Veröffentlicht inTests

The Order: 1886 (Action-Adventure) – Blendende Ritter der Tafelrunde

Exklusiv auf PlayStation 4 kann man ab Freitag in die Haut von Sir Galahad schlüpfen. Allerdings nicht mit Schwert und Lanze, sondern mit Revolver und Luftschiffen. The Order: 1886 entführt in ein alternatives viktorianisches London, in dem die Ritter der Tafelrunde immer noch gegen die Feinde Englands kämpfen. Kann die Action überzeugen? Mehr dazu im Test.

© Sony Santa Monica / Ready At Dawn / Sony

Die Erfindung des…Scharfschützengewehrs?

Ein Beispiel für verschenktes Potenzial ist auch das Labor von Nicola Tesla, wo es vor Elektrizität knistert, riesige kupferne Spulen sowie seltsame Apparate locken. Hier habe ich mit kuriosen Experimenten oder exotischen Waffen und magnetischen Werkzeugen in kleinen Vorführungen gerechnet, aber letztlich probiere ich neben einem kleinen Apparat zum Kurzschließen nur ein schnödes Scharfschützengewehr am Schießstand aus – Leute, das kann ich auch in Call of Duty haben! Überhaupt: Warum wird Tesla als Erfinder so verschenkt? Ich kann ihn nicht selbst besuchen, damit er etwas bastelt. Ich kann ihm zwischen den Kapiteln nichts Sinnvolles in eine Art Lager bringen, damit er vielleicht experimentiert.  

[GUI_STATICIMAGE(setid=77330,id=92496152)]
Die Level sind sehr klein, nur selten belebt und man vermisst echtes Steampunk-Flair. Seltsam: Es gibt keine Spiegelungen. © 4P/Screenshot

Hinzu kommen bei all dem Lob über die Technik auch Brüche in der famosen Kulisse. Ich hatte z.B. trotz Patch 1.01 einen schweren Bug, als Sir Galahad plötzlich durch alle Hindernisse gehen konnte, bis nur noch Schwarz zu sehen war – selbst nach neuem Laden des Quicksaves; hier half nur der komplette Neustart des Kapitels. Hinzu kommen Kleinigkeiten: Warum spiegelt sich der Ritter z.B. weder im Wasser noch in Spiegeln? Warum zerbirst Glas, Keramik oder Holz nur an ganz wenigen Stellen? Vor allem hinsichtlich der physikalischen Auswirkungen in den Gefechten wird man im Zeitalter von PlayStation 4 mit viel Texturstatik enttäuscht, denn da platzt und splittert kaum etwas. Selbst Brandspuren sind nicht an Oberflächen zu sehen, obwohl man direkt draufhält. Und das, obwohl man gefühlt so viele Projektile ausspuckt wie in Max Payne.

Schießen im Namen ihrer Majestät

[GUI_STATICIMAGE(setid=77649,id=92499876)]
Es geht linear von A nach B – man kann kaum mal etwas frei erkunden wie hier den Saal der Tafelrunde, darf nur an vorgegebenen Stellen Knöpfchen drücken. © 4P/Screenshot

Die Schussgefechte aus Schultersicht stehen im Mittelpunkt der Action: Man kann auf Knopfdruck in die volle Deckung gehen und dann blind oder gezielt feuern, während man geduckt weiter nach links oder rechts pirscht. Verharrt man in Deckung, heilt man sich automatisch; wird man niedergeschossen, kann man bei vernebelter Sicht noch etwas auf dem Boden liegend kriechen und mit etwas Glück einen Heiltrank nehmen. Leider flutscht die Steuerung nicht immer, vor allem der Übergang zum Sprint hakt. Shooterkenner sollten die Zielhilfe in den Optionen ausschalten und gleich den höchsten der drei Schwierigkeitsgrade angehen, wenn sie wirklich gefordert werden wollen.

All das hat inszeniert Ready at Dawn zwar auf einem soliden Niveau, aber ohne besondere Stärken hinsichtlich der KI, ohne kreative Impulse oder coole Gadgets. Es gibt Situationen, in denen man einen Meter vor dem Feind mit seiner Schrotflinte hinter einer Kiste in Sicherheit ist, weil der einfach nicht seitlich umrundet, um einen voll ins Visier zu nehmen – er hält stoisch aus schlechter Position drauf. Zu selten wird man clever flankiert, zu oft darf man einfach gemütlich in seiner Stellung verharren und weiter ballern. Um es kurz zu machen: Die KI bewegt sich deutlich unter dem Niveau eines Killzone oder The Last of Us.

  1. Eirulan hat geschrieben: 03.02.2021 11:10 Ziemlich genau exakt sechs Jahre nach meinem damaligen Durchspielen gestern wieder in der Konsole gehabt. Brauchte nach 70h Days Gone und 146h AC Valhalla mal wieder was Kurzes :)
    An die Story konnte ich mich nach den sechs Jahren gar nicht oder nur bruchstückhaft erinnern, insofern war es für mich fast "neu". Ich muss sagen, dass ich den Titel damals wesentlich negativer in Erinnerung hatte - vlt. dachte man da aber damals - wenn man gerade 60 EUR dafür gelatzt hatte und nach einem Tag durch war - auch anders drüber :lol:
    Für zwei Abende Hirne-aus-Popcorn-Kino ist der Titel jetzt meiner Meinung nach auch nicht schlechter als die jährliche CoD Kampagne oder andere cineastische Single-Player-Kampagnen. Zu schade, dass die Marke wohl verbrannt ist, das Setting hätte noch sehr viel Potential gehabt!
    Cineastische AAA Single-Player-Kampagne ;) Oh Mann wie ich wieder mal Lust hätte auf ein nicht sehr ausgelutschtes Setting mit strikter Story ohne Open World, ohne größer , weiter, schneller , DLC's , Multiplayer, Erweiterungen, Patches, Hotfixes etc. :mrgreen:
    Doch doch , im nachhinein war "The Order" recht interessant und ich hätte gewünscht man bastelt an einem zweiten Teil der die (Gameplay) Schwächen ausmerzt und das ganze Storytechnisch weiterentwickelt.

  2. Ziemlich genau exakt sechs Jahre nach meinem damaligen Durchspielen gestern wieder in der Konsole gehabt. Brauchte nach 70h Days Gone und 146h AC Valhalla mal wieder was Kurzes :)
    An die Story konnte ich mich nach den sechs Jahren gar nicht oder nur bruchstückhaft erinnern, insofern war es für mich fast "neu". Ich muss sagen, dass ich den Titel damals wesentlich negativer in Erinnerung hatte - vlt. dachte man da aber damals - wenn man gerade 60 EUR dafür gelatzt hatte und nach einem Tag durch war - auch anders drüber :lol:
    Für zwei Abende Hirne-aus-Popcorn-Kino ist der Titel jetzt meiner Meinung nach auch nicht schlechter als die jährliche CoD Kampagne oder andere cineastische Single-Player-Kampagnen. Zu schade, dass die Marke wohl verbrannt ist, das Setting hätte noch sehr viel Potential gehabt!

  3. Raskir hat geschrieben: 19.02.2020 19:11Ich weiß ehrlich gesagt nicht warum er nicht erfolgreich war. Vielleicht weil er nichts hatte womit man hausieren konnte, wie Joker (also Einzelstücke über die viele schwärmten). Er war durch und durch ein sehr guter Film aber für Mundpropaganda evtl ohne einen selling point. Ka, nur eine Vermutung. Es macht mir aber super Hoffnung auf dune. Gleicher Regisseur (hat ja auch prisoners gemacht, also guter Mann), ich bin sehr gespannt :)
    Gravity hatte übrigens diesen selling point. Fand den aber auch ziemlich schwach, da gefiel mir interstellar um Welten besser (wortspiele dürfen behalten werden :) )
    Blade Runner 2049 hat auch das Problem, dass es Blade Runner ist. Kultfilm sicher, aber nicht gerade Star Wars in Sachen Popularität. Und ist ja nicht so, dass nicht nur dem Film der Aufhänger fehlt; selbst die Geschichte des Films ist praktisch Bruchteil einer größeren Geschichte, die nach einem Nachfolger schreit.
    Beides ist nicht unbedingt eine Formel für Erfolg.
    Allerdings schön zu hören, dass er nun Dune macht.

  4. Achso was ich noch vergessen hab:
    Bladerunenr wurde ja in vielen Facetten aufgegriffen, von I Robot, Westworld (HBO), Detroid... aber wirklich gut und ein wenig schmutzig Umgesetzt halt nur von R. Scott. Da sieht man aber auch sehr gut den Zeitgeist. Den fand ich schon toll von 2049 eingefangen. Ist aber in etwa so wie bei den Terminator Filme, die hatten bei Teil 2, nicht so gute Computer - aber das Verleiht dem Film eine schöne raue Oberfläche!
    würde dir dahingehend altered Carbon empfehlen, falls noch nicht gesehen. Ki ist zwar kein zentrales Element, aber es ist schon sehr Richtung Bladerunner (einige Anekdoten und direkte Hommagen gibt es auch). Ebenfalls dreckig, zäher Einstieg inklusive :)
    Wenn es dir um KI Versoftungen geht, muss man ja noch ex Machina nennen. Und wenn du auf Manga stehst, der hierzulande recht unbekannte "Pluto", in dem Bereich eine absolute Referenz für mich :)
    Sorry für off topic

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1