Veröffentlicht inTests

The Order: 1886 (Action-Adventure) – Blendende Ritter der Tafelrunde

Exklusiv auf PlayStation 4 kann man ab Freitag in die Haut von Sir Galahad schlüpfen. Allerdings nicht mit Schwert und Lanze, sondern mit Revolver und Luftschiffen. The Order: 1886 entführt in ein alternatives viktorianisches London, in dem die Ritter der Tafelrunde immer noch gegen die Feinde Englands kämpfen. Kann die Action überzeugen? Mehr dazu im Test.

© Sony Santa Monica / Ready At Dawn / Sony

Ein Oscar für Ausstattung & Lokalisierung

Für die Kostüme hätte Ready at Dawn trotzdem einen Oscar verdient. Nicht nur aufwändige Ballkleider oder edle Anzüge, selbst einfache Hosen und leicht aufgebauschte Wollhemden schaue ich mir bei ganz langsam drehender Kamera genauer an, weil sie so realistisch wirken. Auch das viktorianische Interieur sowie die Architektur in den üppig ausstaffierten Sälen, den pompösen Hallen oder gediegenen Bibliotheken wirken so überzeugend, dass man diese bronzene Statue oder jene Flinte am liebsten mitnehmen würde.

[GUI_STATICIMAGE(setid=77649,id=92499883)]
Die Lokalisierung ist ausgezeichnet: Freut euch auf richtig gute deutsche Sprecher. © 4P/Screenshot

Hinzu kommt eine filmreife Inszenierung, die nicht nur mit lebendiger Mimik und Gestik sowie sehr gut geschnittenen Überleitungen vom passiven Zuschauen zum aktiven Spiel punktet, sondern auch mit einer der besten deutschen Lokalisierungen der letzten Jahre. Hier kann man sich ohne Fremdschämen alles auf Deutsch anhören, denn die Sprecher leisten hervorragende Schauspielarbeit – inklusive glaubwürdiger Emotionen. Auch das Frauenbild muss ich an dieser Stelle ausdrücklich loben: Die Ladys sind hier keine dümmlichen 90-60-90-Babes, sondern glaubwürdige Charaktere. Lediglich die Tonabmischung scheint an einigen Stellen nicht optimal, wenn plötzlich zu leise geredet wird.

Steampunk ohne Staunen

[GUI_STATICIMAGE(setid=77330,id=92496151)]
Das viktorianische London sieht klasse aus – vor allem Kleidung sowie Interieur bestechen mit vielen Details. © 4P/Screenshot

Aber je länger ich mit Sir Galahad unterwegs bin, desto mehr vermisse ich vor allem in den äußeren Arealen dieses Staunen, diesen „Sense of Wonder“, den ich als Steampunk-Freund z.B. in Dishonored finden konnte. Auch wenn Ready at Dawn selbst von „neo-viktorianisch“ spricht und damit mehr Authentizität als Fiktionales inszenieren will, hätte man mehr anbieten können. Mal abgesehen davon, dass dieses London klaustrophobisch eng designt ist, wirkt es auch sehr gewöhnlich für eine alternative Zukunft. Das liegt nicht mal daran, dass einige Schauplätze in dieser Millionenmetropole wie ausgestorben wirken – selbst an den Docks ist niemand zu sehen.

Das liegt eher daran, dass es keine extravaganten Gefährte oder Gerätschaften wie etwa zweibeinige Wächter oder dampfbetriebene Kutschen gibt. Nur die pompösen Luftschiffe deuten an, dass es sich hier um ein anderes 19. Jahrhundert handelt. Ready at Dawn geht mit seiner historischen Normalität zu sehr auf Nummer sicher und verpasst es, abseits der Mode und Gegenstände auch die Faszination des Alltags in diesem fiktiven London einzufangen. Auch jene des Horrors wird nur über die Werwölfe und zumindest den Besuch einer Irrenanstalt bedient.

  1. Eirulan hat geschrieben: 03.02.2021 11:10 Ziemlich genau exakt sechs Jahre nach meinem damaligen Durchspielen gestern wieder in der Konsole gehabt. Brauchte nach 70h Days Gone und 146h AC Valhalla mal wieder was Kurzes :)
    An die Story konnte ich mich nach den sechs Jahren gar nicht oder nur bruchstückhaft erinnern, insofern war es für mich fast "neu". Ich muss sagen, dass ich den Titel damals wesentlich negativer in Erinnerung hatte - vlt. dachte man da aber damals - wenn man gerade 60 EUR dafür gelatzt hatte und nach einem Tag durch war - auch anders drüber :lol:
    Für zwei Abende Hirne-aus-Popcorn-Kino ist der Titel jetzt meiner Meinung nach auch nicht schlechter als die jährliche CoD Kampagne oder andere cineastische Single-Player-Kampagnen. Zu schade, dass die Marke wohl verbrannt ist, das Setting hätte noch sehr viel Potential gehabt!
    Cineastische AAA Single-Player-Kampagne ;) Oh Mann wie ich wieder mal Lust hätte auf ein nicht sehr ausgelutschtes Setting mit strikter Story ohne Open World, ohne größer , weiter, schneller , DLC's , Multiplayer, Erweiterungen, Patches, Hotfixes etc. :mrgreen:
    Doch doch , im nachhinein war "The Order" recht interessant und ich hätte gewünscht man bastelt an einem zweiten Teil der die (Gameplay) Schwächen ausmerzt und das ganze Storytechnisch weiterentwickelt.

  2. Ziemlich genau exakt sechs Jahre nach meinem damaligen Durchspielen gestern wieder in der Konsole gehabt. Brauchte nach 70h Days Gone und 146h AC Valhalla mal wieder was Kurzes :)
    An die Story konnte ich mich nach den sechs Jahren gar nicht oder nur bruchstückhaft erinnern, insofern war es für mich fast "neu". Ich muss sagen, dass ich den Titel damals wesentlich negativer in Erinnerung hatte - vlt. dachte man da aber damals - wenn man gerade 60 EUR dafür gelatzt hatte und nach einem Tag durch war - auch anders drüber :lol:
    Für zwei Abende Hirne-aus-Popcorn-Kino ist der Titel jetzt meiner Meinung nach auch nicht schlechter als die jährliche CoD Kampagne oder andere cineastische Single-Player-Kampagnen. Zu schade, dass die Marke wohl verbrannt ist, das Setting hätte noch sehr viel Potential gehabt!

  3. Raskir hat geschrieben: 19.02.2020 19:11Ich weiß ehrlich gesagt nicht warum er nicht erfolgreich war. Vielleicht weil er nichts hatte womit man hausieren konnte, wie Joker (also Einzelstücke über die viele schwärmten). Er war durch und durch ein sehr guter Film aber für Mundpropaganda evtl ohne einen selling point. Ka, nur eine Vermutung. Es macht mir aber super Hoffnung auf dune. Gleicher Regisseur (hat ja auch prisoners gemacht, also guter Mann), ich bin sehr gespannt :)
    Gravity hatte übrigens diesen selling point. Fand den aber auch ziemlich schwach, da gefiel mir interstellar um Welten besser (wortspiele dürfen behalten werden :) )
    Blade Runner 2049 hat auch das Problem, dass es Blade Runner ist. Kultfilm sicher, aber nicht gerade Star Wars in Sachen Popularität. Und ist ja nicht so, dass nicht nur dem Film der Aufhänger fehlt; selbst die Geschichte des Films ist praktisch Bruchteil einer größeren Geschichte, die nach einem Nachfolger schreit.
    Beides ist nicht unbedingt eine Formel für Erfolg.
    Allerdings schön zu hören, dass er nun Dune macht.

  4. Achso was ich noch vergessen hab:
    Bladerunenr wurde ja in vielen Facetten aufgegriffen, von I Robot, Westworld (HBO), Detroid... aber wirklich gut und ein wenig schmutzig Umgesetzt halt nur von R. Scott. Da sieht man aber auch sehr gut den Zeitgeist. Den fand ich schon toll von 2049 eingefangen. Ist aber in etwa so wie bei den Terminator Filme, die hatten bei Teil 2, nicht so gute Computer - aber das Verleiht dem Film eine schöne raue Oberfläche!
    würde dir dahingehend altered Carbon empfehlen, falls noch nicht gesehen. Ki ist zwar kein zentrales Element, aber es ist schon sehr Richtung Bladerunner (einige Anekdoten und direkte Hommagen gibt es auch). Ebenfalls dreckig, zäher Einstieg inklusive :)
    Wenn es dir um KI Versoftungen geht, muss man ja noch ex Machina nennen. Und wenn du auf Manga stehst, der hierzulande recht unbekannte "Pluto", in dem Bereich eine absolute Referenz für mich :)
    Sorry für off topic

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1