt sich die Keilformation der Reiter? Wann verschanzt man sich hinter einem Speerigel? Warum ist es besser, der Kavallerie stehend zu begegnen? Welche Munition setzt man ein: genaue Projektile oder Angst einflößende Sprengsätze? Wie reagiert man auf Umzingelungsgversuche? Wann zieht man sich zurück? Einsteiger und Kenner werden hier jede Menge interessante kriegstaktische Ansätze finden. Selbst komplexe Formationen im großen Stil sind wie schon in Rome über die erweiterten Schaltflächen möglich: So lassen sich sehr schnell ideale Flügelaufstellungen mit vielen Reitern oder massive Verteidigungsaufstellungen in drei Reihen Tiefe realisieren.

Komfortable Automatismen

Es gibt nur eine Einheit in Medieval 2, die man kaum stoppen kann: die Kriegselefanten der Timuriden. Auf ihrem Rücken sind Gewehrschützen oder sogar Kanonen gesockelt…nichts wie weg.

Wie sehen die KI-Autoamtismen aus? Verhalten sich Freund und Gegner klug? Sehr gut gelöst wurden die Voreinstellungen: Wenn sich eure Bogenschützen im Plänkelmodus befinden, ziehen sie sich angesichts herannahender Feinde selbstständig sehr schnell zurück, um nicht überrannt zu werden. Das sieht klasse aus und ist sehr hilfreich, denn es entbindet euch vom Mikromangement. Allerdings kann es passieren, dass sie sich so weit zurückziehen, dass sie nicht mehr an der Schlacht teilnehmen – hier müsst ihr nachhelfen. Ansonsten lässt sich über die Symbole, Gruppenbildung oder Lassomethode alles sehr komfortabel steuern.

Bei den eigenen Angriffsbefehlen kann es zu kleinen Aussetzern kommen, so dass nicht alle Krieger im Pulk Richtung Feind rennen oder manche Reiter nicht reagieren. Das passiert allerdings vornehmlich in engen Gebieten oder nach dem Aufeinandertreffen von mehreren Waffengattungen. Außerdem kann man den partiellen Untätigkeiten der eigenen Männer mit gezielten Befehlen wieder entgegen wirken. Etwas ärgerlicher ist die Tatsache, dass man in bewaldeten Regionen nicht deutlich genug sehen kann, wo sich eine Truppe tarnen kann. Manchmal ducken sich dort Schwertkämpfer und direkt daneben sind andere ungetarnt – hier ist man nicht ganz konsequent.