Ein glückliches Leben
Nathan ist nach dem plötzlichen Wiedersehen also nicht restlos begeistert, aber muss seinem Bruder letztlich helfen. Dabei wollte er keine krummen Dinger mehr drehen; das hat er seiner Frau Elena hoch und heilig versprochen. Mit der Beute vergangener Jahre konnten sich die beiden immerhin ein kleines Zuhause einrichten. Sie schreibt Reiseführer und der Entdecker El Dorados arbeitet als Angestellter eigentlich nur noch legal. Der Regie gelingt es hervorragend, dieses friedliche private Leben abzubilden, indem man Passagen wie einen Tauchauftrag aktiv spielt oder elegant Hinweise auf die etwas turbulentere Vergangenheit des Paares einstreut.
Wenn man in der Rolle von Nathan den Dachboden durchstöbert und dabei Relikte sowie Fotos früherer Abenteuer
betrachtet, ist das nicht nur eine Hommage an alte Tage, man fühlt sich auch an Storytelling-Experimente im Stile von Gone Home erinnert. Naughty Dog lässt schon das häusliche Milieu wie ein Gemälde wirken, das man näher betrachten will. Die visuelle Qualität sucht schon in diesen Szenen ihresgleichen: Man schlendert durch die Wohnung, kann ohne Hinweise oder Aufgaben in Ruhe alles ansehen und wundert sich, dass man selbst in einer derart alltäglichen Situation zwischen Schränken, Wäschekörben und Flurfotos stehen bleibt, weil man die Kamera drehen will – vielleicht hab ich ja deshalb so lange bis zum Finale gebraucht.
Wie ein Gemälde
An dieser Stelle ahnt man ja noch nicht, was Naughty Dog in den kommenden sechzehn bis zwanzig Stunden an exotischen Schauplätzen und vor allem Variationen
an Natur, Architektur, Licht sowie Wetter auffährt – von Regen umtosten Berghängen bis hin zu stillen Inselparadiesen im grellen Licht, vom verschneiten Hochland bis hin zu türkisfarbenen Grotten, von halb im Wasser liegenden Palästen bis hin zu klaustrophobischen Katakomben und historischen Schiffwracks. Mal rast man im Jeep durch Schlamm und Wildwasser, mal cruist man im Schnellboot über Korallenriffe an Stränden vorbei – und kann überall halten, tauchen, stöbern. Das ist eine vielfältige und en detail verblüffende visuelle Pracht, die alles übertrifft, was ich bisher in einem Videospiel gesehen habe. Manchmal bestechen Spiele in einem oder zwei Bereichen wie Wetter oder Animationen, Wasser oder Sichtweite, Explosionen oder Mimik. Hier fließt einfach alles zusammen, flüssig und faszinierend. Wenn sich ein Fotomodus für Postkartenmotive in einem Spiel lohnt, dann hier. Man muss auch die Kleinigkeiten erwähnen, wie Fußspuren in Matsch, Sand oder Schnee, nasse oder immer vermatschtere Kleidung, bewegte Gräser bei Kontakt oder all die schnell flüchtenden Vögel oder Raubtiere, darunter exotische Exemplare wie etwa Fossa, die es eben nur in Madagaskar gibt.
Aber das Entscheidende ist: Es geht nicht nur um diese außergewöhnliche technische Brillanz, die Naughty Dog schon
seit Jahren immer wieder aufs Neue bestätigt, sondern auch um Storytelling. Wenn man sich ein Bier aus dem Kühlschrank schnappt, mit Elena auf der Couch sitzt und aktiv einen Klassiker auf der PlayStation spielen kann, ist das nicht nur eine tolle Hommage an die Vergangenheit der Entwickler: So manch einer dürfte vielleicht seine eigene Beziehung wiedererkennen. Oder zumindest verstehen, warum sich Nathan und Elena lieben, ohne dass sie es aussprechen müssen. Der unverhoffte Kuss aus The Darkness war eine dieser unvergesslichen Szenen, die mich damals beeindruckt haben, weil man gar nicht damit gerechnet hat, dass ein Shooter sich diese Zeit nimmt. Naughty Dog und die Spielewelt haben sich natürlich weiter entwickelt, so dass man sich an subtile Momente und ruhigeres Erzählen gewöhnt hat. Übrigens: Ich „Held“ hab Elenas Rekord natürlich nicht gebrochen, worauf sie mir einen leichteren Schwierigkeitsgrad empfiehlt…touché.
Gerade die FPS Einlagen fand ich eher naja. Da gibt es wirklich Besseres. Sonst war ich mit dem Gameplay schon gut gestellt, obwohl mir irgendwann doch die Abwechslung fehlte. Man wusste praktisch immer das es nach Erkunden und Klettern zwangsläufig wieder auf sehr wilde Ballerei und Faustkämpfe raus läuft. Fairerweise haben mir diese Einlagen bei Teil4 aber am besten von allen vier Teilen gefallen. Allein die Einlagen mit den Trucks oder Motorrädern waren halt sehr geil. Genau so Motorboot fahren oder die Flucht aus der Stadt. U4 gehört für mich auf jeden Fall zu den besten PS Titeln dieser Generation. Schon das ganze Flair und die Story haben für manche Abnutzung beim Gameplay entschädigt. Vom reinen Gameplay her finde ich die TR Reboots besser.
So, ich bin durch.
Gegen Ende war alles dann wieder etwas langweiliger, Standardgeballere, vertraute Klettersequenzen, Kisten schieben, Button mashen und viel Gescriptetes. Der Epilog war noch nett.
Ab Kapitel 11 mit dem Uhrturm und der Autoverfolgungsjagd (letztere sicher eine der besten Actionsequenzen in einem Videospiel ever, weil es sich bei all dem Spektakel doch halbwegs frei anfühlt), über alles auf Libertalia bis inkl. Kapitel 18 war es eigentlich wirklich sehr gute Unterhaltung. Mir hat auch das Rückblenden-Level in dem Haus mit den ganzen archäologischen Schätzen sehr gut gefallen. Wie zuvor schon mal gesagt nur ziemlich verschwenderisch eigentlich. So etwas zu erschaffen, dafür dass man da quasi nix macht außer rumgehen (genau wie beim Epilog).
Ich hätte gerne ein Assassin's Creed Black Flag 2 mit einer Stimmung wie auf Libertalia, wo man so eine Insel immer weiter erkundet und sich ansiedelt, das Haus ausbaut etc. und von dort dann immer zu Beutezeugen lossegelt.
Dieser Bereich war in UC4 wirklich optisch wahnsinnig stimmungsvoll gemacht. Ich steh einfach auf diese mit Pflanzen überwucherten Orte. Das reizt mich auch am meisten an Last of Us 2.
Mir ist klar, dass die Einführung wichtig war, aber ich fand eigentlich die erste Hälfte des Spiels wirklich sehr lahm und unoriginell. Das hat die zweite Hälfte doch ganz gut rausgerissen. Finde 4 daher schon noch etwas besser als Teil 2, welcher davor der einzige Teil für mich war, den ich streckenweise gerne gespielt habe.
Meine Kritik weiter oben kam daher wirklich etwas verfrüht (lass ich aber doch für etwas mehr als die Hälfte des Spiels stehen). Ich bleibe dabei, dass sich das Gameplay an sich extrem schnell abnutzt und eigentlich kann man nur hoffen, dass Naughty Dog ihre großen Budgets und das blinde Vertrauen von SONY mal für etwas spielerisch (und nicht nur grafisch und erzählerisch) Ambitionierteres aufwenden.
Uncharted kann man wohl wirklich mal ne ganze Weile ruhen lassen.
Wenn Lost Legacy mal in...
Gerade das klettern ist sehr automatisiert wie bei HZD , AC oder Tomb Raider. Natürlich teilen sich alle Spiele mit Kletterpassagen die extra weiß angemalten Balken oder Steine, damit man ja auch weiß wie es sofort weitergeht. Herausforderung sieht anderst aus.
Ich dachte sowieso, das es sich bei UC 4 mehr um einen interaktiven "Hollywood like" Film handelt, wo das Gameplay nettes Beiwerk ist und eher die sekundäre Rolle spielt. Also primär es um gute Dialoge , Charaktere und Inszenierung ging.
Was die Ballereien anbelangt könnte ich jetzt auch kein anderes Spiel benennen das es cleverer gemacht hätte was KI und Combat anbelangt. Aber das war wohl auch nie die Intention des Entwicklers.
Hab einige Kapitel weitergespielt und da waren dann jetzt doch ziemlich beeindruckende Abschnitte dabei. Meine Kritik am Gameplay bleibt, aber die Gebiete fühlen sich etwas offener an und die Grafik und Inszenierung sind wirklich am Anschlag. Ziemliche Steigerung. Werde es bald fertig spielen und geb dann nochmal ein Fazit ab.