Veröffentlicht inTests

Guild Wars 2 (Rollenspiel) – Guild Wars 2

Es ist da. Endlich. Guild Wars 2. Nach endlos scheinendem Warten hat ArenaNet die Fortsetzung des Überraschungs-Hits aus dem Jahr 2005 veröffentlicht. So gespannt habe ich schon lange keinem Titel mehr entgegen gefiebert. Im mehrteiligen Erfahrungsbericht versuche ich aufzuklären, ob meine Erwartungen erfüllt werden.

© ArenaNet / NCSoft

Doch Pay-to-win?

Ich bin kein Freund von Mikro-Transaktionen, doch wie bereits erwähnt, geht ArenaNet sehr behutsam mit den Shop-Möglichkeiten um und geißelt einen nicht. Natürlich würde ich mir als Standard ein größeres Bankschließfach wünschen – oder zumindest, dass man

Die Schwarzlöwen-Handelsgesellschaft hat ihren Dienst angetreten - und wird als von überall erreichbares Auktionshaus häufig genutzt.
Die Schwarzlöwen-Handelsgesellschaft hat ihren Dienst angetreten – und wird als von überall erreichbares Auktionshaus häufig genutzt. © 4P/Screenshot

vollgepackte Säcke oder Kisten dort deponieren kann. Und auch mehr als die fünf zur Verfügung stehenden Charakterplätze hätte ich gern gesehen. Doch letztlich kann ich auch nach dutzenden Stunden Spielzeit sagen, dass mir nichts fehlt. Fehlenden Inventarplatz z.B. kann ich durch mein Dasein als Schneider sowie die Anfertigung größerer Taschen kompensieren – oder ich verschiebe meine Rohstoffe sowie Verbrauchsmaterialien gleich direkt in den „Sammelbereich“, den ich von der Werkstatt bequem aufrufen kann. Und was die anderen Goodies betrifft: Vielleicht kann ich über den Handelsposten, quasi das Auktionshaus  der Schwarzlöwen-Handelsgesellschaft, genug Gold und Silber verdienen, um mir den einen oder anderen Luxus leisten zu können. Denn trotz kleinerer Ausfälle hier oder da, in denen man wegen Wartungsarbeiten keinen Zugriff hatte, ist die Börse mittlerweile funktionsfähig und wird rege genutzt.

Nachfrage und Angebot

Ernsthaft? Ein Goldstück für ein Stück Juterest?
Ernsthaft? Ein Goldstück für ein Stück Juterest? © 4P/Screenshot

Das Einstellen von Angeboten, das man von überall erledigen kann (praktisch, wenn man seltene Gegenstände bekommen hat, sie aber wegen Klassenbeschränkung nicht nutzen kann oder sie wiederverwerten möchte), ist einfach: Man wählt aus seinem Inventar den Gegenstand aus und hat nun mehrere Optionen. Falls das Objekt bereits angeboten wird (sehr wahrscheinlich), kann man entweder den Verkaufspreis an den niedrigsten Verkäufer anpassen oder dem höchsten Käuferpreis entsprechen. Oder aber man geht gegen alle Konvention und gibt seinen Wunschverkaufspreis ein, in der Hoffnung, dass die Ware irgendwann knapp wird und auch der eigene Preis akzeptiert wird.
Dann klickt man nur noch auf „OK“ und die Ware wird aus dem Inventar entfernt. Solange kein Verkauf stattfand, kann man natürlich alles stornieren und wieder in den eigenen Rucksack überführen.

Auch die Suche und der Kaufabschluss lassen sich von überall in Tyria erledigen. Man gibt einfach einen Suchbegriff ein, z.B. „Juterest“ und bekommt sofort eine Liste aller

Wenn ca. 40 Spieler gleichzeitig auf den Boss einschlagen und der sich nach Kräften wehrt, ist das Ergebnis ein Effekt-Gewitter sondergleichen...
Wenn ca. 40 Spieler gleichzeitig auf den Boss einschlagen und der sich nach Kräften wehrt, ist das Ergebnis ein Effekt-Gewitter sondergleichen… © 4P/Screenshot

verfügbaren Angebote sowie wie viele zu diesem oder jenen Preis noch verfügbar sind. Allerdings sehe ich nicht ein, derzeit mehr als 30 Kupfer im Sofortkauf für ein Stück zu zahlen – auch wenn ich eigentlich Rohstoffe bräuchte, um mein Schneiderlein weiter arbeiten zu lassen und dort Erfahrung zu bekommen. Mal sehen, ob jemand auf meinen deutlich niedriger liegenden „Wunschpreis“ reagiert und meine Bestellung für 100 Stück à 10 Kupfer erfüllt. Ansonsten muss ich mich einfach langsamer fortbilden oder hoffen, dass meine überflüssigen Rohstoffe im Preis steigen. Das ökonomische System befindet sich ja noch in der Aufbauphase. Aber es hatte schon ein positives Ergebnis: Der Preis für Edelsteine ist gesunken. Bekam man für zehn Silber vor etwa einer Woche nur etwa 20 bis 25 Klunker, kriegt man jetzt (Stand 06.09.2012) schon 37. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob ArenaNet seiner zusätzlichen Einnahmequelle nicht irgendwann einen Inflationsriegel vorschiebt.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass man seine Erlöse und die gekauften Gegenstände nur an den stationären Posten abholen kann – was mich aber nicht stört, da der Teleport einen umgehend in die Nähe der jeweiligen Schwarzlöwen-Mitarbeiter bringt.

Ausblick

Augenringe und Müdigkeit sprechen eine deutliche Sprache: Guild Wars 2 hat mich in seinen unbarmherzigen Krallen und lässt nicht von mir ab.  Natürlich hat mittlerweile eine gewisse Routine eingesetzt, Überraschungen bei den Events gibt es nur noch selten – aber es gibt sie. Zusätzlich nimmt die persönliche Erzählung immer mehr Fahrt auf, es gibt auch im Mittelteil und Richtung Ende Inhalte en Masse – Grind ist nicht einmal ansatzweise in Sicht. Und mit den Dungeons hat Tyria noch ein weiteres Motivations-As gezogen, das mich sicherlich noch länger beschäftigen wird. Es wäre doch gelacht, wenn ich das Kleidungsset nicht vervollständigen kann! Das mittlerweile funktionierende Auktionshaus werde ich trotz aller guten Ansätze und der bislang ausgewogen scheinenden Preisregulierung über Angebot und Nachfrage einerseits sowie preisgebundenen Bestellungen andererseits dafür nicht bemühen können. Eines steht zum jetzigen Zeitpunkt fest: Der Award ist Guild Wars 2 nicht mehr zu nehmen. Es macht zwar unter dem Strich nicht so viel anders. Aber das, was es macht, macht es richtig und legt im Detail vor allem auf eines wert: Den persönlichen Spaß für den Spieler, egal ob er als Solist unterwegs ist, sich in die „offenen“ Gruppen einsortiert oder vorrangig mit Gilden um Anerkennung kämpft – und das abseits von Abo-Gebühren. Im nächsten und vermutlich letzten Teil werden die Spieler-gegen-Spieler-, die Welt-gegen-Welt-Auseinandersetzungen sowie die Personalisierung das Zünglein an der Wertungswaage sein.