Ein Hauch von The Last of Us
Das ist Storytelling auf höchstem Niveau – und das kommt nicht von ungefähr. In diesen ruhigen, mal witzigen, mal ernsten Phasen bemerkt man den Einfluss von Druckman und Straley. Das angenehm reife Darstellen von Beziehungen inklusive Konflikten erinnert an Situationen aus The Last of Us. Sie haben bekanntlich die Regie von Amy Hennig und Justin Richmond übernommen und die ganze Geschichte umgeschrieben. Wir werden nicht genau erfahren, was alles über Bord geworfen wurde, aber das, was inszeniert wird, trägt eine subtilere und ernstere Handschrift, die bisherige Teile eher nicht auszeichnete. Nein, Uncharted 4 kommt hinsichtlich der emotionalen Intensität sowie der Wirkung der Story nicht an The Last of Us heran. Das war auch nicht zu erwarten. Das kann dieses heitere Abenteuer auch gar nicht. Man spürt beim Spielen auch, warum Naughty Dog abschließen will, denn diese Art der modernen Indiana-Jones-Action bietet vielleicht zu wenig Raum für tiefere Interpretationen, für nachhaltigere Erzählungen – aber sie dehnen das schon so weit es geht, ohne zu überdrehen. Man hört es fast knirschen, wenn die Charakterzeichnung gerade an ihre Grenzen kommt. Und das ist auch eine große Leistung!
Die stillen Wow-Momente steigert Naughty Dog nicht nur in Nathans Zuhause oder im erwähnten Herrenhaus, das wie ein
Museum der archäologischen Wunder anmutet, sondern auch auf den Straßen und Gassen eines Dorfes in Madagaskar. Das Bergdorf im Himalaya des zweiten Teils gehört immer noch zu den eindrucksvollsten Schauplätzen, die ich bis dato erleben durfte. In Madagaskar demonstrieren sie, wie man einen belebten Markt voller „normaler“ Menschen darstellen kann, ohne dass sie wie Statisten wirken – inklusive gewöhnlicher, aber überaus feiner Szenen. Es wird gekocht, gefeilscht, gedöst. Es sind diese Kleinigkeiten, die zum Erkunden einladen. Als ich mich z.B. durch eine Schlange mogeln will, die vor einem Schalter steht, ermahnt mich einer der Wartenden streng; man kann Äpfel kaufen, die einem dann von Kattas stibitzt werden, bevor man am Ende dieses langen Spaziergangs einen riesigen Kirchturm erforschen kann – in Kletterakrobatik pur mit fantastischen Ausblicken auf die Bucht, bevor die Brüder fast alles zum Einsturz bringen. Das Beschauliche fließt ins Spektakuläre.
Verblüffende Begleiter-KI
Erst wenn man in den Statistiken nachsieht, wie viele Fundstücke, aber auch optionale Gespräche oder Tagebuchnotizen man verpasst hat, bekommt man ein Gefühl dafür wie viel offener diese Spielwelt ist als noch in Uncharted 3. Das große Ganze folgt einem klaren Weg, wobei die Story hinsichtlich der archäologischen Spuren sehr bemüht wirkt, aber abseits
dessen wird „Open World“ suggeriert – und das ist manchmal besser als sie tatsächlich bis auf hunderte Quadratkilometer anzubieten. Naughty Dog macht das Riesenfass gar nicht auf, aber man fühlt sich trotzdem so als könnte man darin tauchen. Aber viel beeindruckender als alternative Routen ist das natürliche Verhalten von Sam, wenn man mit ihm an all den atemberaubend inszenierten Schauplätzen unterwegs ist: Seine Reaktionen auf meine Spielweise knüpfen nämlich genau da an, wo die Begleiter-KI in The Last of Us aufhörte. Und das ist cool.
Das was Joel und Ellie dort in Ansätzen zeigten, wird hier weiterentwickelt. Sam kämpft ja nicht nur alleine, sondern kommentiert meine Aktionen, er sucht selbst nach Wegen oder Kletterpunkten, hilft mir bei oder bietet selbst eine Räuberleiter an, weist mich auf mögliche Ziele hin. Das ist natürlich eine wunderbar subtile Art der Hilfe, aber vor allem eine angenehme Form des kooperativen Spiels und des indirekten Storytellings.
Natürlich hat all das seine Grenzen, vieles ist vorgegeben und man vermisst an einigen Stellen noch mehr emotionales Feedback. Aber man fühlt sich wirklich so, als würde man mit einem eigenständig agierenden Charakter unterwegs sein. Auch die anderen Begleiter fügen sich nicht nur angesichts der Dialogführung glaubwürdig ein. Sie wirken auch deshalb nicht wie Fremdkörper in tollen Kulissen, weil sie dank Motion Capturing sowie lebendiger Mimik als harmonische Teile in ihr aufgehen. Ihr könnt übrigens komplett auf Deutsch spielen oder auf das englische Original umschalten. Mir gefällt die Lokalisierung allerdings gut.
Gerade die FPS Einlagen fand ich eher naja. Da gibt es wirklich Besseres. Sonst war ich mit dem Gameplay schon gut gestellt, obwohl mir irgendwann doch die Abwechslung fehlte. Man wusste praktisch immer das es nach Erkunden und Klettern zwangsläufig wieder auf sehr wilde Ballerei und Faustkämpfe raus läuft. Fairerweise haben mir diese Einlagen bei Teil4 aber am besten von allen vier Teilen gefallen. Allein die Einlagen mit den Trucks oder Motorrädern waren halt sehr geil. Genau so Motorboot fahren oder die Flucht aus der Stadt. U4 gehört für mich auf jeden Fall zu den besten PS Titeln dieser Generation. Schon das ganze Flair und die Story haben für manche Abnutzung beim Gameplay entschädigt. Vom reinen Gameplay her finde ich die TR Reboots besser.
So, ich bin durch.
Gegen Ende war alles dann wieder etwas langweiliger, Standardgeballere, vertraute Klettersequenzen, Kisten schieben, Button mashen und viel Gescriptetes. Der Epilog war noch nett.
Ab Kapitel 11 mit dem Uhrturm und der Autoverfolgungsjagd (letztere sicher eine der besten Actionsequenzen in einem Videospiel ever, weil es sich bei all dem Spektakel doch halbwegs frei anfühlt), über alles auf Libertalia bis inkl. Kapitel 18 war es eigentlich wirklich sehr gute Unterhaltung. Mir hat auch das Rückblenden-Level in dem Haus mit den ganzen archäologischen Schätzen sehr gut gefallen. Wie zuvor schon mal gesagt nur ziemlich verschwenderisch eigentlich. So etwas zu erschaffen, dafür dass man da quasi nix macht außer rumgehen (genau wie beim Epilog).
Ich hätte gerne ein Assassin's Creed Black Flag 2 mit einer Stimmung wie auf Libertalia, wo man so eine Insel immer weiter erkundet und sich ansiedelt, das Haus ausbaut etc. und von dort dann immer zu Beutezeugen lossegelt.
Dieser Bereich war in UC4 wirklich optisch wahnsinnig stimmungsvoll gemacht. Ich steh einfach auf diese mit Pflanzen überwucherten Orte. Das reizt mich auch am meisten an Last of Us 2.
Mir ist klar, dass die Einführung wichtig war, aber ich fand eigentlich die erste Hälfte des Spiels wirklich sehr lahm und unoriginell. Das hat die zweite Hälfte doch ganz gut rausgerissen. Finde 4 daher schon noch etwas besser als Teil 2, welcher davor der einzige Teil für mich war, den ich streckenweise gerne gespielt habe.
Meine Kritik weiter oben kam daher wirklich etwas verfrüht (lass ich aber doch für etwas mehr als die Hälfte des Spiels stehen). Ich bleibe dabei, dass sich das Gameplay an sich extrem schnell abnutzt und eigentlich kann man nur hoffen, dass Naughty Dog ihre großen Budgets und das blinde Vertrauen von SONY mal für etwas spielerisch (und nicht nur grafisch und erzählerisch) Ambitionierteres aufwenden.
Uncharted kann man wohl wirklich mal ne ganze Weile ruhen lassen.
Wenn Lost Legacy mal in...
Gerade das klettern ist sehr automatisiert wie bei HZD , AC oder Tomb Raider. Natürlich teilen sich alle Spiele mit Kletterpassagen die extra weiß angemalten Balken oder Steine, damit man ja auch weiß wie es sofort weitergeht. Herausforderung sieht anderst aus.
Ich dachte sowieso, das es sich bei UC 4 mehr um einen interaktiven "Hollywood like" Film handelt, wo das Gameplay nettes Beiwerk ist und eher die sekundäre Rolle spielt. Also primär es um gute Dialoge , Charaktere und Inszenierung ging.
Was die Ballereien anbelangt könnte ich jetzt auch kein anderes Spiel benennen das es cleverer gemacht hätte was KI und Combat anbelangt. Aber das war wohl auch nie die Intention des Entwicklers.
Hab einige Kapitel weitergespielt und da waren dann jetzt doch ziemlich beeindruckende Abschnitte dabei. Meine Kritik am Gameplay bleibt, aber die Gebiete fühlen sich etwas offener an und die Grafik und Inszenierung sind wirklich am Anschlag. Ziemliche Steigerung. Werde es bald fertig spielen und geb dann nochmal ein Fazit ab.