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Kingdom Under Fire 2 (Taktik & Strategie) – Was lange währt…

Hätte ich nur vorher gewusst, was mich hier erwartet! Klar: riesige Massenschlachten auf gigantischen Schlachtfeldern, die man nicht nur von weit oben steuert, sondern in denen man aus direkter Nähe selbst mitmischt – so viel war klar. Auch dass der offizielle zweite Teil (die Vorgänger trugen allesamt Untertitel statt Ziffern) ein zeitfressendes Service-Spiel sein würde, war bekannt. Was genau sich im Test von Kingdom Under Fire 2 dann hervortat, hatte ich so allerdings nicht erahnt.

© Blueside / Phantagram / Gameforge

Ich habe jedenfalls fast alle Szenen irgendwann abgebrochen, während im eigentlichen Spiel die Interaktionstaste schnell zum wichtigsten Hilfsmittel wurde – das sowie viel zu lange Wege, die das Alter Ego nach dem Anklicken eines Ziels zum Glück automatisch ausführt. Man klickt also einen Wegpunkt an, hämmert dort mehrmals auf F, klickt den nächsten Wegpunkt an, hämmert auf F, klickt den nächsten Wegpunkt an, hämmert auf F, klickt den nächsten Wegpunkt an… Quest-Struktur à la Kingdom Under Fire 2. Die gleichzeitige Frequenz und anhaltende Sinnlosigkeit der weggeklickten Dialogzeilen erreichen hier ein Niveau, das ich von keinem anderen Spiel kenne.

Gemeinsam oder einsam?

Wäre es nur das, doch die Missionen außerhalb der offenen Areale (erreichbar über diese oder Siedlungen sowie eine Weltkarte, auf der man per Luftschiff Missionen anfliegt) sind kaum besser. Tatsächlich ist man fast immer in sehr engen Schläuchen unterwegs, wo man immer gleiche Scharmützel gegen immer gleiche Gegnergruppen erlebt, bevor man am Ende fast immer auf einen Boss trifft. Ob man dabei nur eine eigene Einheit zur Verfügung hat oder ausschließlich aus der Vogelperspektive lenkt, macht einen erschreckend geringen Unterschied.

Hin und wieder nimmt man natürlich an größeren Gefechten teil und hat man erst mal Zugang zu den Missionstypen des Endgame, nimmt der Anteil umfangreicher Massenschlachten zu, weshalb ich den schrecklich öden und zu lang geratenen Einstieg nicht überbewerten will. Abgesehen davon kann man fast jede Mission mit bis zu vier Mitstreitern absolvieren, was spätestens in den knackigen späteren Schlachten auch notwendig ist. Es sei allerdings erwähnt, dass man für die frühen Aufträge oft keine Mitspieler findet bzw. sehr lange darauf warten muss und nahezu alle Aufgaben ohnehin auch auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad alleine erledigen kann.

Wasserwackelbeutel

Hätte ich das Spiel in der ersten Woche schon beschreiben müssen, wäre „unterirdisch schlecht“ gerade gut genug gewesen. Es geht ja nicht nur ums einfältige Missionsdesign, die seelenlose, rein funktionale Welt oder ein peinliches Charakterdesign, das sämtlichen Frauen prall gefüllte Wasserwackelbeutel dort beschert, wo Brüste sein sollten. Es geht auch um die umständliche Menüführung, weil sich das Inventar z.B. schließt, sobald man einen Händler verlässt, oder weil das Entwickeln und Aufstellen der Truppen auf ganze drei Menüs mit mehreren Reitern verteilt wurde.

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Die Action stimmt – das Missionsdesign ist leider eine Katastrophe. © 4P/Screenshot

Es geht darum, dass wichtige, oft für das weitere Vorgehen wichtige Ereignisse in Schlachten als kleine Textzeilen erscheinen und schnell wieder verschwinden, dass man die Steuerung zu großen Teilen nicht frei belegen kann, dass die Perspektive unabänderlich zur Laufrichtung des Alter Ego gezogen wird und dass Tastaturkürzel für häufige Aktionen fehlen, darunter das Zerstören nicht benötigter Beute sowie das Einstecken im Auktionshaus gekaufter Gegenstände. Es geht außerdem darum, dass die Charakterentwicklung sehr geradlinig verläuft: Man kann einigen Angriffen zwar individuelle Eigenschaften verleihen, grundsätzlich unterscheiden sich voll ausgebildete Helden aber nicht von anderen Kämpfern ihrer Klasse.

Und es geht darum, dass selbst die Steuerung mehr an ein Online-Rollenspiel als an genregerechte Action erinnert, weshalb man ständig auf den Tasten 1 bis 0 und darüber hinaus unterwegs ist, anstatt auch haptisch in den Kampf gezogen zu werden. Gamepads werden ohnehin so unzureichend unterstützt, dass ich den Versuch damit zu spielen ganz schnell wieder abgebrochen habe. Sollte euch nach reiner Action in einem Online-Rollenspiel zumute sein, schaut euch lieber bei Black Desert um!

Truppenbastelkasten

Das soll nicht heißen, die Action wäre müde – ganz im Gegenteil! Schließlich reiht man nicht nur Angriffe aneinander, die verschiedene Folgeaktionen haben, sondern lädt beim Ausführen dieser Kombos auch eine besonders mächtige Fähigkeit auf, die entweder Bereichsschaden, gezielte Attacken oder Heilung auslöst. Welche Fähigkeit zur Verfügung steht, hängt dabei von Art und Anzahl der zuvor verwendeten Kombos ab, sodass man auch hier taktische Optionen hat.

  1. LeKwas hat geschrieben: 20.09.2021 12:34 Gameforge nimmt am 26. Oktober die Server vom Netz, man kann es auch nicht mehr auf Steam erwerben:
    https://store.steampowered.com/news/app ... 0966042342
    "Interessanterweise" wurde das Game nie ganz Free-To-Play, sondern saß bis zu dieser Bekanntmachung mit einem Kaufpreis (von am Ende 9,99€) im Shop. Dementsprechend tun im Kommentarbereich auch so eingie Spieler ihrem Unmut kund und fordern eine Rückerstattung.
    Schon hart, dass so kurzfristig durchzuziehen. Hatte eigentlich auch auf eine Free-To-Play-Umstellung gehofft, um vielleicht doch nochmal reinzuschnuppern. :?

  2. Gameforge nimmt am 26. Oktober die Server vom Netz, man kann es auch nicht mehr auf Steam erwerben:
    https://store.steampowered.com/news/app ... 0966042342
    "Interessanterweise" wurde das Game nie ganz Free-To-Play, sondern saß bis zu dieser Bekanntmachung mit einem Kaufpreis (von am Ende 9,99€) im Shop. Dementsprechend tun im Kommentarbereich auch so eingie Spieler ihrem Unmut kund und fordern eine Rückerstattung.

  3. LePie hat geschrieben: 05.12.2019 13:39 Überrascht mich etwas, da die meisten Steamreviews bislang recht positiv ausfielen.
    "Sehr positiv" auf Steam vs 59% Metascore - ohne wirkliche Schwankung innerhalb der Reviews.
    Also da stinkt irgendwas zum Himmel.

  4. Überrascht mich etwas, da die meisten Steamreviews bislang recht positiv ausfielen.
    Aber möglicherweise war die Erwartungshaltung nach 11 Jahren Entwicklungshölle auch nicht mehr sonderlich hoch, und man war froh, solange überhaupt noch irgendwas bei rauskam.

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