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Two Worlds (Rollenspiel) – Two Worlds

Wann gab es das letzte gute Fantasy-Rollenspiel? Wann konnte man das letzte Mal mit Schwert und Schild in eine freie Spielwelt mit faszinierender Landschaft, spannenden Quests und offener Karriere abtauchen? Knapp ein Jahr ist es her, dass The Elder Scrolls IV: Oblivion auf hohem Niveau unterhalten konnte. Sechs Monate später enttäuschte Gothic 3. Jetzt will es Two Worlds wissen…

© Reality Pump / Zuxxez

Charaktererschaffung

Obwohl ihr euch weder Volk noch Klasse oder Anfangstalente aussuchen könnt, dürft ihr euer Äußeres anpassen. Weibliche Helden stehen zwar nur im verkorksten Multiplayermodus zur Verfügung, den wir auf der letzten Seite besprechen, dafür könnt ihr Hand an männliches Haar, Haut und Gesicht

Leider sind die Möglichkeiten der Heldenerschaffung sehr beschränkt – man hat kaum Auswahl an Frisuren; Bärte gibt’s gar nicht.

legen, selbst Wangenknochen und Augenabstand lassen sich verändern. Hört sich gut an, aber leider lässt sich mit dem Editor kein all zu individuelles Ergebnis erzielen – dazu fehlen mehr Frisuren und Barttypen. Das ist zu wenig, um einen eigenwilligen Typen zu erschaffen. Irgendwie kommt am Ende immer ein slawisch anmutender Held heraus; aber das ist kein Problem: der kann ja auch zufrieden stellen. Und spätestens, wenn ihr die zahllosen Rüstungstypen findet, die vom Helm über Handschuhe, Brustpanzerungen und Stiefel in allen erdenklichen Materialien und Farben reichen, ist auch eine Individualisierung möglich – alles wird sofort am Helden angezeigt, die Auswahl ist gigantisch.

Aber die ersten Schritte in der Spielwelt bestreitet man ohne Herzklopfen. Das Intro ist technisch mager, das erste Dungeon ist lieblos designt, die Gesprächspartner wirken hölzern. Was motiviert nach diesem schwachen Einstieg, der weder filmisch noch dramaturgisch packen kann? Die große Stärke des Spiels liegt in der Charakterentwicklung, denn die ist herrlich frei und angenehm komplex. Es gibt mit Lebenspunkten, Stärke, Geschicklichkeit und Willenskraft zwar nur vier Grundwerte, aber daneben zig Fähigkeiten vom Reiten über das Schwimmen, den Diebstahl, das Schlösser knacken, das Schleichen, dazu diverse Paraden und Attacken sowie vier magische Schulen. Was man allerdings nicht findet sind Softskills – also Charisma, Moral oder Überredungskunst. Es gibt kein Gut und Böse, keine Sympathiewerte oder ethisches Feedback wie z.B. in Star Wars: Knights of the Old Republic <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=2219′)“>

 (KotOR). Die Action steht im Vordergrund steht; man kann nur ganz wenige Quests, wie z.B. eine Brautwerbung, nur über Dialoge lösen. Im Gegensatz zu The Elder Scrolls IV <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=6001′)“>
(Oblivion) findet ihr hier auch keine Bücher oder Abhandlungen über die Welt – ihr erfahrt alles über Dialoge.

Freie Fantasy-Karriere

Man verbessert seine Fähigkeiten nicht durch Anwendung, sondern durch das Verteilen von Punkten, die nach jedem Aufstieg winken. Es gibt übrigens keine Levelbegrenzung: Wer nach zehn Stunden auf der 30. Stufe ist, hat also noch eine Menge vor sich. So manches neue Spezialtalent wie etwa das elegante Führen von zwei Klingen muss man allerdings bei einem Trainer erwerben, um es anwenden und entwickeln zu können. Ihr könnt euren Helden letztlich in allen kämpferischen und arkanen Richtungen schulen, ihr könnt ihn zum schleichenden Dieb oder zum präzisen Schützen ausbilden, ihr könnt Mischklassen formen, damit ihr sowohl kräftig zuschlagen als auch tödlich zaubern könnt. Ein Nekromant mit starkem Schwertarm? Kein Problem! Ein Meuchler mit vergifteter Klinge und Luftzauber? Bitte sehr!

Aber wen interessieren Bärte, wenn man irgendwann in voller Rüstung samt Helm so aussieht? Two Worlds ist ein Eldorado für Langschwert- und Kettenhemdfetischisten.

Obwohl es kein moralisches Feedback gibt, wird man machtpolitisch bewertet. Die Welt von Antaloor wird von sieben Fraktionen beherrscht: Magier, Händler, Krieger, die Rebellen und die Königstreuen warten in nahezu jeder Stadt mit Aufträgen. Hinzu kommen eine Diebesgilde sowie die gejagten Nekromanten. Erledigt ihr Botengänge, Überfälle oder gar Morde steigt ihr im Ansehen auf einer Skala von null bis zehn. Diese Karriere kann sich im doppelten Sinne lohnen: Die Händler gewähren euch z.B. Rabatte, die Rebellen lassen euch auf ihre Lager zugreifen. Und je besser euer Ruf, desto lukrativer und gefährlicher werden die kommenden Aufträge. Die Reaktionen auf euren Aufstieg sind lebendig: Ihr werdet freundlicher empfangen, man gewährt euch Zutritt zu allen Räumlichkeiten – hier macht Two Worlds richtig Spaß.

Und vor allem die Ausbildung neuer Talente ist motivierend. Findet ihr einen Trainer, könnt ihr neue passive oder aktive Fähigkeiten erlernen. Zu Beginn ist das noch alles erschwinglich: Ein Präzisionsschuss für Bogenschützen kostet läppische 300 Goldstücke. Habt ihr das erlernt, lässt sich das Ganze über die Verteilung von Skillpunkten noch ausbauen. Später kommen Finessen wie der mächtige Rundumschlag, die hinterhältige Attacke, der multiple Pfeilschuss oder das gezielte Entwaffnen der Gegner hinzu, die schon mal mit 10.000 Gold zu Buche schlagen.

Und alles ist nachvollziehbar: Jede verbesserte Effizienz, jede gesteigerte Wahrscheinlichkeit wird sofort angezeigt; so kann man sich gezielt verbessern. Allerdings hat die Fülle an Hintergrundberechnungen ihren Preis, denn in Two Worlds wird fast alles passiv erledigt. Sprich: Diebe müssen sich nicht mit einem Minispiel samt Dietrich abgeben, sondern klicken das Schloss an und der Würfelwurf entscheidet. Dasselbe gilt für den Taschendiebstahl oder selbst das Blocken mit dem Schild. Wer Pen&Paper-Spiele kennt, wird das allerdings nicht als störend empfinden. Außerdem gibt es auch aktive Fähigkeiten, die man wie in Online-Rollenspielen über Symbole in einer Menüleiste aktivieren kann: Ein Klick und man schießt multiple Pfeile, ein Klick und man schleicht, ein Klick und man stellt eine Falle auf.