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Pro Evolution Soccer 2009 (Sport) – Pro Evolution Soccer 2009

FIFA 09 marschiert mit stolz geschwellter Brust nicht nur in die Verkaufscharts, sondern auch hoch hinauf in die Testcharts: Das Fußballspiel von Electronic Arts konnte mit einer Qualität überzeugen, die die Presse international überrascht hat. Auch wir haben den Kick von EA zum ersten Mal seit Jahren mit einem Gold-Award und 85% ausgezeichnet. Jetzt steht der Konkurrent auf dem Testplatz, der bisher immer unsere klare Nummer 1 war: Pro Evolution Soccer 2009.

© Konami / Konami

Steriler Karrieremodus

Leider kann die Karriere keine Motivation erzeugen: Sterile Menüs und fehlendes Feeedback auf dem Platz bremsen den Spaß von Anfang an aus.

Man könnte ja meinen, dass Konami sich hinsichtlich des neuen Karrieremodus bei FIFA 09 hat inspirieren lassen. Aber dem ist leider nicht so: Die Japaner hatten in der einheimischen Fußballvariante schon längst einen Modus dieser Art integriert – von Abkupferung kann also keine Rede sein. Trotzdem muss man „leider“ sagen, denn der Modus hinkt dem von EAs Kick eine Klasse hinterher. Warum? Weil die Karriere vom 17-jährigen Jungstar zum Topstar viel zu steril und ohne lebendiges Feedback inszeniert wird. Eigentlich habe ich mich auf diese Neuerung gefreut, weil ich nach all den Jahren Meisterliga endlich mal was anderes als Solist erleben wollte. In der Meisterliga wurde lediglich die Menüstruktur vereinfacht, außerdem wurden die Befindlichkeiten der Profis um den Punkt „Loyalität“ erweitert – wer mit seinem Vertrag nicht glücklich ist, spielt auch nicht gut. All das ist jedoch Feintuning, das nicht darüber hinweg täuschen kann, dass man wieder dasselbe bekommt: Den Aufstieg eines Noname-Teams in die höchste Fußball-Liga samt Transfers und Pokalwettbewerben.

Umso interessanter ist es, dass dieses Jahr endlich was Frisches aufgetischt wird. Aber das, was Konami als „Become a Legend“ anbietet ist eher „Become a Statist“. Das fängt schon damit an, dass ich bei den ersten Trainingsspielen als offensiver Mittelfeldspieler keinerlei Feedback bekomme – sprich: Es gibt keinen Trainer, der für eine menschliche Komponente sorgt und dem aufstrebenden Spieler im Laufe der Karriere nützliche Tipps zu seiner Position gibt. Das wäre noch zu verschmerzen, denn so etwas fehlt auch in „Be A Pro“ von FIFA 09. Man wird auch gar nicht auf das bevorstehende Match und die eventuelle Taktik eingestimmt. Und man erfährt als Reservist noch nicht einmal, wie die A-Mannschaft in der Liga gespielt hat.

„Become A Statist“ statt „A Legend“

Auch wenn man mal einen Pokal gewinnt oder Tore schießt, vermisst man die persönliche Note: Hätte man nicht Reaktionen von Trainer, Mitspielern oder Konkurrenten einbauen können?

Der Kick von EA gibt mir wenigstens direktes visuelles Feedback auf dem Platz, indem z.B. die optimalen Laufwege eines Außenstürmers über Pfeile angezeigt werden – so lerne ich, wie ich mich bewege. Hier in PES kann ich einfach die L1-Taste drücken und der Spieler läuft dann automatisch für mich gemäß seiner Rolle. Was sich zunächst gut anhört, da man sich dann ja auf Finten & Co konzentrieren kann, kann in der Praxis dazu führen, dass man tatsächlich keinen (!) Ballkontakt hat. Außerdem sind die Beschreibungstexte teilweise schlampig übersetzt: „For diejenigen, die nicht wissen wohin Sie sich bewegen sollen, gibt es die Auto-Bewegen-Funktion.“

Nächstes Jahr muss Konami das Drama des Fußballzirkus‘ besser einfangen, wenn man wieder oben mitspielen will.
Überhaupt lässt es die Karriere an Mittendringefühl oder gar Dramatik vermissen: Ich erobere den Ball, passe, schieße und nichts passiert; es gibt keine Belohnung in Form von Zurufen oder Punkten oder gar wütende Reaktionen von Mitspielern, wenn man zu eigensinnig agiert. Lediglich im spartanischen Hauptmenü der Karriere wird ab und zu auf Anzeigetafeln etwas Rückmeldung der Marke „Jungprofi strengt sich an“ gegeben – aber das ist einfach zu wenig, um Identifikation oder gar Emotion aufzubauen. Lediglich im Online-Modus „Legenden“ gibt es endlich Feedback in Echtzeit, wenn man mit dem selbst erstellten Kicker und bis zu drei Freunden in einem Team gegen die KI antritt. Warum man dieses bessere System nicht auch für die Solokarriere eingesetzt hat, ist mir schleierhaft.

Nur numerisches Feedback

Lediglich, wenn man mit seinem erstellten Spieler im Online-Modus Legenden antritt, bekommt man klareres Feedback.

Woran erkennt man offline überhaupt seine Entwicklung? In der numerischen Spielbewertung von 1 bis 10 sowie den Statistiken. Nur mit guten Noten hat man eine Chance, in die Startelf zu kommen oder gar Angebote von prominenten Clubs zu erhalten. Aber die Darstellung der Statistiken ist erbärmlich: In der Halbzeit muss man sich umständlich durch das Menü wühlen, um an seine Werte im Bereich der Pässe, Fouls, Ballberührungen und Laufwege zu kommen. Wo sind da eigentlich erfolgreich geschlagene Flanken? Die fehlen und werden nicht eingerechnet, obwohl man sich gerade zu Beginn über diese ersten Flanken freut. Wenn es schon um meine Karriere geht, warum wird diese dann nicht sofort ins Zentrum gerückt? Warum sagt mir keiner in der Halbzeit, ob meine Leistung eine gute war? Immerhin kann man die Trainingseinheiten auf seine Wünsche zuschneiden: Ihr verteilt zwölf Punkte auf Bereiche wie Schuss, Dribbling, Balance, Kraft,

Die Kamera lässt sich in der Karriere zwar komplett auf euch fokussieren, so dass ihr näher am Geschehen seid – wer diese neue vertikale Ansicht nicht mag, kann auch klassische Perspektiven mit mehr Übersicht wählen. Aber in Schlüsselsituationen sorgt FIFA 09 mit seiner nahen Wackelperspektive für ein deutlich höheres Mittendringefühl. Schon nach ein, zwei Saisons hatte ich aufgrund der sterilen Inszenierung keine Lust mehr, meinen Profi weiter zu entwickeln – theoretisch ist das bis ins Alter von 35 Jahren möglich. Ihr könnt euren Profi übrigens auch online neben denen von Freunden einsetzen, um PES-Punkte zu gewinnen.