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Mass Effect (Rollenspiel) – Mass Effect

Kann BioWare ohne die Macht von Star Wars im Rücken futuristisch begeistern? Mit Jade Empire haben die Kanadier bewiesen, dass sie auch ohne Lizenz das Flair exotischer Kulturen einfangen können. Mass Effect ist allerdings ein ganz anderes Kaliber. Hier soll ein episches Rollenspiel in einem neuen Universum stattfinden – inklusive filmreifer Präsentation, lebendiger Dialoge und moralischer Konflikte. Jetzt auch auf PC.

© Bioware / Microsoft

Falsche Antworten

Diese Maulwurf ähnlichen Außerirdischen sind vor allem in den Bereichen Schmuggel und Finanzen tätig. Das Kreaturendesign ist durch die Bank gelungen. (360)

BioWare gibt allerdings den Rahmen der Aktionen und Antworten vor. Und hier liegt eine Schwäche auf textlicher Ebene: Manchmal entsprechen die Antworten, die man geben kann, nicht dem, was Shepard später sagt. Und manchmal ist es egal, was man wählt, denn es kommt auf dasselbe heraus. Im Auswahlkreis werden verständlicher Weise aus Platzgründen nur verkürzte Varianten angezeigt, aber die unterscheiden sich teilweise stark von dem, was kommt. Wenn ich das neutrale „Was gibt es?“ auswählen kann und mein Charakter daraufhin recht angenervt „Die korrekte Anrede lautet Commander“ sagt, dann ist das etwas anderes.

Obwohl die Texte meist in etwa dem entsprechen, was ausgedrückt werden soll, gibt es immer wieder diese ärgerlichen Überraschungen: Wenn ich „Udina hat mich verraten“ auswähle und „Die Normandy bleibt am Boden“ herauskommt, oder wenn ich „Was ist mit meiner Crew?“ auswähle und „Die Normandy zu stehlen ist Meuterei. Wie wird meine Crew reagieren?“ herauskommt, dann ist das irritierend. Das hört sich zwar gravierender an, als es in seiner Konsequenz ist, denn man weiß ungefähr, dass die positiven und vorbildlichen Antworten meist ganz oben stehen – aber hier antworte ich manchmal ins Blaue hinein. Hätte man nicht ein System entwickeln können, dass mir die komplette Antwort vorher ausgegraut oder in Auszügen anzeigt?

Technik & Planeten

Dieser Alien ohne Gesicht predigt ohne Erlaubnis in der Citadel. Ein Offizier will ihn verjagen. Was tut ihr? (360)

Während Mimik und Gestik derzeit das Nonplusultra darstellen, schwankt die Kulisse zwischen sterilem Durchschnitt und atemberaubenden Ausblicken. Das Weite und Entfernte wird sehr gut dargestellt – vor allem, wenn man auf Planetenoberflächen auf zwei Monde oder feurige Himmelskörper blickt. Die Innenräume und Katakomben von der Citadel bis hin zu denen auf Planeten wirken jedoch fast schon klinisch leer. Natürlich hat dieser Stil durchaus seine Berechtigung, denn er unterstreicht das Flair der Science-Fiction der 80er Jahre – und das ist an einigen Stellen durchaus reizvoll. Weiß, Grau und Blau bestimmen die Farben, all die Terminals, die Leuchtreklame und Co sorgen dafür.

Außerdem scheint die Xbox 360 entweder an ihre technischen Grenzen zu kommen oder BioWare hat es nicht verstanden, sie richtig auszunutzen: Da sind einmal all die kleinen Ladephasen und Ruckler – flüssig läuft dieses Mass Effect nicht. Und dann steigt man aus einem Fahrstuhl oder betritt einen neuen Raum und sieht plötzlich schwammige Oberflächen auf Wänden und Charakteren. Was ist da los? Es dauert manchmal zwei bis drei Sekunden, bevor die scharfen Texturen endlich da sind – selbst in Zwischensequenzen! Das letzte Mal, dass ein Spiel solche Probleme hatte, war meines Wissens Halo 2 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=3158′)“>

auf der Xbox.

Was hat es mit den seltsamen Keepern auf sich, die überall in der Citadel die Technik warten? (360)

Sind die Texturen erstmal da, genießt man die Feinheiten an Waffen und Panzerungen. Mass Effect punktet jedoch unterm Strich eher mit seiner Vielfalt und den Waffeneffekten als mit grafischen Details. Man erkennt auch trotz einiger imposanter Szenen kleinere Schwächen: Endlich sind im Finale auch mal Pflanzen zu sehen, sie wuchern über dem ganzen Gelände, nur bewegt sich kein Blatt, wenn man hindurch läuft. Diese Diskrepanz zwischen Quantität und Qualität wird besonders auf den Planeten deutlich. Was hat man da für eine Auswahl: Man kann auf Dutzenden Himmelskörpern landen und sie erkunden – und das ist zunächst faszinierend! Immerhin gibt es ganz unterschiedliche klimatische Verhältnisse, es kann vulkanig rot sein wie auf dem Mars oder weiß und verschneit wie in der Arktis, es kann zerfurchte grüne Krater geben und fast schon metallisch graue Oberflächen.

Aber was herrscht da auf den zweiten Blick für eine landschaftliche Eintönigkeit! Nur die Farben ändern sich, die Struktur der Planeten bleibt immer eine Mischung aus flachen Ebenen und zerklüfteten Hängen. Es gibt keine Pflanzen, keine Bäume, keine Flüsse. Okay, das kann man wissenschaftlich erklären und das ist durchaus authentisch – die Erde ist immerhin etwas Besonderes. Aber wenn sie denn schon vorkommt: Warum kann ich nicht auf ihr landen, um mal ein paar Pflanzen zu sehen? Nur der Mond darf befahren werden. Und der ist kahl. Schade. Und wenn man aus klimatischen Gründen keinen Wald abbilden kann, warum baut man dann nicht wenigstens noch eine Stadt? Oder wenigstens Ruinen? Oder Konstrukte eines alten Weltraumhafens? Irgendwas?