In den ersten Stunden sind größere Gefechte ohnehin tabu, denn die erzählerische und spielerische Einführung braucht ihre Zeit. Nicht zuletzt wird man hier an eine relativ große Anzahl an Funktionen herangeführt, denn es geht um einen „Service-Titel“, mit anderen Worten eine Art Online-Rollenspiel. Kingdom Under Fire 2 ist kein geradliniges Abenteuer, das man einmal von A bis Z erlebt, sondern in dem man wieder und wieder dasselbe macht, um Ausrüstung und Charakterwerte bzw. hier auch die Truppen zu verbessern, sodass man irgendwann anspruchsvolle Varianten bekannter Missionen spielt sowie besonders große Schlachten schlägt.
Wie aus dem Nichts
Das Erledigen aller Aufgaben wirft daher Beute ab, also Ausrüstung sowie eine unüberschaubare Anzahl verschiedener Ressourcen, die man fürs Herstellen eigener Gegenstände, den Kauf von Heiltränken, das Trainieren der Einheiten u.v.m. benötigt. In Auktionshäusern verkauft man außerdem, was übrigbleibt oder was man selbst produziert hat. Abgesehen davon halten sich Interaktionen unter den Spielern in Grenzen. Nicht einmal Tanzen oder kleine Gesten gibt es – ein Text-Chat, kooperative Missionen für bis zu acht Spieler und das Beitreten einer Gilde sind derzeit das Höchste des Miteinander. Mitglieder einer Gilde erhalten immerhin kleine Boni auf einzelne Charakterwerte sowie Tränke im Austausch für aktives Spielen.
Den Überbau des Online-Rollenspiels spürt man außerdem in der halb offenen Welt, in deren weitläufigen Arealen mehrere Abenteurer unterwegs sind. Ganz klassisch stehen dort Auftraggeber fest am Fleck sowie Kreaturen, deren einziger Zweck es ist von Spielern beseitigt zu werden – auf dass sie wenige Sekunden später wieder auftauchen, indem sie sich aus dem Nichts materialisieren. Ist man in entsprechender Mission unterwegs, liegen außerdem Dinge auf dem Boden, vor denen man die Interaktionstaste drücken und warten muss. Spannend.
Dein Nachbar, der Auftraggeber
Nein, das ist wahrlich keine Stärke von Kingdom Under Fire 2: Diese rein funktionale Welt mit ihren festen „Töte-mich!“-Aufstellern, wo man kaum Ressourcen schürft oder irgendeine andere interessante Tätigkeit ausführt, fühlt sich nach krasser Zeitverschwendung an. Man ist dort ja stets alleine unterwegs, also ohne zusätzliche Einheiten, was das Abklappern der Missionsmarkierungen noch dröger macht, als es ohnehin schon ist.
Wäre das das Einzige… Dabei fängt der Spaß erst an. Denkt euch eine Missionsstruktur hinzu, bei der ihr selten nur eine Person ansprecht, um euren Auftrag abzuholen. Stattdessen werdet ihr von einem NPC zum nächsten geschickt, obwohl die unmittelbar nebeneinanderstehen. Köstlich auch, wie man manches Gespräch beendet, sich umdreht und die gerade angesprochene Person mehrere Dutzend Meter direkt hinter einem steht?
F-F-F-F-F-F-F…
Zumindest war den Entwicklern offenbar klar, dass sie über die Charaktere (und auch sonst) nicht im Ansatz eine Geschichte erzählen, für die sich ihre Spieler interessieren. Was bei dem klischeebeladenen, schlecht geschriebenen Gebrabbel der Figuren wahrlich kein Wunder ist. Viele Filmszenen sind nicht einmal vertont. Da stehen lediglich minimal animierte Figuren am Fleck, deren Mund sich langsam öffnet und schließt, während irgendwo einschläfernde Erklärtexte zu lesen sind.
Gameforge nimmt am 26. Oktober die Server vom Netz, man kann es auch nicht mehr auf Steam erwerben:
https://store.steampowered.com/news/app ... 0966042342
"Interessanterweise" wurde das Game nie ganz Free-To-Play, sondern saß bis zu dieser Bekanntmachung mit einem Kaufpreis (von am Ende 9,99€) im Shop. Dementsprechend tun im Kommentarbereich auch so eingie Spieler ihrem Unmut kund und fordern eine Rückerstattung.
Fast 5 Seiten für diesen Schrott? Warum tut ihr euch so etwas an?
Also da stinkt irgendwas zum Himmel.
Überrascht mich etwas, da die meisten Steamreviews bislang recht positiv ausfielen.
Aber möglicherweise war die Erwartungshaltung nach 11 Jahren Entwicklungshölle auch nicht mehr sonderlich hoch, und man war froh, solange überhaupt noch irgendwas bei rauskam.