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Medieval 2: Total War (Taktik & Strategie) – Medieval 2: Total War

Seit Freitag donnert es in den Regalen. Sega rief zu den Fahnen und Deutschland versinkt mit Medieval 2 in mittelalterlichen Schlachten. Schwere Panzerreiter und mächtige Triboks, Schweizer Pikeniere und maurische Assassine – alles, was auf den königlichen Kriegsschauplätzen Rang und Namen hatte, dürft ihr von den Küsten Schottlands bis in die Sandwüsten des Orients treiben. Ein strategisches Epos ohne Feld und Tadel?

© The Creative Assembly / Sega

Risiko 2.0

Wie sieht der große strategische Rahmen aus? Auch in M2 könnt ihr auf einer riesigen Karte euer Reich verwalten, schützen und ausdehnen. In der Großen Kampagne habt ihr die Wahl zwischen den Fraktionen der Engländer, Franzosen, Heiliges Römisches Reich, Venedig und Spanien. Ziel ist es, vom Früh- über das Hoch- bis zum Spätmittelalter eine bestimmte Zahl

Civilization 4 lässt grüßen: Auf der animierten Karte könnt ihr eure Agenten bewegen, Festungen ausbauen oder Städte verwalten.

an Ländern zu erobern sowie eine wichtige Stadt wie Jerusalem oder Granada zu halten. Der Schwierigkeistgrad ist variabel, die Startplätze sind festgelegt, aber jedes Volk verfügt über geographische sowie militärische Vorzüge: Die Engländer können die Insel schnell erobern und haben bereits Schiffe, die Deutschen sind von Feinden umzingelt, aber besitzen sehr starke Truppen.

Ihr bekommt zudem Aufträge von eurem Adelsrat oder dem Papst, wie das Erobern von Städten, Aufnehmen von diplomatischen Beziehungen oder Niederwerfen von Rebellen – erledigt ihr diese Missionen rechtzeitig, winkt Geld für die Staatskasse oder ein Kontingent frischer Truppen. Den erzählerischen Unterbau liefern zahlreiche Filme, die euch auf die Situation vorbereiten und bestimmte Ereignisse darstellen: Hochzeiten, Geburten, Spionage, Attentate oder das Verbrennen von Hexen werden in kurzen Einspielern gezeigt. Schade ist, das das im Stil mittelalterlicher Handschriften gehaltene Intro für die Völker jeweils gleich gesprochen wird – egal ob ihr Engländer oder Spanier wählt.

Immerhin geizen die späteren Filme nicht mit Abwechslung: Spione verstecken sich in Karren, Kirchen veranstalten Vermählungen, Agenten werden massakriert, Pilger wandern ins heilige Land, Hexen werden vor dem Pöbel verbrannt. Zwar gewöhnt man sich an einige der frühen Szenen sehr schnell, aber bis man sich satt gesehen hat, muss man schon eine Kampagne komplett durchspielen – und das ist eine langwierige Aufgabe, die nicht nur militärische, sondern auch wirtschaftliche, diplomatische und religiöse Entscheidungen von euch verlangt.

Agenten für alle Fälle

Ihr könnt Steuern in diversen Stufen verlangen, Städte um Märkte, Schmiede oder Kirchen ausbauen, auf militärische Burgen setzen oder über den Ausbau des Wegesystems den Handel fördern. Folgende Völker sind zusätzlich spielbar (in den eigenen Schlachten bzw. im

Freispielbare Völker neben  England, Frankreich, Venedig, Spanien und dem Hl. Röm. Reich:

Sizilien
Mailand
Schottland
Das Byzantinische Reich
Russland
Mauren
Portugal
Türkei
Ägypten
Dänemark
Polen
Ungarn

Im Multiplayer kommen noch hinzu:

Azteken
Papststaaten
Mongolen
Timuriden

Multiplayer): Diese Rundenstrategie erreicht zwar nicht die Tiefe und Komplexität eines Civilization 4 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=4829′)“>

, denn dafür sind Infrastruktur und Städteaufbau auf der mittelalterlichen Karte einfach nicht verzahnt

genug, aber M2 hat deutliche Fortschritte gemacht. Ihr befehligt und rekrutiert mit der Zeit einen immer größer werdenden Stab an Agenten, die wesentlich aktiver sind: Händler sollten auf der Karte edle Rohstoffe sichern, aber können diesmal ausgebotet werden – treffen zwei aufeinander, kann der eine den anderen übervorteilen und seinen Besitz an sich nehmen. Das ist ärgerlich, wenn man die gewieften Venezianer als Nachbarn hat. Hier vermisst man vielleicht die Möglichkeit, seinen Händler militärisch zu schützen, aber M2 gewinnt damit auch an Reiz; schließlich kann man versuchen, den jungen Händler so lange in anderen Regionen agieren zu lassen, bis er den Venezianern Paroli bieten kann.

Spione decken wie gehabt Einzelheiten über feindliche Truppenstärke auf, was von schönen Filmen umrahmt wird, und öffnen euch die Tore, Assassine töten Generäle, Prinzessinen können diese je nach Attraktivität auch becircen und zum Überlaufen animieren oder eigene Rebellen beschwichtigen, Diplomaten schließen Verträge, Bischöfe bekehren das Volk oder merzen Ketzer aus. Die Religion spielt zwar nicht so eine tragende politische Rolle wie in Civilization IV, aber sorgt für frischen Wind und reichlich Konflikte. Erstens kann sich die Zahl der Ketzer, Hexen und Magier mehren, wenn ihr nicht genug Bischöfe und Kirchen baut. Das wiederum lässt euch im Ansehen des Papstes sinken, der euch sogar einen Inquisitoren auf den Hals schicken kann. Der wütete dann mit viel Holz und Feuer in eurem Reich und könnte sogar auf die Idee kommen, euer eigenes Gefolge zu beschuldigen. Hatte nicht einer eurer Generäle einen heidnischen Zauberer dabei? Tja…

Kreuzzüge und Dschihad

Der Papst hat noch andere Druckmittel: die Kreuzzüge. Irgendwann ruft er die frommen Katholiken auf, sich am Feldzug ins

Saladin im Anmarsch? Kreuzzüge führen euch bis in die Wüsten des Orients. Die Wetter-Engine besticht mit animierten Wolkenfetzen, Regen und Gewitter.

heilige Land zu beteiligen und fordert mal eben einen General sowie neun Truppen von euch. Auch hier gibt es schöne Filme, die einen Hauch von Mittelalter verströmen. Kommt ihr dem sakralen Wunsch nach? Wenn ja, winken euch vielleicht Gold und ganz sicher mehr Ansehen beim Vatikan. Eure Truppen bewegen sich auf heiliger Mission doppelt so schnell, sie kosten keinen Unterhalt und ihr dürft Söldner sowie Spezialtruppen verbilligt anheuern.

Eine gute Stellung beim Papst ist nötig, um bei der Benennung der Kardinäle ein Wörtchen mitzureden. Stirbt der Papst, wird aus diesen dreizehn ein neuer gewählt – vielleicht ist euer Kandidat ja der glückliche. Jedes Reich buhlt also um die Gunst des Papstes. Ihr habt keine Lust auf den heiligen Vater? Dann lasst euch exkommunizieren und die Ketzerei hochleben. Allerdings könnt ihr die Kirche nicht komplett vernichten – wird der Vatikanstaat ausradiert, sucht sich der Papst einen neuen Verbündeten. Und spätestens das kann dazu führen, dass der heilige Krieg plötzlich in euer Land getragen wird.

Aber auch die religiöse Gegenseite ist aktiv: Die Moslems bilden eine starke Macht im Orient, die schnell zu einer beachtlichen Stärke reift. In der Kampagne kann der erste heilige Dschihad noch vor dem ersten Kreuzzug ausgerufen werden. Ersterer trifft zwar meist eine Stadt wie Baghdad, führt aber später dazu, dass Völker wie die Ägypter oder Türken große Reiche bilden. Ihr müsst dann als europäischer Herrscher die Balance wahren, denn einerseits habt ihr eigene Ziele auf dem Kontinent, andererseits braucht ihr auf dem Weg dorthin eine gute diplomatische Beziehung zu anderen Reichen. Und spätestens, wenn man euch nicht mehr nach Jerusalem, sondern nach Südamerika bittet, sollte die eigene militärische Position eine starke sein. Die Azteken kennen zwar keinen Stahl und kein Schießpulver, aber ihre Zahl ist immens und ihre Krieger sind wild. Nur unheimlich effektive Taktiker werden im exotischen Dschungeln bestehen – der übrigens klasse aussieht und die mächtigsten Anlagen des ganzen Spiels in sich verbirgt.