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Pro Evolution Soccer 2009 (Sport) – Pro Evolution Soccer 2009

FIFA 09 marschiert mit stolz geschwellter Brust nicht nur in die Verkaufscharts, sondern auch hoch hinauf in die Testcharts: Das Fußballspiel von Electronic Arts konnte mit einer Qualität überzeugen, die die Presse international überrascht hat. Auch wir haben den Kick von EA zum ersten Mal seit Jahren mit einem Gold-Award und 85% ausgezeichnet. Jetzt steht der Konkurrent auf dem Testplatz, der bisher immer unsere klare Nummer 1 war: Pro Evolution Soccer 2009.

© Konami / Konami

Schüsse anno 2005

Bei den Standards bleibt alles beim Alten. Außerdem vermisst man erneut einen ausführlichen Trainingsmodus mit nachspielbaren Übungen, wie ihn die PS2-Variante geboten hatte.

Aber gerade bei Letzteren, also den Schusstechniken, ist mal frischer Wind nötig: Es gibt zwar auch hier theoretisch zwei Schussmöglichkeiten wie in FIFA 09, aber der Schlenzer bzw. modifizierte Schuss ist in PES denkbar umständlich einzuleiten, da man hier nach dem Druck auf die Schusstaste noch mal eine Schultertaste drücken muss, um präziser abzuschließen. Es wäre deutlich intuitiver, wenn man hier schon im Vorfeld die andere Schusstechnik über einen Tastendruck einleiten könnte. FIFA 09 macht das besser und gibt mir vor dem Tor das Gefühl, dass ich manuell und aktiv schlenzen kann – zumal der Analogstick noch den Drall bestimmt. In PES kann man das zwar auch, aber hier sind es eher die Werte der Stürmer in Kombination mit dem Drucktiming, die über die Ballkurve bestimmen. Dadurch entsteht allerdings eher ein Automatismus- statt Mittendringefühl.

Bei den Dribblings gibt es immerhin den Hauch einer Neuerung, obwohl ich nicht verstehe, dass man nach einem angetäuschten Schuss nicht automatisch die Richtung wechselt und diagonal weiter dribbelt – so kannte man in PES 6 noch sehr gut den Torwart umlaufen. Jetzt kann man Finten im Lauf ohne zusätzliche Schultertaste über den linken Analogstick einleiten, so dass man gerade in den ersten Spielen viel öfter auf diese Offensivmanöver zurückgreift. Allerdings hat das natürlich den Nachteil, dass Richtungswechsel und Dribblingvariante schon mal miteinander kollidieren bzw. sich ausschließen, da beides auf demselben Stick liegt. Es gibt auch keine neuen Finten und die Inszenierung der Übersteiger, 360-Dreher & Co liegt zwei Klassen hinter der Eleganz, die FIFA 09 bietet. Da bleibe ich zwar öfter in der Abwehr hängen, aber erstens gibt es mehr Vielfalt an Ballfinessen und wenn ich mal durchkomme, sieht das einfach spektakulärer aus.

Wo sind neue Bewegungen?

Auf den ersten Blick hat sich auch in der Darstellung der Bewegung nichts getan, denn die Animationen und angeblich „komplett neuen“ Spielermodelle 

machen nicht den Schritt nach vorne, den man sich wünschen würde. Ja, es gibt ansehnliche neue Sturz- und Annahme-Bewegungen. Und ja, da heben Spieler nach der Grätsche artistisch ab und egal ob

Konami muss sich überlegen, ob man die Grafik-Engine nicht komplett tauscht und doch auf Motion-Capturing setzt: Im Animationsbereich herrscht Stillstand, FIFA 09 wirkt in Bewegung eine Klasse natürlicher.
Toni, Cole oder Ronaldinho – alle Stars überzeugen mit realistischen Gesichtern und individuellen Bewegungen, darunter auch der breitbeinige John Wayne-Freistoß des portugiesischen Jungstars.

Aber die im Gegensatz zum Motion-Capturing in FIFA 09 handgezeichneten Bewegungen der Kicker konnten letztes Jahr offensichtlicher überraschen – dieses Jahr muss man schon lange warten, bevor sie mal eine neue Animation zeigen. Außerdem wirken diese einfach zu kantig und hölzern, wenn man sich dagegen die butterweichen und deutlich lebensechteren Bewegungen in FIFA 09 anschaut. Es gab eine Zeit, das war PES auch in diesem Bereich der sportiven Eleganz auf dem Platz klar überlegen, aber man muss sich dieses Jahr geschlagen geben. Und wo sind bitte die lebendigen Gesten, wo ist das Winken der Stürmer, wenn sie in den freien Raum laufen und einen Pass fordern? Ja, das gibt es. Aber viel zu selten! Das, was in FIFA 09 zum Alltag auf dem grünen Rasen gehört, passiert hier viel zu selten.

Die nervige Ballabschirmung

Es gibt noch einen Bereich, in dem FIFA 09 zeigt, wie es besser und flüssiger geht: Die Ballabschirmung. In beiden Spielen wird sie ähnlich ausgeführt, indem ich im Lauf einfach die Sprinttaste loslasse und anhalte. Sobald das erledigt ist, bringt der Spieler seinen Körper zwischen Ball und Gegner, um ihn zu sichern. So weit, so gut. Mal abgesehen davon, dass das Ganze in PES etwas hüftsteifer aussieht, ist es dort auch unrealistisch stark. Sprich: Wenn ich als Verteidiger versuche, diesen abgeschirmten Ball per Tackling oder Gestocher zu erreichen, wird in PES fast immer Foul gepfiffen – hallo, Körpereinsatz? Das führt zu sehr vielen ärgerlichen Spielunterbrechungen, die manche gerade online auf die Spitze treiben, um Zeit zu schinden. In FIFA 09 gibt es dasselbe Manöver in etwas schwächerer und damit besserer Variante. Sprich: Ich kann den Gegner zwar kurze Zeit auf Distanz halten, aber irgendwann durchbricht er diese Stellung und erobert den abgeschirmten Ball – und zwar ohne Foul. Das sorgt dafür, dass man das Abschirmen nicht inflationär gebraucht und hemmt den Spielfluss nicht.