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The Order: 1886 (Action-Adventure) – Blendende Ritter der Tafelrunde

Exklusiv auf PlayStation 4 kann man ab Freitag in die Haut von Sir Galahad schlüpfen. Allerdings nicht mit Schwert und Lanze, sondern mit Revolver und Luftschiffen. The Order: 1886 entführt in ein alternatives viktorianisches London, in dem die Ritter der Tafelrunde immer noch gegen die Feinde Englands kämpfen. Kann die Action überzeugen? Mehr dazu im Test.

© Sony Santa Monica / Ready At Dawn / Sony

Das neo-viktorianische Korsett

Ist das ein Kernproblem für das Spieldesign? Nein! Denn gerade ohne eine offene Welt, kann man packende Abenteuer inszenieren, die sich auf das Wesentliche konzentrieren und zumindest im Ansatz noch eine Freiheit suggerieren – siehe Dishonored, Styx, Uncharted oder The Last of Us. Aber Ready at Dawn schnürt nicht nur ein sehr enges Korsett mit seinem Leveldesign, sondern füllt es auch noch mit zu vielen halb automatisierten und teilweise sinnlosen Aktionen, so dass einem zu oft nicht vor Spannung, sondern vor Anspruchslosigkeit die Luft wegbleibt. Es tut richtig weh zu sehen, wie wenig Ready at Dawn spielerisch aus der hohen Produktionsqualität macht.

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…was hat es mit Rebellen, Werwölfen & Jack the Ripper auf sich? © 4P/Screenshot

Ich habe nichts gegen Reaktionstests hier und Knöpfchen drücken da. Aber warum muss es so banal sein? Warum muss ich zig Mal eine blöde Kutsche mit Partner wegschieben? Warum drücke ich mich so oft durch Nischen? Warum darf ich nicht mal selbst entscheiden, welche Tür ich aufbreche und wo ich kurzschließe? Warum inszeniert ihr Klettern und Springen so simpel, dass selbst Assassin’s Creed dagegen wie eSport wirkt? Lasst doch diese Pseudo-Akrobatik ganz weg! Und warum lasst ihr mich gefühlte hundert mal all diese Gegenstände untersuchen, ohne dass es was bringt? Selbst die ersten Resident Evil haben das besser genutzt!

Tolle Fundstücke, aber kein Sinn

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Die Inszenierung ist filmreif: Tolle Schnitte, lebendige Mimik… © 4P/Screenshot

Es ist theoretisch eine tolle Idee, dass man Dosen, Puppen, Feuerzeuge, Statuen & Co direkt in der Hand drehen und begutachten kann – das fühlt sich fast an wie in The Room auf dem iPad. Briefe und Fotos kann man sogar auf Knopfdruck umdrehen, damit die Rückseite lesbar wird. Da findet man viele handschriftliche Notizen. Nur das Zoomen vermisst man bei den sehr kleinen Buchstaben. Aber was macht Ready at Dawn praktisch daraus? Nichts! Hier sind weder Rätsel noch geheime Mechaniken, wichtige Codes oder Namen verborgen, obwohl all dies durchaus in die konspirative Geschichte gepasst hätte. Stattdessen springt mal die Sicherung einer Waffe raus…

Warum bindet man die Fundstücke nicht zumindest erzählerisch so ein, dass Sir Galahad seine Gedanken dazu äußert und man mehr über die Spielwelt erfährt? Ja, manchmal sagt er was. Aber meist findet man einen Gegenstand, dreht

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…und endlich mal keine dummen 90-60-90-Babes, sondern Frauen als starke Charaktere. © 4P/Screenshot

oder wendet ihn endlos und der Ritter bleibt stumm. Hier fühlt man sich regelrecht veräppelt. Und was bringt mir der Fotorealismus, wenn er keine Anbindung an das Spielgeschehen hat? So wirken viele Fundstücke wie überflüssige Fremdkörper. Das aktive Storytelling wird sogar nach draußen verlagert, also raus ins Menü – ein großer Fehler! Man kann einige Dosen mit Tonbandfunktion finden, die man sich dann außerhalb der Spielwelt anhören soll. Erstens: Das reißt mich natürlich aus der Szene, also aus dem Erlebnis. Zweitens: Das Anhören bringt mir was? Nichts! Warum kann man diese Anekdoten nicht einmal sinnvoll in die nächste Mission  oder Geschichte integrieren?

Das Tragische ist: Auf der einen Seite hält sich The Order so angenehm zurück in der Visualisierung. Hier wird man nicht von glitzerndem Sammelkram zugemüllt, hier sorgt die Regie nach der Action immer wieder für dezente Ruhephasen. Aber gerade diese werden dann nicht von nützlichen Entdeckungen für spätere Waffen, coolen Rätseln und nur ganz selten von sinnvollem Storytelling gefüllt, sondern von wirklich banalen Pseudoaktionen, die man gleich hätte weglassen können. Wie kann man eine dermaßen hohe Produktionsqualität auf der einen und so billiges Spieldesign auf der anderen Seite kombinieren? Ist Sony sich nicht bewusst, dass die Qualitätsunterschiede im Zeitalter von The Last of Us einfach offensichtlich sind? Denn das hier ist weder ein Fisch noch Fleisch, weder ein Filmspiel à la Heavy Rain mit Reaktionstests und Entscheidungen noch ein Actionfest mit rauchenden Colts. Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes.

  1. Eirulan hat geschrieben: 03.02.2021 11:10 Ziemlich genau exakt sechs Jahre nach meinem damaligen Durchspielen gestern wieder in der Konsole gehabt. Brauchte nach 70h Days Gone und 146h AC Valhalla mal wieder was Kurzes :)
    An die Story konnte ich mich nach den sechs Jahren gar nicht oder nur bruchstückhaft erinnern, insofern war es für mich fast "neu". Ich muss sagen, dass ich den Titel damals wesentlich negativer in Erinnerung hatte - vlt. dachte man da aber damals - wenn man gerade 60 EUR dafür gelatzt hatte und nach einem Tag durch war - auch anders drüber :lol:
    Für zwei Abende Hirne-aus-Popcorn-Kino ist der Titel jetzt meiner Meinung nach auch nicht schlechter als die jährliche CoD Kampagne oder andere cineastische Single-Player-Kampagnen. Zu schade, dass die Marke wohl verbrannt ist, das Setting hätte noch sehr viel Potential gehabt!
    Cineastische AAA Single-Player-Kampagne ;) Oh Mann wie ich wieder mal Lust hätte auf ein nicht sehr ausgelutschtes Setting mit strikter Story ohne Open World, ohne größer , weiter, schneller , DLC's , Multiplayer, Erweiterungen, Patches, Hotfixes etc. :mrgreen:
    Doch doch , im nachhinein war "The Order" recht interessant und ich hätte gewünscht man bastelt an einem zweiten Teil der die (Gameplay) Schwächen ausmerzt und das ganze Storytechnisch weiterentwickelt.

  2. Ziemlich genau exakt sechs Jahre nach meinem damaligen Durchspielen gestern wieder in der Konsole gehabt. Brauchte nach 70h Days Gone und 146h AC Valhalla mal wieder was Kurzes :)
    An die Story konnte ich mich nach den sechs Jahren gar nicht oder nur bruchstückhaft erinnern, insofern war es für mich fast "neu". Ich muss sagen, dass ich den Titel damals wesentlich negativer in Erinnerung hatte - vlt. dachte man da aber damals - wenn man gerade 60 EUR dafür gelatzt hatte und nach einem Tag durch war - auch anders drüber :lol:
    Für zwei Abende Hirne-aus-Popcorn-Kino ist der Titel jetzt meiner Meinung nach auch nicht schlechter als die jährliche CoD Kampagne oder andere cineastische Single-Player-Kampagnen. Zu schade, dass die Marke wohl verbrannt ist, das Setting hätte noch sehr viel Potential gehabt!

  3. Raskir hat geschrieben: 19.02.2020 19:11Ich weiß ehrlich gesagt nicht warum er nicht erfolgreich war. Vielleicht weil er nichts hatte womit man hausieren konnte, wie Joker (also Einzelstücke über die viele schwärmten). Er war durch und durch ein sehr guter Film aber für Mundpropaganda evtl ohne einen selling point. Ka, nur eine Vermutung. Es macht mir aber super Hoffnung auf dune. Gleicher Regisseur (hat ja auch prisoners gemacht, also guter Mann), ich bin sehr gespannt :)
    Gravity hatte übrigens diesen selling point. Fand den aber auch ziemlich schwach, da gefiel mir interstellar um Welten besser (wortspiele dürfen behalten werden :) )
    Blade Runner 2049 hat auch das Problem, dass es Blade Runner ist. Kultfilm sicher, aber nicht gerade Star Wars in Sachen Popularität. Und ist ja nicht so, dass nicht nur dem Film der Aufhänger fehlt; selbst die Geschichte des Films ist praktisch Bruchteil einer größeren Geschichte, die nach einem Nachfolger schreit.
    Beides ist nicht unbedingt eine Formel für Erfolg.
    Allerdings schön zu hören, dass er nun Dune macht.

  4. Achso was ich noch vergessen hab:
    Bladerunenr wurde ja in vielen Facetten aufgegriffen, von I Robot, Westworld (HBO), Detroid... aber wirklich gut und ein wenig schmutzig Umgesetzt halt nur von R. Scott. Da sieht man aber auch sehr gut den Zeitgeist. Den fand ich schon toll von 2049 eingefangen. Ist aber in etwa so wie bei den Terminator Filme, die hatten bei Teil 2, nicht so gute Computer - aber das Verleiht dem Film eine schöne raue Oberfläche!
    würde dir dahingehend altered Carbon empfehlen, falls noch nicht gesehen. Ki ist zwar kein zentrales Element, aber es ist schon sehr Richtung Bladerunner (einige Anekdoten und direkte Hommagen gibt es auch). Ebenfalls dreckig, zäher Einstieg inklusive :)
    Wenn es dir um KI Versoftungen geht, muss man ja noch ex Machina nennen. Und wenn du auf Manga stehst, der hierzulande recht unbekannte "Pluto", in dem Bereich eine absolute Referenz für mich :)
    Sorry für off topic

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