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Uncharted: Drakes Schicksal (Action-Adventure) – Uncharted: Drakes Schicksal

Sir Francis Drake starb im Jahr 1596. Aber noch heute lässt sein Name jeden Engländer mit stolzer Brust seufzen. Gerade in diesen schweren Zeiten, mit der verpatzten EM-Qualifikation im Rücken, erinnert man sich gerne an die glorreichen Taten des Freibeuters: Kaperfahrten, Weltumseglung, Kampf gegen die Armada! Und jetzt will sein Nachfahre das Gold der Spanier suchen. El Dorado in Sicht? Konkurrenz für Lara Croft?

© Naughty Dog Software / Sony

Historisches Erbe

Genug von der Kulisse geschwärmt, hinein in die Story und Spielmechanik: Dieser Drake stammt tatsächlich vom berühmten

Immer mitten rein: Drake schießt nicht nur, sondern schlägt auch kräftig zu – die Nahkämpfe sind elegant und werden sehr gut choreografiert.

Sir Francis Drake ab – jedenfalls trägt er nicht nur dessen Ring mit geheimen Koordinaten an seinem Hals, sondern auch dessen Tagebuch in der Hose. Er wirkt aber trotz seiner historisch beachtlichen Herkunft und Spanischkenntnisse weniger wie ein archäologischer Haudegen der Marke Indiana Jones, sondern eher wie ein forscher Glücksritter der Marke Terence Hill. Er kann ähnlich hart zuschlagen und ähnlich viele Feinde über den Jordan schicken – inklusive trockenem britischen Humor. Er ist ein wenig tollpatschig und die deutsche Stimme überträgt so manche peinliche Momente richtig gut: Er stößt sich den Kopf, taumelt an einem Abgrund oder kracht durch morsches Holz. All das lässt ihn wie einen Helden zum Anfassen wirken.

Dabei wird er zu Beginn von einem alten Freund und einer Reporterin begleitet. Sie helfen ihm automatisch beim Öffnen von schweren Türen oder im Kampf – allerdings agieren sie komplett unabhängig; Drake kann ihnen keine taktischen Befehle geben. Beide sorgen immerhin für einige Überraschungen in der Story und geben ab und zu Hinweise. Trotzdem wirken sie jederzeit eher wie begleitende Sidekicks denn echte Charaktere, weil man viel zu wenig über ihre Biographien erfährt und sie nicht gezielt ansprechen kann. Die Mimik befindet sich zwar nicht auf dem Niveau eines Mass Effect, aber sie wirkt sehr natürlich. Und die Gestik sowie die Bewegungen wurden dank Motion Capturing sehr gut eingefangen: Selbst kleinste Szenen wie das Ansehen einer Truhe oder das Schwenken einer Zigarre wirken lebendig.

Nicht nur Dschungel, Ruinen und Katakomben – auch ein altes deutsches U-Boot dient als Schauplatz.

Im Zentrum steht allerdings nur einer und das ist Drake. Und der hat richtig viel Halsbrecherisches und Schussgewaltiges zu tun. All das macht er nur, um einem magischen Ziel näher zu kommen, das so viele Abenteurer bereits in den Wahnsinn trieb: Dem Schatz. Dem sagenumwobenen El Dorado. Diesem goldenen Mythos der Spanier, der versunkenen Stadt irgendwo im wilden Dschungel Südamerikas. Nicht nur Schriftsteller und Glücksritter zieht die Aussicht auf unermesslichen Reichtum an, auch Gangster und Kriminelle wollen die Früchte der vergoldeten Frührente genießen. Leider verpasst es Naughty Dog trotz gut inszenierter Zwischensequenzen, hier wirklich charismatische Antagonisten aufzubauen. Die zwei Typen, die einem begegnen, übernehmen quasi ohne Biographie einfach so die Feindbildrolle. Also streckt Drake die vielen Namenlosen nach allen Regeln der ballistischen Kunst nieder…und das immer wieder…

Wildwest in Südamerika

Erinnert ihr euch an die Schusswechsel in Tomb Raider? Grausames Akrobatiksaltogeballer. Erinnert ihr euch an die in Gears of War? Aktive Deckungsaction! Und genau das gibt’s auch hier: Drake schmiegt sich an die Felswand, bei jedem Treffer zuckt er sichtbar zusammen. Wenn er sich weiter nach rechts bewegt, bleibt er selbst dann in Deckung, wenn aus der haushohen Wand eine hüfthohe Mauer wird; er geht also auch in Bewegung automatisch in die Knie – sehr schön! Es gibt keine Heilpakete: Bei einem Treffer verschwindet erst etwas und dann komplett die Farbe aus dem Spiel, was auf den baldigen Tod hindeutet. Wartet Drake ein paar Sekunden, dann erholt er sich und das Bild wird wieder prächtig bunt.