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Guild Wars 2 (Rollenspiel) – Guild Wars 2

Es ist da. Endlich. Guild Wars 2. Nach endlos scheinendem Warten hat ArenaNet die Fortsetzung des Überraschungs-Hits aus dem Jahr 2005 veröffentlicht. So gespannt habe ich schon lange keinem Titel mehr entgegen gefiebert. Im mehrteiligen Erfahrungsbericht versuche ich aufzuklären, ob meine Erwartungen erfüllt werden.

© ArenaNet / NCSoft

Wie bei den „normalen“ Abenteuern in Tyria ist das Gefühl, gemeinsam an einer großen Sache zu arbeiten, während man seinem eigenen kleinen Schicksal folgt, enorm. Auch hier muss man keiner Gruppe angehören, um Spaß zu haben. Außerdem wird hier für eine relative Chancengleichheit gesorgt: Für sämtliche PvP-Auseinandersetzungen wird man auf Level 80 gehievt, wobei die Fähigkeiten sowie die mitgeführte Ausrüstung der „realen“

Durch kleine und große Belohnungen wird man in Tyria bei Laune gehalten.
Durch kleine und große Belohnungen wird man in Tyria bei Laune gehalten. © 4P/Screenshot

Charakterstufe entsprechen. Wer also z.B. mit Karma (die zweite wesentliche Währung in Tyria, wird erworben durch Missionen und Events) erworbene Spezialrüstung mit sich führt, kann diese hier auch nutzen.

Taktische Auswahl

Dennoch haben hochstufigere Figuren natürlich einen Vorteil. Sie können auf ein breiteres Spektrum an frei geschalteten Sonderfähigkeiten zurückgreifen, die trotz der sehr schnell komplettierten Waffenfähigkeiten für Unterscheidung innerhalb der einzelnen Klassen sorgt. Natürlich werden sich verschiedene Elementarmagier nicht gänzlich unterschiedlich spielen. Doch je nachdem, welche Waffe man mit sich führt, welche passiven Verstärker man gewählt  oder welche Elite-Fähigkeit man ausgesucht hat, ist die Rolle im PvP (oder auch bei Gruppen-Events im PvE) anders ausgelegt. Und damit eröffnet sich ein interessantes taktisches Potenzial, das auch in den Dungeons, aber vor allem im PvP ausgeschöpft werden muss, wenn man bestehen möchte.

Wenn die großen Gefechte zu unübersichtlich sind, kann  man sich auch im „kleinen“ PvP mit vorgegebener Ausrüstung vergnügen oder in Turnieren beweisen, was man bzw. seine Gilde auf dem Kasten hat. Die Felder der Ehre sind hier deutlich kleiner, die Gruppen, mit denen man sich bekriegt, ebenfalls. Doch die Intensität der Gefechte ist ebenso hoch, es kann zu aufreibenden Artillerie-Duellen kommen und die Abstimmung der Fähigkeiten bzw. Kommunikation innerhalb der für die Scharmützel zufällig zusammengewürfelten Gruppen ist sogar noch wichtiger.

Das Motivations-Rätsel

Es war ein langer beschwerlicher Weg bis zum Gipfel, aber die Anstrengung war es wert...
Es war ein langer beschwerlicher Weg bis zum Gipfel, aber die Anstrengung war es wert… © 4P/Screenshot

Ich bin auch nach der bisher investierten immensen Zeit immer noch überrascht, dass es mir schwer fällt, mich von Tyria loszureißen. Das Geheimnis ist nach einigem Überlegen weniger im Außergewöhnlichen zu finden. Denn wenn man es auf die kleinsten gemeinsamen Nenner herunterbricht, ist Guild Wars 2 auch nur „eines von vielen“ Online-Rollenspielen. Im Detail ist es dennoch mehr als das. Dadurch, dass man seine Spieler nicht so lange wie möglich ans Abo binden muss und dementsprechend „nach hinten raus“ Inhalte verknappt oder nur seinen lang zahlenden Kunden die besten Inhalte anbietet, gibt ArenaNet von Anfang an Vollgas. Dies ist eine spielpolitische Entscheidung, die ich nur gutheißen kann. Als man seinerzeit haufenweise Content ansagte, musste man skeptisch sein. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Zwar wird man in der Anfangsphase von den ganzen Möglichkeiten, Missionen, Events, Sehenswürdigkeiten, Aussichtspunkten etc. erschlagen – zumal man auch beinahe sträflich allein gelassen wird, wenn es darum geht, die Möglichkeiten zu erklären, die einem von Tyria angeboten werden. Aber wenn man die Grundsätze erst einmal verinnerlicht hat, was Online-Veteranen sicherlich leicht fallen wird,  kann man sich auf eine außergewöhnliche Reise freuen, die nahezu unbemerkt Stunde um Stunde frisst.