Veröffentlicht inTests

Guild Wars 2 (Rollenspiel) – Guild Wars 2

Es ist da. Endlich. Guild Wars 2. Nach endlos scheinendem Warten hat ArenaNet die Fortsetzung des Überraschungs-Hits aus dem Jahr 2005 veröffentlicht. So gespannt habe ich schon lange keinem Titel mehr entgegen gefiebert. Im mehrteiligen Erfahrungsbericht versuche ich aufzuklären, ob meine Erwartungen erfüllt werden.

© ArenaNet / NCSoft

Auch bei Verteilung der Erfahrungspunkte sowie Beutevergabe ist Guild Wars 2 sehr auf Fairness aus. Hat man maßgeblich Anteil am Ableben der jeweiligen Feinde bekommt man auch seine Belohnung, egal, wer oder wie viele mitgeholfen haben. Man merkt, dass sich ArenaNet viele Gedanken gemacht hat, wie man die Frustsituationen einiger

Mal bedrohlich, mal idyllisch, aber immer ansehnlich: Tyria überzeugt mit abwechslungsreichen Landstrichen.
Mal bedrohlich, mal idyllisch, aber immer ansehnlich: Tyria überzeugt mit abwechslungsreichen Landstrichen. © 4P/Screenshot

Konkurrenten schon im Vorfeld entschärft. Und das tut dem Spielfluss nur gut. Ich freue mich bereits auf die nächsten Stunden und Tage in Tyria: Meine Kampffähigkeiten sind ausgebildet, ab jetzt kommt es in den zunehmend härteren Gefechten (ich habe bereits einige Male das Zeitliche gesegnet) auf die Taktik, die Missionen und die Fortführung der Hauptaufgabe an.

Schlafende Probleme?

Doch es ist nicht alles gut in Tyria. Und damit meine ich nicht die in der Anfangsphase für Vorbestellungs-Frühstarter auftretenden, nervenden Probleme, die mittlerweile behoben scheinen. Einsteigern z.B. werden nach einer sehr stimmungsvollen Sequenz, in dem man seine selbst erstellte Figur das erste Mal als Protagonist (und erste Auswirkungen der Antworten im Rahmen der Charaktererstellung) erlebt, ins kalte Wasser geworfen. Bevor man überhaupt weiß, was Phase ist, muss man sich schon seiner Haut erwehren, erlebt einen (Tutorial-) Boss und hat auf einmal die Weite der Welt vor sich. Gerade weil man so viel erleben und machen kann, wäre es wünschenswert gewesen, wenn man etwas mehr an die Hand genommen würde und man hier und da mehr erklärt bekäme, ohne an einem zweiten Rechner das (Online-)Handbuch oder die Tutorial-Videos bemühen zu müssen.

Weg von Stereotypen: Jede Klasse kann mehr oder weniger gut heilen und alle können wiederbeleben.
Weg von Stereotypen: Jede Klasse kann mehr oder weniger gut heilen und alle können wiederbeleben. © 4P/Screenshot

Auch die Unübersichtlichkeit in den effektgeladenen Kämpfen stört gelegentlich. Dass ich dennoch nach der einen oder anderen Auseinandersetzung mit pochendem Herzen in meinem Stuhl (bzw. Sessel) zusammengesackt bin, zeigt jedoch, dass Guild Wars 2 in seinen Bann zu ziehen versteht. Es muss allerdings noch beweisen, dass die unterschiedlichen Klassen nicht nur inhaltlich, sondern auch mechanisch Variation bieten und z.B. im Kampf nicht zu gleichförmig werden.

Des Weiteren kann es nicht schaden, die Inventar-Verwaltung sowie die Händlerinteraktion zu optimieren. Zwar bekomme ich bei primärer Ausrüstung (Waffen, Kleidung) den Vergleich zur gerade angelegten angezeigt, bei Verbrauchsgegenständen ist aber nicht immer klar, was die Nutzung jetzt zum Ergebnis hat. Und schaut man sich bei Händlern sekundäre Ausrüstungsgegenstände wie Ringe, Amulette etc. an, bekommt man auch nicht immer die Unterschiede zu momentan verwendeten Teilen angezeigt. Außerdem zeigt sich die deutsche Lokalisierung als sehr wankelmütig, aber unter dem Strich in Ordnung. Mal sind die Sprecher gut, die Texte aber leicht fehlerhaft, dann wiederum passen die Stimmen gar nicht. Im Englischen ist die Stimmenauswahl etwas besser, allerdings muss jeder Sprecher mehrere Rollen sprechen, was sich leider negativ auswirkt. Aber: Man kann auch mischen und z.B. englische Sprache mit deutschen Texten wählen.

Zwischen-Ausblick

Glücklicherweise kommt gerade folgende Meldung: „Eine neue Version ist verfügbar. Euer Spiel wird in 3 Minuten 15 Sekunden neugestartet.“ Ich muss abschalten, Pause von Tyria machen. Aber es ist verdammt schwer. Denn trotz der bereits jetzt auffallenden Kleinigkeiten ist Guild Wars 2 eines der erfrischendsten Online-Rollenspiele der letzten Jahre – obwohl es an der bunten Oberfläche gar nicht so viel anders macht als andere, nur eben besser, stimmungsvoller und durchdachter. Ich hoffe, dass ArenaNet den Spannungsbogen nicht aus den Augen verliert und die Event-Mechanik weiterhin mit Überraschungen punktet. Doch selbst, wenn es „nur“ auf diesem Niveau weiterginge, bliebe sehr gute Unterhaltung – und dann würde ja immer noch der Kampf von Welt-gegen-Welt warten, um den ich mich wie um Handwerkskunst, die Unterwasser-Kämpfe, die Server-Performance oder den spielinternen Mikrotransaktions-Shop zu gegebener Zeit kümmern werde. Doch jetzt sind die 3 Minuten 15 Sekunden ohnehin vorbei. Ich muss wieder zurück…

Bis demnächst in Tyria…