Für die Kostüme hätte Ready at Dawn trotzdem einen Oscar verdient. Nicht nur aufwändige Ballkleider oder edle Anzüge, selbst einfache Hosen und leicht aufgebauschte Wollhemden schaue ich mir bei ganz langsam drehender Kamera genauer an, weil sie so realistisch wirken. Auch das viktorianische Interieur sowie die Architektur in den üppig ausstaffierten Sälen, den pompösen Hallen oder gediegenen Bibliotheken wirken so überzeugend, dass man diese bronzene Statue oder jene Flinte am liebsten mitnehmen würde.
Hinzu kommt eine filmreife Inszenierung, die nicht nur mit lebendiger Mimik und Gestik sowie sehr gut geschnittenen Überleitungen vom passiven Zuschauen zum aktiven Spiel punktet, sondern auch mit einer der besten deutschen Lokalisierungen der letzten Jahre. Hier kann man sich ohne Fremdschämen alles auf Deutsch anhören, denn die Sprecher leisten hervorragende Schauspielarbeit – inklusive glaubwürdiger Emotionen. Auch das Frauenbild muss ich an dieser Stelle ausdrücklich loben: Die Ladys sind hier keine dümmlichen 90-60-90-Babes, sondern glaubwürdige Charaktere. Lediglich die Tonabmischung scheint an einigen Stellen nicht optimal, wenn plötzlich zu leise geredet wird.
Steampunk ohne Staunen
Aber je länger ich mit Sir Galahad unterwegs bin, desto mehr vermisse ich vor allem in den äußeren Arealen dieses Staunen, diesen „Sense of Wonder“, den ich als Steampunk-Freund z.B. in Dishonored finden konnte. Auch wenn Ready at Dawn selbst von „neo-viktorianisch“ spricht und damit mehr Authentizität als Fiktionales inszenieren will, hätte man mehr anbieten können. Mal abgesehen davon, dass dieses London klaustrophobisch eng designt ist, wirkt es auch sehr gewöhnlich für eine alternative Zukunft. Das liegt nicht mal daran, dass einige Schauplätze in dieser Millionenmetropole wie ausgestorben wirken – selbst an den Docks ist niemand zu sehen.
Das liegt eher daran, dass es keine extravaganten Gefährte oder Gerätschaften wie etwa zweibeinige Wächter oder dampfbetriebene Kutschen gibt. Nur die pompösen Luftschiffe deuten an, dass es sich hier um ein anderes 19. Jahrhundert handelt. Ready at Dawn geht mit seiner historischen Normalität zu sehr auf Nummer sicher und verpasst es, abseits der Mode und Gegenstände auch die Faszination des Alltags in diesem fiktiven London einzufangen. Auch jene des Horrors wird nur über die Werwölfe und zumindest den Besuch einer Irrenanstalt bedient.
Wie die Zeit vergeht... mit Covid natürlich noch schneller aber ja.
Ich hatte immer gehofft die machen noch einen zweiten Teil. Schade.
Doch doch , im nachhinein war "The Order" recht interessant und ich hätte gewünscht man bastelt an einem zweiten Teil der die (Gameplay) Schwächen ausmerzt und das ganze Storytechnisch weiterentwickelt.
Ziemlich genau exakt sechs Jahre nach meinem damaligen Durchspielen gestern wieder in der Konsole gehabt. Brauchte nach 70h Days Gone und 146h AC Valhalla mal wieder was Kurzes
An die Story konnte ich mich nach den sechs Jahren gar nicht oder nur bruchstückhaft erinnern, insofern war es für mich fast "neu". Ich muss sagen, dass ich den Titel damals wesentlich negativer in Erinnerung hatte - vlt. dachte man da aber damals - wenn man gerade 60 EUR dafür gelatzt hatte und nach einem Tag durch war - auch anders drüber
Für zwei Abende Hirne-aus-Popcorn-Kino ist der Titel jetzt meiner Meinung nach auch nicht schlechter als die jährliche CoD Kampagne oder andere cineastische Single-Player-Kampagnen. Zu schade, dass die Marke wohl verbrannt ist, das Setting hätte noch sehr viel Potential gehabt!
Beides ist nicht unbedingt eine Formel für Erfolg.
Allerdings schön zu hören, dass er nun Dune macht.
Wenn es dir um KI Versoftungen geht, muss man ja noch ex Machina nennen. Und wenn du auf Manga stehst, der hierzulande recht unbekannte "Pluto", in dem Bereich eine absolute Referenz für mich
Sorry für off topic